Kolumne von Ralf Scheuer, Aurum Vermögensmanagement GmbHSchwacher September? Chancen und Risiken an den Finanzmärkten
ALSFELD (ol). Der September gilt traditionell als schwacher Börsenmonat – und auch 2025 sprechen Konjunktursignale, geopolitische Spannungen und politische Unsicherheiten in Europa für erhöhte Vorsicht. Während die US-Wirtschaft erste Rezessionstendenzen zeigt, sorgt Frankreichs Regierungskrise für neue Herausforderungen in der Eurozone. Zugleich gewinnen Edelmetalle an Attraktivität. Kurzfristig ist mit Konsolidierungen an den Märkten zu rechnen, langfristig bleibt ein breit aufgestelltes Portfolio entscheidend.
Oftmals zeigt sich der September als saisonal schwacher Börsenmonat. Angesichts der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen wäre dies auch in diesem Börsenherbst nicht verwunderlich.
Welche Faktoren sprechen für Börsenrückgänge und welche für eine weitere Aufwärtsentwicklung?
US-Wirtschaft mit Bremspuren
Die amerikanische Industrie zeigt laut dem ISM-Index weiterhin ein Schrumpfen. Der aktuelle Konjunkturbericht der Federal Reserve, das sogenannte Beige Book, deutet bestenfalls auf eine Stagnation hin.
Die offizielle US-Arbeitslosenquote ist auf ein neues zyklisches Hoch von 4,3 Prozent gestiegen. Das ist ein Hinweis auf eine bald beginnende oder vielleicht schon angelaufene Rezession in den USA, zumal sich andere Arbeitsmarktkennzahlen wie die Dauer der Arbeitslosigkeit ebenfalls weiter eingetrübt haben. Nervosität macht sich breit, da die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit 2021 die der offenen Stellen übersteigt.
Diese Zahlen ebnen Trumps Wunsch nach niedrigeren Zinsen. Eine Zinssenkung der Fed im September gilt an der Wall Street jetzt als ausgemachte Sache. Weitere Zinssenkungen könnten mit stabilisierender Wirkung auf den Aktienmarkt folgen.
Die kurzfristige Erwartungshaltung an die US-Wirtschaft hat sich ebenfalls abgeschwächt, was auf der anderen Seite positive Überraschungen ermöglichen könnte: sollte die Lage sich besser als die gegenwärtige Stimmung erweisen, könnte dieses „Überraschungspotenzial“ den Aktienmärkten zugutekommen.
Notenbanken als Stabilisator
Die US-Notenbank scheint also, unter dem Druck der Regierung, die Beschäftigungssituation höher zu werten als die Inflationsbekämpfung.
In der Eurozone liegt die Inflation innerhalb des von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegten Rahmens, weshalb eine Zinssenkung als weniger wahrscheinlich erachtet wird. Dennoch könnten die neuen hohen US-Zölle, die jetzt in Europa spürbar werden, die EZB dazu bewegen, eine letzte Zinssenkung in Betracht zu ziehen, um die Wirtschaft angesichts breiter Handelsprobleme zu stabilisieren.
Frankreich mit neuem Premierminister
Frankreichs Premierminister François Bayrou hat am vergangenen Dienstag in Paris die Vertrauensabstimmung im Parlament krachend verloren. Die zentralen Streitpunkte in Frankreich sind die Finanzen. Bayrou betonte, dass die „Grande Nation“ über ihre Verhältnisse lebt, da das Staatsdefizit bei etwa 6 Prozent liegt. Er strebte Einsparungen von rund 44 Milliarden Euro an und wollte zwei Feiertage abschaffen. Zwar besteht breite Zustimmung zur Notwendigkeit des Sparens, doch darüber, wo genau zugunsten der Staatsfinanzen gekürzt werden soll, herrscht Uneinigkeit. In Paris zeigt sich, wie eine politische Klasse sich selbst blockieren kann. Selbst nach Neuwahlen wird es schwierig sein, eine stabile Regierung zu bilden, die die Staatsverschuldung (116 Prozent des BIP) in den Griff bekommt. In Europa liegen nur in Italien und Griechenland die offiziellen Schuldenquoten höher.
Nur einen Tag nach dem Sturz der Mitte-Rechts-Regierung hat Präsident Emmanuel Macron in Frankreich umgehend Schritte zur Stabilisierung eingeleitet. Der Élysée-Palast gab bekannt, dass der bisherige Verteidigungsminister Sébastien Lecornu als neuer Premierminister ernannt wurde. Der 39-Jährige, der bereits verschiedene Ministerposten innehatte und als enger Vertrauter Macrons gilt, steht nun vor der Herausforderung, mit den Fraktionen der Nationalversammlung einen tragfähigen Kurs zu finden. Im Fokus stehen die Verhandlungen über den Haushalt 2026 sowie die notwendige Reduzierung des Defizits. Mit dieser Entscheidung setzt Macron auf Kontinuität innerhalb seiner Regierung, um die politische Handlungsfähigkeit nach den jüngsten Wirren schnellstmöglich wiederherzustellen.
Die EZB ist sich der systemischen Bedeutung Frankreichs bewusst und wird sehr wahrscheinlich bei Bedarf aktiv werden, um negative Auswirkungen zu vermeiden.
Edelmetallmarkt im Aufwind
Die Schuldenproblematik in vielen Ländern gibt Edelmetallen wie Gold und Silber neue Impulse. Geopolitische Unsicherheiten, insbesondere der Ukraine-Konflikt, tragen zur Stabilität der Edelmetallkurse bei. Gold hat kürzlich die Marke von 3.600 US-Dollar überschritten, und Silber erreichte mit Kursen über 41 US-Dollar ein 14-Jahreshoch. Das Preisverhältnis zwischen Gold und Silber deutet darauf hin, dass Silber weiterhin relativ unterbewertet ist.
Fazit
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Aktienmärkte im Frühherbst eine Konsolidierungsphase durchlaufen. Die angesichts der bekannten Unsicherheiten rund um Konjunktur, geopolitische Spannungen, Schuldenstände und US-Zölle bereits deutlich zugenommene Vorsicht der Anleger könnte das Potenzial für Preisrückgänge jedoch begrenzen und auch für positive Überraschungen sorgen. Zumindest zeigten sich im historischen Vergleich im Oktober die Börsen oftmals wieder freundlicher. Kurzfristig orientierte Anleger sollten ein paar „Chips“ vom Tisch nehmen, um ggf. tiefere Niveaus zum Wiedereinstieg nutzen. Langfristig orientierte Anleger achten auf einen breiten Vermögensmix mit entsprechenden Edelmetallanteilen.
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