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Deutschen Stiftung Denkmalschutz überreichte Spendengelder an die Stadt Alsfeld75.000 Euro für die Fassade des Neurathhauses

ALSFELD (cdl/ol). Das Jahr fängt gut an in Alsfeld: Heute Nachmittag hat Ulrich Althaus, Ortskurator Marburg der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, gemeinsam mit Holger Petri von der Lotto Hessen einen symbolischen Fördervertrag für das Neurathhaus an Bürgermeister Stephan Paule überbracht.

Die Förderung wird möglich dank der Lotterie Glücksspirale, deren Destinatär die Stiftung ist. Dank der Förderung stehen weitere 75.000 Euro für die Fassadeninstandsetzung des mächtigen Fachwerkbaus zur Verfügung. Bereits 2014 konnte die Stiftung als Destinatär der Glücksspirale, der Rentenlotterie von Lotto, die Kommune bei den Arbeiten an ihrem Regionalmuseum mit 50.000 Euro unterstützen. Das geht aus der Pressemeldung zum heutigen Empfang im Rathaus hervor. Aufgrund des Wetters wurden die Gäste im historischen Rathaus empfangen und nicht im geförderten Gebäude. Nach der Übergabe führte Bürgermeister Stephan Paule die interessierten Gäste noch durch das Rathaus und im Anschluss gab es einen Rundgang durch das Neurathhaus.

„Unverhofft kommt oft. Die weitere Förderung erfüllt uns mit großer Freude“, bedankte sich Stephan Paule bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Darüber hinaus machte er auf die gerade anlaufenden Projekte zur Altstadtsanierung aufmerksam. Altstadtsanierung 2.0 und Fachwerkstadt Alsfeld seien hier die Stichworte, berichtete er seinen Gästen.

Neurathhaus: ein Bau aus der Spätrenaissance mit großer Geschichte

Der nach seinem Erbauer benannte Fachwerkbau in der historischen Altstadt ließ 1688 der fürstliche Vogt Constantin Neurath als stattliches Gebäude mit vier Geschossen und einem hohen Satteldach errichten. Das Erd- und ein Zwischengeschoss stehen in Ständerbauweise auf einem Sandsteinsockel. Das Fachwerk zieren reiche Schmuckformen, Stabmotive und geflügelte Engelsköpfe, die Brüstungsfelder der Obergeschossfenster rautenförmige Gefachvertäfelungen und Zierstreben. Neben dem Erker am Ostgiebel sind Fassadenmalereien mit Szenen der Schöpfungsgeschichte erhalten. Auch das Hoftor in der Mitte des Gebäudes sowie die daneben eingebaute Eingangstür sind mit reichen Schnitzereien verziert. Die prächtige Fassade ist ein herausragendes Beispiel der hessischen Spätrenaissance, berichtete die Deutschen Stiftung Denkmalschutz über das Gebäude, in dem das Alsfelder Museum untergebracht ist.

„Wir als alte Stadt in Marburg habe nicht ein solches Haus“, hob Althaus die besondere Architektur des Neurathhauses hervor. Darüber hinaus war er voll des Lobes für historische Alsfelder Kernstadt. Nicht viele Städte in Deutschland hätten ihr Charakteristik beibehalten können. Das sei auch ein großer Verdienst der Bürger, die mit viel Risiko zu Beginn der 70er Jahre hohe Summen an Eigenkapital für die Instandhaltung ihrer Häuser aufgebracht hätten. „Ich habe höchsten Respekt, dass ihre Bürger mit anpacken. Das gilt auch für die 16 Stadtteile“, so Althaus. Man müsse im Rathaus nur aus dem Fenster schauen und sei erschlagen von wunderschönen Baudenkmälern.“Uralte Bauwerke machen unsere Dörfer und Städte einmalig und unverwechselbar“, betonte Althaus.

Sanierung des Neurathhauses und des Museums in vollem Gang

Unsachgemäße Sanierungsmaßnahmen aus der Vergangenheit und mangelnde Bauunterhaltung hätten massive Schäden am Holz verursacht. So fänden sich umfangreiche Silikon- oder  Epoxidharzabdichtungen in den Fassadenfugen zwischen Balken und Gefachen. Durch Bohlen und Bretter vor dem Fachwerk hätten tierische und pflanzliche Schädlinge das Holz am Fachwerkgerüst angegriffen. Eine im 2. Obergeschoss eingebrachte Estrichlage habe jahrelang die darunter liegenden massiven Schäden verdeckt, die durch eindringende Feuchtigkeit entstanden und in ihrem Ausmaß erst nach Beginn der Arbeiten ersichtlich wurden.

Derzeit werde der Bau einer Komplettsanierung unterzogen, Statiker, Architekt und Denkmalpfleger erarbeiten gemeinsam tragfähige Lösungen. Die Holzbalken an der Fassade seien bisher nur gestrahlt und von alter Farbgebung befreit worden, erste Schutzmaßnahmen der noch zu restaurierenden Fassadenmalereien vorgenommen. Die Farbgebung der Fassade werde in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege restauratorisch untersucht. Nunmehr ständen die Mittel für den 2. Bauabschnitt der Fassadenrestaurierung zur Verfügung.

Vor bald 50 Jahren zuletzt in der Kernstadt kräftig saniert

Zu Beginn der 1970er Jahren sei das Neurathhaus im Rahmen der Altstadtsanierung gemeinsam mit dem benachbarten Minnigerode-Haus als Regionalmuseum ausgebaut worden. Das Neurathhaus gehöre nun zu den rund 180 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der Glücksspirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen im vergangenen Jahre habe fördern können. Mit den Geldern der Lottospieler fließe viel Geld in soziale Projekte und nicht nur in den Denkmalschutz, erklärte Holger Petri von Hessen Lotto. Beispielsweise würden Gelder für die Flüchtlingshilfe oder Sozialhilfe aufgebracht. Somit würde jeder Lottospieler auch indirekt was an die Allgemeinheit zurückgeben. „Ich kann nur an die Stadt appellieren, erhalten sie dieses Ensemble“, spannte Petri den Bogen zurück zum Denkmalschutz.

Bevor sich die Gäste gemeinsam mit Bürgermeister Paule auf den Rundgang machten, hatte Althaus noch eine Bitte. Im Vogelsbergkreis gebe es so viele Kulturdenkmäler, daher sollte man darüber nachdenken, im Kreis ein eigenes Kuratorium für den Denkmalschutz zu installieren.

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