Soroptimist International Lauterbach-Vogelsberg blickt auf sieben Jahre Friedensprojekt zurückAusstellung „Nie wieder Krieg!“ – Vernissage in der Stadtbücherei Lauterbach
LAUTERBACH (ol). Mit einer Ausstellung in der Stadtbücherei Lauterbach würdigt Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg das Mitmach-Kunstprojekt „Nie wieder Krieg!“. Die Schau zeigt Plakate und Eindrücke aus sieben Jahren Friedensarbeit rund um die Verhüllung des Lauterbacher Löwendenkmals. Bei der Vernissage blickte SI-Präsidentin Imke Grünewald auf die Entstehung, Entwicklung und Wirkung des Projekts zurück, das mehr als 20.000 Menschen aus der Region und darüber hinaus zum Mitmachen bewegte.
SI Lauterbach-Vogelsberg wirft in einer Ausstellung nochmal einen Blick auf das Mitmach-Kunst-Projekt „Nie wieder Krieg!“: Zahlreiche Plakate entlang den Treppen der Stadtbücherei zeigen nicht nur die Verhüllungen der Jahre 2018 – 2024, sondern auch deren Vor- und Nachbereitungen. Zu diesem Anlass fand eine Vernissage in der Stadtbücherei Lauterbach statt, die auch vom Förderverein der Stadtbücherei unterstützt wurde, so heißt es Inder Pressemitteilung von SI.
SI-Präsidentin Imke Grünewald würdigte in ihrer Begrüßungsrede sieben Jahre „Nie wieder Krieg!“. Dafür warf sie sowohl einen Blick auf den Beginn als auch auf die Ergebnisse des erfolgreichen Projekts.
Es habe mit einem Unbehagen begonnen – einem Gefühl, dem schnell Gedanken folgten: Warum steht mitten in Lauterbach, entlang alltäglicher Wege, ein Löwen-Denkmal, dass dem Kriegsgewinn 1870/71 auf nationalistische Weise huldigt und warum findet das niemand verwunderlich? Krieg ist Verlust, Vernichtung und Trauma, oft über Generationen hinweg. Es gibt keine Sieger – es verlieren alle. Besonders Frauen und Mädchen sind von Krieg betroffen. Es ist der Frieden, der unser Leben dauerhaft bewahrt – ihm sollte ein Denkmal gewidmet sein. So sei die Idee bei Soroptimistin Ute Kirst gereift, mit den Mitteln der Kunst auf diese anachronistische Tatsache hinzuweisen, sie für möglichst viele Menschen zugänglich und bewusst zu machen.
Da sich Soroptimist International unter anderem für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen durch die Förderung von Menschenrechten, Bildung, Gleichberechtigung und Frieden einsetze, sei die Idee auf fruchtbaren Boden gefallen und wenige Wochen später war das erste Projekt-Konzept für „Nie wieder Krieg!“ entwickelt.
Während jeder Verhüllung von 2018 bis 2024 durch SI Lauterbach-Vogelsberg wurden rund um das zum Friedensdenkmal verwandelte Kriegsdenkmal viele Erlebnis- und Gedanken-Prozesse angestoßen, die allen bewusst machten, wie wichtig und großartig die Werte der Demokratie sind. Unsere Gesellschaft sollte täglich Frieden und Freiheit bewusst wahrnehmen, wertschätzen und schützen sowie ihren Alltag mit Toleranz und Mitmenschlichkeit gestalten.
Die Verhüllungen und die jeweils begleitenden Veranstaltungen hätten nicht nur Impulse gesetzt, um Demokratie erlebbar zu machen. Gerade die Einladung an so viele Mitmenschen, sich an der Gestaltung des temporären Friedenszeichens aktiv zu beteiligen, habe vielfältige Kreise gezogen:
Dabei waren rund 20.000 aktiv Teilnehmende jeden Alters, von sehr jung bis sehr alt, aus Stadt, Region, Land und Europa, darunter Kindergärten, Schulen, Kirchengemeinden, Vereine, Seniorenheime, Künstler/innen und Privatpersonen. Dazu zahlreiche Kooperationspartner wie Kirchengemeinden, Ladengeschäfte, Initiativen, Autor/innen, Menschen des öffentlichen Lebens, die Hohhaus-Apotheke, die Stadtmühle, das Hohhaus-Museum, die musikkulturschule, die Lauterbacher Musikschule, das Lichtspielhaus Lauterbach und viele mehr. Und immer wieder die Stadtbücherei Lauterbach mit dem Förderverein der Stadtbücherei Lauterbach, die auch die Vernissage erneut unterstützte. An dieser Stelle dankte Grünewald ausdrücklich Leiterin Petra Scheuer und ihrem Team.
Die Verhüllung des Löwen wurde immer von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet, das sich dem jeweiligen Thema widmete: Die Verhüllung 2018 startete mit einem zweitägigen Friedensfest mit musikalischem Bühnenprogramm. Der Verhüllung folgte in allen Jahren Vorträge, Autorinnen-Lesungen, Bürger/innen-Lesungen, Diskussionsveranstaltungen, Kinovorführungen, Theatervorstellungen, Konzerte in Hohhaus und Stadtkirche, musikalische Flashmobs am Friedenslöwen, Workshops, Initiativen, Büchertürme in der Stadtbücherei Lauterbach, und weitere öffentliche Veranstaltungen.
Unterstützt wurden das Projekt jährlich vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“, das maßgebliche Mittel für die Ausgestaltung des Projektes zur Verfügung stellte. Grünewald hob als wichtige Hilfsinstitution aber auch die Stadt Lauterbach, besonders Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller hervor, und auch der Betriebshof Lauterbach war ein stets verlässlicher Partner.
Alle Projekt-Erlöse und eingesammelten Spenden gingen jeweils an eine Organisation, die sich aktiv für Friedensarbeit einsetzt, wie z.B. medica mondiale, Ärzte ohne Grenzen, Unicef oder Zeltschule e.V. Die Gesamt-Spendensumme belief sich auf 22.500 Euro. Grünewald erwähnte auch die ca. 25.000 ehrenamtlichen Stunden, die SI Lauterbach-Vogelsberg in das Projekt eingebracht hatte.
Aber das Projekt habe etwas Größeres geschaffen als das, was zu sehen, zu erleben und zu leisten gewesen sei: Aus der Idee einer Einzelnen wurde ein Projekt von vielen, das Zehntausende Menschen miteinander verbunden habe in ihrem gemeinsamen Wunsch nach Frieden, in ihrem Einsatz für Demokratie, Toleranz, Miteinander, Zuversicht und mit ihrer Kraft, gemeinsam einen Teil ihrer Welt für jeweils vier Wochen im September sichtbar und erlebbar zu verändern. Diese Erkenntnis sei die zentrale Botschaft des SI-Projektes „Nie wieder Krieg!“: ein Friedensdenkmal, das alle gemeinsam erschaffen haben.
Im Anschluss konnte das Publikum nochmal alle Verhüllungen in zwei Filmen verfolgen, die das Gesagte zum Leben erweckten und dadurch eindringlich bewegten. Hierzu trug auch die musikalische Umrahmung bei, gekonnt gestaltet vom Querflöten-Ensemble der musikkulturschule unter der Leitung von Daniela Witte-Olteanu. Für das leibliche Wohl hatte dankenswerterweise der Förderverein der Stadtbücherei Lauterbach gesorgt.
Die Ausstellung kann für circa vier Wochen während der üblichen Öffnungszeiten der Stadtbücherei Lauterbach besucht werden. Postkarten, die die verschiedenen Verhüllungen des Löwendenkmals zeigen, werden gegen Spende abgegeben. Alle weiteren Informationen unter www.niewiederkrieg.net.
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