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LESERBRIEF: Schließung der GeburtshilfeBetroffenheit, Krokodilstränen und dann?

LESERBRIEF|ALSFELD. Betroffenheit, Krokodilstränen und dann? Die beabsichtigte Schließung der Geburtshilfe löst allenthalben Betroffenheit aus, bei den Kommunalpolitikern der Großen Koalition sind auch Krokodilstränen dabei.

Insgesamt wird die Gewissheit verbreitet, dass alles menschenmögliche getan worden sei, die objektiven Bedingungen aber keine Rettung zuließen. Diese Haltung ist grundfalsch und man sollte nicht zulassen, dass CDU und SPD sich in Sachen Geburtshilfe mit Verweis auf Berlin und Wiesbaden einfach in die Büsche verdrücken können. „Zu hohe Kosten stehen zu geringen Geburtenzahlen gegenüber“, konnte man gerade in einem Kommentar einer Vogelsberger Zeitung lesen. Aber was ist der Maßstab für zu hohe Kosten. Oder anders gefragt: Was muss den Vogelsberger*innen eine gute und anspruchsvolle Gesundheitsversorgung wert sein?

Ein gewichtiger Teil der Vogelsberger Kommunalpolitiker rennt seit Jahr und Tag im Irrglauben durch die Gegend, das Alsfelder Krankenhaus müsse sich finanziell selber tragen. Dieser Irrglaube bestimmt die ganzen Fusionsüberlegungen mit anderen Kliniken. Es kann gar keine Rede davon sein, dass es zur Schließung der Geburtsabteilung keine Alternativen gäbe. Es war deshalb vollkommen richtig, dass die Alsfelder Stadtverordnetenversammlung vom Donnerstag den Bürgermeister und den Magistrat beauftragt hat, Alternativen zur Schließung auszuloten.

Es liegt alleine in der Hand der Vogelsberger Kommunalpolitik nun gegenzusteuern. Die beste, wiewohl teuerste Lösung wäre die Einrichtung einer gynälologischen Hauptabteilung mit angestellten Ärzt*innen am Krankenhaus. Der Aufschrei gegen diesen Vorschlag ist groß, weil der Vogelsberg sich das finanziell nicht leisten könne. Aber wer, wie CDU und SPD seit Jahr und Tag großzügig auf eine jährliche Gewinnausschüttung von mindestens 1,5 Millionen Euro aus dem Sparkassenüberschuss verzichtet, der sollte von einer nicht möglichen Finanzierbarkeit einiger zusätzlicher Ärztestellen am Krankenhaus tunlichst schweigen.

Michael Riese, Walkmühlenweg 10, Alsfeld

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4 Gedanken zu “Betroffenheit, Krokodilstränen und dann?

  1. Sehr guter Ansatz mit dem Länderfinanzausgleich! Hessen spart die ländlichen Regionen tot das Berlin seinen Bürgern – besonders in Neukölln – kostenlose Kitas, Sozialarbeiter und vieles mehr spendieren kann. Wir sollen hier wegziehen oder verrecken und Rhein-Main unser Wasser und den Windstrom aus dem VB beziehen. Unsere Bürgermeister-innen fahren aber nicht zusammen nach Wiesbaden und protestieren weil sie Angst haben das bei der nächsten Kommunalrechtsreform ein ehrenamtlicher Bürgermeister in den Gemeinden keine Option mehr ist sondern Pflicht!

  2. Da ist was dran an den Überlegungen. Was ich noch nicht verstehe ist, dass Hessen doch so ein reiches Bundesland ist und andere Bundesländer finanziell unterstützt. Und trotzdem ist für struckturschwache Gegenden zu wenig Geld da. Ist das Richtig???

  3. Wo sind eigentlich die Stellungnahmen von unseren „Vertretern“ in Bundestag und Landtag zur Schließung der Geburtshilfe? Wahrscheinlich haben alle damals ihre Händchen gehoben, wo die Rahmenbedingungen festgelegt wurden?! Ich höre bisher nur das „Herumgeeiere“ aus der Kommunalpolitik!!

    Wie will man denn den Vogelsbergkreis noch attraktiv gestalten, wenn uns die Grundversorgung wegbricht? Wann sehen Berlin und Wiesbaden endlich ein, das der ländliche Raum andere Rahmenbedingungen benötigt als ein Ballungsgebiet!? Wir sind nicht nur Rohstoff- und Energielieferant, sondern auch Menschen, die „noch“ gerne hier wohnen!

    Liebe Politiker, Politik ist mehr als nur in Kamera´s zu lächeln! Packt die Probleme endlich an und findet Lösungen!!! Sonst suchen immer mehr Wähler Alternativen!

  4. Wenn mit Dr. Helge Braun ein Staatsminister aus direkter Kanzlerumgebung der den Vogelsbergkreis vertritt erst am Wochenende auf einer Veranstaltung im VB erfährt (so war in einer anderen Alsfelder Zeitung heute zu lesen) kann man sich ungefähr vorstellen, wie sehr sich der Landrat um den Erhalt der Geburtenstation bemüht hat.

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