Minibaustelle in der Hessenhalle – 200 Modellfahrer zeigen ihr Können – Mit VideoDer große Spaß mit den kleinen Modellen
ALSFELD (aep). Mit wummerndem Motor setzt sich der 40-Tonner in Bewegung, das Dröhnen lässt die Schaltvorgänge nachvollziehen, doch kein Auspuffqualm begleitet die Beschleunigung. Denn der Koloss ist ein Kolösschen von wenigen Kilogramm Gewicht mit Elektromotor und das Geräusch aus dem Lautsprecher – aber so lebensecht nachempfunden, dass man hereinfallen könnte. So geht es mit vielen Modellen, die gerade auf der Minibaustelle in Alsfeld zu finden sind, der in dieser Art weltweit einzigen, sagen die Veranstalter. Noch bis Sonntag entsteht in der Hessenhalle eine wohl einzigartige Bahntrasse.
Zum vierten Mal in acht Jahren gibt es die von der gleichnamigen Gemeinschaft veranstaltete Minibaustelle in Alsfeld, und hat inzwischen eine Größe erreicht, die dem Besucher neben Respekt auch staunende Bewunderung abverlangt – nebst einigem Schmunzeln über die Ernsthaftigkeit, mit der die weit überwiegend männlichen Teilnehmer dieser Arbeit noch bis Sonntag öffentlich nachgehen. Immerhin: Zur Eröffnung am Donnerstagvormittag war eigens der CDU-Landtagsabgeordnete Kurt Wiegel in Vertretung von Bürgermeister Stephan Paule erschienen und stellte fest: Er könne als Landwirt respektvoll die Leistung der Minibauarbeiter nachvollziehen, da er die Vogelsberger Erde kenne: „steinreich“!
200 Modellpiloten aus ganz Deutschland
Es sind rund 200 Modellpiloten aus ganz Deutschland, die dem Ruf zum spaßvollen Bahnbau in Alsfeld gefolgt waren. „Wir erstellen die Trasse für eine Schnellbahn von Fulda nach Gießen mit Anschluss in Alsfeld“, erklärt Heiko Möller, der zusammen mit Stefan Razinger die Idee einst ausheckte. Zum Kern des insgesamt weit größeren Organisationsteams gehören auch die Frauen Pia Razingar und Heike Semmler sowie Frank Herold, der die Grundidee der Veranstaltung in einem Satz zusammenfasst: „Wir spielen wie echt!“
Eröffnung: MdL Kurt Wiegel bei seiner kuren Ansprache neben dem Organisatoren-Team mit Pia und Stefan Razingar und Heiko Möller (v.l.). Rechts: Heike Semmler.
Für dieses Gefühl haben die Veranstalter sich mächtig ins Zeug gelegt: 250 Kubikmeter Erde wechselten von der 400 Meter entfernten THW-Baustelle in die Hessenhalle – das sind gut 500 Tonnen oder 50 Fahrten von 18-Tonnern. Mittendrin ein Brückengerüst, das an sich schon eine Ingenieursleistung darstellt. Dazu entwarf das Team ein Szenario, das echt sein könnte, wenn die Grundvoraussetzung stimmen würde: „Alsfeld boomt!“ Vor dem Hintergrund bekam die Stadt vor vier Jahren schon ein Hafenbecken und wurde vor zwei Jahren die Autobahn verbreitert.
Wert mancher Modelle: 16.000 Euro
Diesmal benötigt Boomtown Alsfeld für einen verbesserten Waren- und Passagierverkehr eine schnellere Bahnanbindung. Dafür braucht es eine neue Trasse samt Brückenüberquerung – das ideale Szenario für echte Bauarbeiter am Joystick. Wer ihre Maschinen für Sandkasten-Spielzeug hält, erntet sofort Protest. Die Modelle sind sehr viel hochwertiger, stärker, authentischer – und kosten durchweg mehrere Tausend Euro. Für einige der Modelle muss man rund 5000 Euro anlegen – in der Spitze kann so ein Teil samt Steuerung auch 16.000 Euro wert sein. „Das sind keine Spiezeuge!“, betont Stefan Razinger.
Damit lässt sich tatsächlich steinige Vogelsberger Erde bewegen und bis Sonntag eine imaginäre Bahntrasse anlegen. Kein Wunder übrigens auch, dass sämtliche Modell-Hersteller ihre Stände rund um die Baustelle errichtet haben, denn eine bessere Werbung können sie nicht bekommen.
Sogar eine Brücke soll die neue Bahntrasse haben – das Gerüst steht schon, muss aber noch fertig gestellt werden.
Um der Authentizität der Minibaustelle die Krone aufzusetzen, engagierten die Organisatoren drei Bauleiter, die das Projekt leitend voranbringen – und auch im wahren Leben als Bauleiter aktiv sind. So geschieht das, was Besucher vielleicht staunend als wuseliges Erdgeschiebe erleben, durchaus nach einem Plan, bei dessen Ausführung die Teilnehmer sich absprechen: Fährst du meinen Bagger zu der Baustelle? Kommst du mit dem Lastwagen? Der Aushub muss weg bewegt werden.
Den Männern am Steuerpult ist anzumerken, wie ernst sie den Spaß nehmen, tatsächlich etwas zustande zu bringen – die Erfüllung von Kinderträumen mit anderen Mitteln. Nur einige dürfen micht mitmachen: die Gastgeber. „Nein“, lacht Heiko Möller auf die Frage, ob sein Gerät auch dabei ist. „Dazu haben wir leider keine Zeit.“
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