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Zum fünften Geburtstag ein Blick hinter die Kulissen des MagazinsWie kommen all die Texte auf Oberhessen-live?

REGION (jal). Am 1. Dezember 2013 machte es irgendwann kurz Klick – und Oberhessen-live war tatsächlich nach etlichen Stunden Vorarbeit online! Wir wollen an diesem Jubiläum nicht nur zurückblicken, sondern auch für Transparenz sorgen. Wie kommen all die Texte eigentlich auf Oberhessen-live? Wo stammen die Infos her? Für welche Artikel bekommt unser Magazin Geld – und für welche nicht? Die Antworten darauf gibt es hier.

In den fünf Jahren, in denen OL über unsere Region berichtet, sind doch etliche Meldungen, Interviews und Reportagen zusammengekommen. Mehr als 14.000 Artikel sind bei OL inzwischen online. Oberhessen-live hat sich als Aufgabe gesetzt, unsere Region zu informieren. Wir machen Journalismus für den Vogelsberg und darüber hinaus. Das ist unser Beruf.

Doch was für uns als Team hinter OL selbstverständlich ist, wirft bei manchen Lesern immer wieder Fragen auf. Sie wundern sich beispielsweise, was die ganze Werbung auf OL soll. Oder fragen sich, woher unser Magazin seine Infos bezieht. Und immer wieder kommt auch die Frage auf, wie man es schafft, dass über den eigenen Verein, das eigene Hobby oder die eigene Firma auf OL berichtet wird. Hier versuchen wir die Antworten auf all das zu geben.

Woher bekommt OL die meisten seiner Informationen?

Selbst die größte Tageszeitung der Welt kann nicht von jedem Ereignis selbst berichten. Nachrichtenagenturen helfen ihr dabei, dennoch alles im Blick zu behalten. Doch auf lokaler Ebene gibt es solche Helfer nicht. Große Agenturen wie die dpa interessieren sich nicht für die Weihnachtsfeier der Romröder Feuerwehr. Wir tuen das schon – nur können auch wir nicht überall gleichzeitig sein. Deswegen stützen sich viele Nachrichten bei OL auf Pressemitteilungen, die Vereine, die Politik oder auch die Polizei an uns senden. Das geht ganz leicht – über eine Mail an redaktion@oberhessen-live.de

Prüft OL die Infos nach, die das Magazin über Pressemitteilungen erhält?

Ja, ansonsten wären wir kein journalistisches Magazin. Nur muss man natürlich unterscheiden. Eine Ankündigung des Naturschutzbundes zum gemeinsamen Besuch eines Sees in der Region ist weniger kritisch, als wenn die Polizei über ein vermeintliches Verbrechen berichtet oder ein Unternehmer sich selbst über den Klee lobt. Wann immer es wichtig und geboten ist intensiver nachzuforschen, tun wir das.

Nur manchmal gibt es eben nicht mehr Informationen, als beispielsweise in der Mitteilung der Polizei zu lesen ist. In solchen Fällen wird der Text vorsichtiger. Wir machen einen Schritt zurück, setzten Aussagen in den Konjunktiv, verweisen mehrfach darauf, woher die Informationen stammen. Wenn wir schreiben: „Der Polizei zufolge soll der Mann ein Messer dabei gehabt haben“, heißt das nicht, dass wir den Beamten nicht glauben. Wir wissen selbst nur nicht zweifelfrei, ob es tatsächlich so war. Deswegen können wir die Schilderung nicht als Tatsache darstellen und schreiben „der Mann hatte ein Messer dabei“.

Erscheinen Pressemitteilungen bei OL genau so, wie sie geschickt werden?

Nein. Wie oben bereits angeklungen, überarbeiten wir die Texte. Wir versuchen nicht nur, Behauptungen so gut es geht zu überprüfen, sondern bearbeiten den Text auch sprachlich. Wir stellen das Wichtige nach vorne, streichen aus unserer Sicht unwichtiges heraus, übersetzen Fachvokabeln. In einer Zeitungsredaktion spricht man gerne von dem Küchenzuruf eines Textes, der Kernaussage einer Nachricht also. Die versuchen wir zu finden und an den Anfang zu stellen.

Es kann aber auch sein, dass wir die Pressemitteilung gar nicht veröffentlichen, weil sie schlicht für unsere Leser zu uninteressant ist, oder dass wir die Mitteilung als Anlass nehmen, einen eigenen Text zu recherchieren – der dann einen ganz anderen Dreh als die Presseerklärung hat. Wenn sich ein Bürgermeister beispielsweise überschwänglich selbst für den eigenen Haushalt lobt, setzten wir uns gegebenenfalls aufgrund seiner Pressemitteilung hin, rechnen nach und bringen dann einen Artikel, der zeigt, wie schlecht es in Wahrheit um die Finanzen der Stadt bestellt ist.

Wenn öffentliche Stellen mauern, hakt Oberhessen-live mit Nachdruck nach. Behörden, Städte und Kommunen haben gesetzlich geregelte Auskunftspflichten der Presse gegenüber. Darauf pochen wir in solchen Fällen. Es kam auch schon vor, dass OL in Zusammenarbeit mit der Journalistengewerkschaft DJV eine Klage gegen eine Stadt geprüft hat, um an für die Öffentlichkeit wichtige Zahlen und Fakten zu gelangen.

Gibt es einen Weg, Texte bei OL zu veröffentlichen, ohne dass Sie bearbeitet werden?

Ja, die gibt es. Nur gelten diese Texte dann nicht mehr als redaktioneller, journalistischer Inhalt. Es gibt die Möglichkeit, fertig geschriebene Texte eins zu eins online zu stellen, aber die kennzeichnen wir dann gut und für jeden sichtbar als Anzeige. Wir halten unsere Leser für mündig genug, dass sie diesen Text dann entsprechend kritisch lesen und bewerten. Die Möglichkeit, eine solche Volltextanzeige zu schalten, steht Firmen, Vereinen, Kommunen und Privatpersonen gleichermaßen offen. Kostenpunkt: 100 Euro.

Warum sind so viele Werbebanner auf OL zu sehen?

Oberhessen-live ist für die Mitarbeiter dahinter kein Hobby, sondern ihr Beruf. Dennoch sind die Inhalte des Magazins bisweilen für die Leser kostenlos. Um nicht draufzulegen und OL am Leben zu erhalten, braucht es schlicht und einfach die Werbung. Wir haben jedoch auch Werbeideen entwickelt, die weniger störend sind als die bunten Banner am Rand – und für Werbende sogar mehr bringen. Darum geht es in der nächsten Frage.

Übrigens: Spezielle Artikel und Werbeplätze mögen käuflich sein, OL als solches ist es nicht! Das hat man bei unserer Berichterstattung über den Untreue-Skandal bei der Sparkasse Oberhessen gemerkt. Obwohl das Institut schon lange ein großes Banner auf OL geschaltet hatte, hat unser Magazin kritisch, intensiv und investigativ über die Vorgänge berichtet.

Ich habe ein Unternehmen und möchte, dass OL über mich berichtet. Welche Möglichkeiten gibt es dazu?

Werbung muss weder nerven noch mit übertriebenen Botschaften den potenziellen Kunden erschlagen. Bei OL gibt es die Möglichkeit, Werbung mit Mehrwert zu schalten. Werbung, die die Leser freiwillig und gerne konsumieren und sogar selbst weiterverbreiten. Die Rede ist von sogenannten Sonderthemen. Für ein Sonderthema können wir zum Beispiel mit einem Friseur über die aktuellen Haartrends sprechen. Oder ein Mitarbeiter eines Elektrofachmarkts erklärt uns, was man beim TV-Kauf beachten muss. Was bei unseren Lesern extrem gut ankommt sind Firmenporträts. Reporter von OL kommen vorbei uns stellen ihren Betrieb vor. Mit tollen Fotos und mitunter auch einem Video. Wir bringen nur Sonderthemen, in denen wir für unsere Leser einen direkten Nutzen sehen. Sie möchten selbst bei uns ein Sonderthema buchen? Hier geht es zu unseren Ansprechpartnern.

Gibt es eine Zensur für redaktionelle Texte bei Oberhessen-live?

Wir mögen ein kleines Magazin sein, doch das hohe Gut der Pressefreiheit ist auch uns extrem wichtig. Deswegen bestimmt selbstverständlich keine Partei, kein Bürgermeister und kein Unternehmen, was, wann auf OL erscheint. Bei Sonderthemen und Anzeigen haben die Webenden gewisse Mitspracherechte, die Hoheit über den Artikel liegt jedoch immer bei OL.

Unser Magazin hält sich an die in Deutschland übliche, jedoch nicht rechtlich vorgeschriebene Praxis und legt Wortlautinterviews, also Texte, die ein Frage-Antwort-Gespräch wiedergeben, dem Interviewten vor Veröffentlichung vor. Damit sichern sich beide Seiten ab. Der Interviewpartner kann sicher sein, nicht komplett falsch verstanden worden zu sein und uns Journalisten kann nicht passieren, dass der Interviewte später behauptet, das habe er alles so nie gesagt. Will der Interviewpartner das aufgeschriebene Gespräch zu sehr verändern, lehnen wir eine Veröffentlichung ab. Um Einschätzen zu können, was wirklich gesagt wurde, nehmen wir Interviews meistens akustisch auf – jedoch nie, ohne den Interviewten vorher um Erlaubnis zu fragen.

Führen wir ein Interview offen vor der Videokamera, wird das Gespräch jedoch nicht zur Freigabe vorgelegt. Auch das ist in Deutschland so üblich. Wenn man ein Gespräch abtippt, können beim Übersetzen des gesprochenen Wortes in einen vernünftigen Text leichter Fehler passieren. Dieses Problem hat man bei einem Videointerview nicht. Die „Gefahr“, dass das Gespräch im Schnitt verfälscht wird, mutet man dem Interviewten zu, um die Pressefreiheit nicht zu sehr einzuschränken und Zensur zu ermöglichen.

Fließtextberichte, in denen nur einige Zitate vorkommen, werden bei OL nicht gegengelesen. Nur in ganz harten Ausnahmefällen, wenn es um hoch emotionale oder extrem technische und schwer verständliche Sachverhalte geht, senden wir den Leuten, um die es in dem Text geht, ausgewählte Passagen zu. Anders kann sonst die freie und kritische Berichterstattung nicht gewahrt werden. 

Warum löscht OL einige Leserkommentare?

Der freie Meinungsaustausch ist für eine Demokratie lebenswichtig, für uns als Journalisten hängt davon nicht weniger als die Möglichkeit ab, unseren Beruf sicher ausüben zu können. Deswegen gibt es schon seit Tag 1 die Möglichkeit bei OL für Leser, Artikel zu kommentieren. Jedoch machen Hass und Hetze auf vor der Kommentarspalte auf OL nicht halt. Aus presserechtlichen Gründen überprüfen wir jeden einzelnen Kommentar und verglichen mit anderen Seiten lassen wir viel durchgehen. Doch bei manchen Beiträgen werden nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks, sondern auch die des Strafrechts überschritten. Solche Posts fliegen von der Seite.

Welche Beiträge genau unangemessen sind, entscheidet die Redaktion. Manchen Lesern sind die Kommentare auf OL zu rechts oder zu links. Doch zur freien Meinungsäußerung in einer Demokratie gehört es auch, die Position des Gegners auszuhalten – wenn sie denn einigermaßen gesittet und zivilisiert vorgetragen wird. In Fällen, in denen mit solchen Kommentaren erst gar nicht zu rechnen ist, behält sich OL das Recht vor, die Kommentarfunktion komplett zu sperren.

Ich möchte mich als Leser sichtbarer zu einem Thema äußern als unter einem Artikel zu kommentieren. Wie kann ich das tun?

Dafür gibt es bei OL wie in einer klassischen Tageszeitung den Leserbrief. Der Leserbrief steht allen Lesern von Oberhessen-live offen, die keine besondere Stellung wie ein politisches Amt Inne haben oder für einen Verein sprechen. Anders ausgedrückt könnte man sagen: Der Leserbrief ist die Pressemitteilung für Privatpersonen. Jedoch gibt es für Leserbriefe bei OL ähnlich wie bei Printzeitungen besondere Regeln: So muss sich der Beitrag auf einen Artikel bei OL, mindestens jedoch auf ein lokales Ereignis beziehen. Der Brief wird mit Klarnamen und der vollständigen Adresse des Absenders veröffentlicht. Die Redaktion behält sich das Recht vor, den Brief zu kürzen oder abzulehnen. Die Veröffentlichung ist für Leser kostenlos.

Ich habe Anregungen für OL. Wie kann ich die loswerden? 

Wie manche bereits mitbekommen haben dürften, hat OL seit dem Wochenende ein neues Design. Das wollen wir ständig weiter verbessern. Wir freuen uns über jede Anregung aus der Leserschaft. Schreiben Sie uns also einfach: Welche Funktion vermissen Sie noch auf OL. Soll das Wetter prominent angezeigt werden? Oder die lokalen Spritpreise? Zögern Sie nicht, uns Ihre Wünsche zu schreiben. Wir prüfen, ob der Wunsch in unser Konzept passt, technisch möglich ist und setzen ihn dann gerne um.

Sie können uns auch jederzeit schreiben, wenn Ihnen etwas einfällt, über das OL intensiver berichten sollte. Jeder Lesermail ist willkommen. Die Mailadresse: redaktio@oberhessen-live.de  – oder kontaktieren Sie uns über Facebook und Twitter. Und wer sich in unseren WhatsApp-Verteiler einträgt, der bekommt nicht nur Eilmeldungen direkt aufs Handy, sondern kann auch bequem übers Smartphone mit uns kommunizieren.

4 Gedanken zu “Wie kommen all die Texte auf Oberhessen-live?

  1. Zu Leserbriefe
    Zitat :“ Der Brief wird mit Klarnamen und der vollständigen Adresse des Absenders veröffentlicht “
    Ich frage mich, wie da Verfassernamen wie : Gastro, Ando, NHS, Bürger, usw., usw. erscheinen. Wenn ICH meine Meinung kundtue, stehe ich dazu.
    MfG Hans-Jürgen Zimmer aus Alsfeld

    1. Hallo Herr Zimmer. Dies hier sind keine Leserbriefe, sondern Kommentare. Leserbriefe erscheinen als echter, eigenständiger Artikel. Liebe Grüße aus der Redaktion.

    2. @ Hans-Jürgen Zimmer aus Alsfeld
      Dann haben Sie wohl noch keinen Shitstorm Marke „Julius“ (allerdings in diesem Fall auch häufig nicht ganz unverdient) gelesen. Ich jedenfalls sehe nicht ein, warum ich meinen Klarnamen in den Dreck treten lasse, weil irgendein primitiver Mob hier gegen jeden Kommentar wütet, der länger als zwei Zeilen ist und zum Verständnis mehr als zwei Gehirnzellen oder zwei Jahre Schulbesuch erfordert.

  2. …wird unmittelbar sichtbar, wenn man die OL-Mannschaft bei der Arbeit sieht. Freue mich über den Mut, in einem sehr „vernetzten“ Landkreis mit sehr „gewachsenen“ Strukturen die Funktion der 4. Gewalt wahrzunehmen, den Mächtigen auf die Finger zu schauen.

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