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Naturbeobachtungen und Diskussionen zur Energiewende im VogelsbergBUND-Ausflug bei Schloss Eisenbach: Zwischen Braunkehlchen und Photovoltaik

LAUTERBACH/VOGELSBERG (ol). Der BUND Vogelsberg lud zu einer Wanderung rund um Schloss Eisenbach ein, bei der sowohl seltene Arten wie Braunkehlchen, Schwarzkehlchen und der Käfer „Eremit“ als auch eine große Photovoltaikanlage im Mittelpunkt standen. Auf dem Weg wurden Fragen zur Vereinbarkeit von Naturschutz, Landwirtschaft und Energiegewinnung diskutiert. Das Fazit der Teilnehmenden: Mit guter Planung lassen sich erneuerbare Energien und Artenvielfalt miteinander verbinden.

Der BUND Vogelsberg machte kürzlich einen Ausflug rund um Schloss Eisenbach, wie dieser in einer Pressemitteilung berichtet. Große, alte Hutebuchen und artenreiche Weiden säumten den Weg der Wanderer vom Schloss Eisenbach zur nahen Photovoltaikfläche. In dieser zauberhaften Landschaft ist Platz für Schwarzkehlchen, Baumpieper, Feldlerchen und für den „Eremit“, eine seltene Käferart, die alte Eichen zum Überleben braucht.

Eine gut geplante Ausgleichsfläche in der Nähe des Auhofs bietet zeitenweise Brutraum für das seltene Braunkehlchen. Das wurde im August nicht mehr angetroffen, denn der kleine Vogel hat schon die lange Reise in den Süden angetreten. Er überwintert in Afrika südlich der Sahara.

Auf der Frischbörner Seite innerhalb der 40 Hektar großen Photovoltaikfläche fanden die Wanderer eine hübsche Blühwiese mit Natternkopf und wilder Möhre. Die war wohl ohne menschliches Zutun dort entstanden, wie es hieß.

Überraschung dann noch einmal: Ein junger Rehbock hatte die Beweidung zwischen den Modulreihen übernommen – auch der gesicherte Zaun hatte ihn offenbar nicht hindern können. Denn für den Weidegang von Schafen sind die Module zu niedrig angeordnet. Das birgt Gefahren für das Vieh und auch die für Geräte.

Zeit genug blieb unterwegs fürs Fachsimpeln und den Austausch: Ob es ausreichend große Schafherden im Vogelsberg gibt, um solche Flächen auch im Rahmen der Agri-Photovoltaik zu beweiden? Schnell war man sich einig, dass vorrangig Dachflächen für Solarenergie genutzt werden sollten, um gute landwirtschaftliche Böden zu schonen. Dr. Dennhöfer hatte die Zahlen zum Flächenverbrauch parat: Derzeit werden etwa 14 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland für die Erzeugung von Energiepflanzen genutzt, die in Biogasanlagen weiter zu Methan-Gas vergären und dann meist der Stromproduktion dienen. Die gleiche Strom-Menge lässt sich mit Hilfe der Photovoltaik auf einer Fläche erzeugen, die 30 bis 50 mal kleiner ist als die Fläche für Energiepflanzen, heißt es. Unschlagbar vorne beim der Schonung landwirtschaftlicher Flächen seien (trotz der Kritik der „Verspargelung“) die Windkraftanlagen – sie erzeugen große Strommengen auf vergleichsweise minimaler Fläche.

Was immer noch nicht serienreif ist: Es fehlt eine Technik für die Energiespeicherung an kalten, dunklen und windarmen Tagen: Ob in der Gasverdichtungsstation in Blickweite des Eisenbachtals wohl einmal grüner Wasserstoff anstelle des aus der Zeit gefallenen und klimaschädlichen Erdgases verdichtet wird?

Fazit der Spaziergängerinnen und Spaziergänger: Gute Planung hilft, moderne Energiegewinnung umzusetzen und dabei den Schutz der Natur ebenso zu fördern. Und: Photovoltaik ist nicht die schlechteste Möglichkeit, die Sonnenenergie zu nutzen.

Übrigens: Die Sonne ist ein riesiges Kernfusions-Kraftwerk – und steht in etwa im passenden Abstand zu uns Menschen.

Foto: BUND Vogelsberg

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