Gesellschaft0

Top-Fotograf Gerd Ludwig präsentiert sein Werk in Los Angeles – Videovortrag in Englisch„Born in Alsfeld, Germany“

ALSFELD/LOS ANGELES (aep). So ein Dasein als Reportagefotograf schwebt stets zwischen zwei lebendigen Polen: der Herstellung von Bildern einerseits und der Präsentation jener Fotos, die bei diesen Erlebnissen bis Abenteuern entstanden sind. Wenn man als Reportage-Fotograf Gerd Ludwig heißt, findet beides auf höheren Ebenen statt: Die Fotos entstehen an Orten wie dem Tschernobyl-Reaktor, in der Transsibirischen Eisenbahn oder auf Moskauer Schwarzmärkten – und die Präsentation schonmal im New Yorker Museum of Art, in Peking oder einem aufwendigen Buch.

OL-LuddeKind-1204

Umweltverschmutzung in Russland und die Folgen für die Menschen waren mehrfach Thema bei Reportage-Reisen Ludwigs. Foto: Gerd Ludwig

Aktuell durfte der aus Alsfeld stammende und in Los Angeles lebende Fotograf von National Geografic so etwas wie sein Lebenswerk – und sein aktuelles Projekt – präsentieren: in der Ostküsten-Metropole der USA bei Annenberg Space for Photography. Das ist ein multimediales Kulturzentrum für Fotografie, in dem manche große Namen auftauchen. „Born in Alsfeld, Germany“, kündigt die Moderatorin den 66-jährigen Gerd Ludwig an, der danach eineinhalb Stunden lang mit Hilfe vieler Bilder etliche Stationen seiner jahrelangen Arbeit überall auf der Welt Revue passieren lässt – um zuletzt auf sein aktuelles Werk zu kommen: ein Buch über die Tschernobyl-Katastrophe.
Nicht nur für Fotografen könnte dieser Vortrag spannend sein, den Gerd Ludwig – natürlich – in gut verständlichem Englisch hält.

oL-LuddeReaktor-1204

Im Katastrophenreaktor von Tschernobyl: Kein westlicher Fotograf war je tiefer in der Ruine. Foto: Gerd Ludwig

Für sein Buch hatte Gerd Ludwig den Reaktor und die Todeszone drum herum noch mehrere Male besucht und ein umfangreiches Werk zusammengestellt, das mehr ist als ein reines Fotobuch (Oberhessen-live berichtete). Es heißt „Der lange Schatten von Tschernobyl“, und dafür sucht er auch noch Unterstützung über die Kickstarter-Crowdfunding-Plattform.

In dem Annenberg-Kulturzentrum erzählt Gerd Ludwig aber auch von einem Werk, das er vor Jahren aus reiner Lust am Fotografieren und an interessanten Bildern anging – dem einzigen, für das er je in Los Angeles die Kamera in die Hand nahm: „Sleeping cars“. Der Fotograf, der es gewohnt war, für Reportagen aus dem Moskauer Nachtleben ganze Nächte in Diskotheken und Bordellen zu arbeiten, so erzählt er dem Publikum, verbrachte wieder zu Hause seine schlaflosen Nächte damit, alte, abgestellte Autos und Oldtimer zu suchen und abzulichten. „I was looking for cars that give you the feeling of sleeping“. Schlafende Autos eben. Damit stiftete er manchmal auch Verwirrung – etwa als Polizisten ihn ansprachen, was er da tue. Er fotografiere „sleeping cars“ – „Oh, yea!“

OL-LuddeAlsfeld-1204

Über den Dächern seiner Heimatstadt: Gerd Ludwig ist immer wieder auch in Alsfeld zu Besuch – hier für eine HR-Reportage auf dem Turm der Walpurgiskirche. Foto: aep

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren