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Homberger GrüneBarbara Schlemmer will für die Linke in den Landtag

HOMBERG (OHM)/WIESBADEN (jal). Die Homberger Grünen-Politikerin Barbara Schlemmer bewirbt sich um einen Listenplatz der Linkspartei für die bevorstehende Landtagswahl und tritt bei den Grünen aus. In ihrer Bewerbung spricht sie vom „Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Unterstützung“ der Linken, welches während des gemeinsamen Kampfes gegen die A49 gewachsen sei.

Die Grünen im Vogelsberg drohen, eines ihrer bekanntesten Gesichter zu verlieren. Die Hombergerin Barbara Schlemmer, erbitterte Kämpferin gegen die A49, bewirbt sich um einen Listenplatz bei der Linkspartei für die kommende Landtagswahl. Das geht aus Unterlagen hervor, die die Partei veröffentlicht hat. Laut Hessenschau hat zumindest der Landesvorstand durchaus Interesse, sie trotz ihres grünen Parteibuchs am morgigen Parteitag auf Listenplatz 7 wählen zu lassen. Die Satzung der Partei erlaubt das.

Ob Schlemmer mit diesem Platz aber wirklich für die Linken in den Landtag einziehen könnte, ist derzeit mehr als fraglich. Nach aktuellen Umfragen würde es die Partei nämlich nicht in den Landtag schaffen. Unter anderem die gespaltenen Haltungen bezüglich des Kriegs gegen die Ukraine machen den Linken bundesweit zu schaffen.

Dennoch ist für den Vogelsberg die Kandidatur Schlemmers eine kleine Sensation. Schlemmer hat aus ihrer Kritik am Gebaren der grünen Führungsriege in Hessen in Sachen A49, allen voran Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, weiß Gott keinen Hehl gemacht. Trotzdem ist die Kandidatur für eine andere Partei und damit der Bruch mit ihrer alten freilich eine andere Hausnummer. Derzeit sitzt Schlemmer noch für die Grünen im Homberger Stadtparlament und im Vogelsberger Kreistag. Sie will ihre Mandate behalten und mit ihren Fraktionen beraten, wie die Zusammenarbeit weitergeht. Im Kreistag habe ihr auch die Fraktion Linke/Klimaliste signalisiert, sie aufnehmen zu wollen.

Schlemmer bestätigte am Abend gegenüber OL, dass bei den Grünen für die definitiv Schluss sein werde. „Ich trete aktiv aus den Grünen aus. Die Austrittserklärung ist quasi fertig“, sagte sie. Möglichkeiten, innerhalb der Partei für ihre Positionen zu kämpfen, sieht sie keine mehr. „Die sogenannten Wurzelgrünen stoßen mit ihren Bemühungen nachhaltig auf Granit.“ Laut hr will sie „in Ruhe überlegen“, ob sie bei den Linken auch Parteimitglied wird.

Barbara Schlemmer ist durch ihre harte und unnachgiebige Haltung in der Frage der A49 bekannt geworden. Die Grüne war immer wieder scharfen Anfeindungen ausgesetzt, hat jedoch auch selbst den politischen Kampf nebst entsprechender Rhetorik nicht gescheut. „Nein, ich habe keine Angst, dass meine Fans enttäuscht sind“, sagt die auf eine entsprechende Frage. „Ich werde meine Mandate weiter ausüben und genauso authentisch bleiben, wie ich immer Politik gemacht habe.“

Schlemmer war seit 2015 Mitglied in der Öko-Partei. Sie glaubt, dass viele Mitglieder nicht nur auf hessischer Landesebene von den Grünen enttäuscht sind. „Zuletzt der Kompromiss im Koalitionsausschuss und das gestrige vernichtende Urteil des Expertenrates für die Ampel machen klar, dass die Grünen auch im Bund vom Kurs abgekommen sind. Wie wollen Sie das weiter glaubhaft als Grüne vertreten? Geht nicht!“

Nun also der mögliche Wechsel. „Ich heiße Barbara Schlemmer und bin die Quereinsteigerin auf eurer Kandidatenliste. Ich wohne im Vogelsbergkreis und kämpfe seit 2019 gegen den umwelt- und klimaschädlichen Bau der A49“, stellt sich Schlemmer den Mitgliedern der Linken in einem Streckbrief vor. „Als Sprecherin der Aktionsgemeinschaft ‚Keine A49‘ habe ich während der Räumung und Rodung des Dannenröder Waldes einen guten und kooperativen Kontakt mit vielen Vertretern der hessischen LINKE von Jan Schalauske bis Janine Wissler entwickelt. In unserem Wald wurde sogar eine Fraktionssitzung abgehalten.“

Schlemmer weiter: „In dieser Zeit ist parallel zu meiner großen Enttäuschung über die Politik der hessischen Grünen das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Unterstützung der hessischen LINKE gewachsen. Seit drei Jahren verbindet uns eine gute Zusammenarbeit und ich möchte gerne etwas zurückgeben für die große Solidarität, mit der DIE LINKE uns bis heute unterstützt. Daher möchte ich meine Kompetenzen und mein umfangreiches Netzwerk in den Dienst der LINKE stellen und euch mit meiner Kandidatur FÜR EINE STARKE DIE LINKE IM HESSISCHEN LANDTAG unterstützen.“

Die Landtagswahl ist für den 8. Oktober angesetzt. Der morgige Samstag wird zeigen, ob die Grünen dann gegen eine ehemalige Galionsfigur ihrer eigenen Partei antreten werden müssen.

Schlemmer sagt zu der Entwicklung schließlich noch: „Ich bin enttäuscht über die Grünen, aber das geht ja schon seit mindestens 2020 so. Natürlich verbinde ich auch Trauer mit diesem Schritt. Aber die Erleichterung überwiegt. Da denke ich an meinen Lieblingsgedicht „Stufen“ von Hermann Hesse: und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

7 Gedanken zu “Barbara Schlemmer will für die Linke in den Landtag

  1. Konsequent und doch halbherzig ist das. Für die Putinunterstützerpartei kandidieren aber in Homberg und Lauterbach weiterhin ein Mandat für die Grünen ausüben die sie doch so sehr verachtet. Ich kann nur hoffen dass die Grünen in Homberg und Lauterbach sie hier aus den Fraktionen ausschließen. Weiterhin unqualifiziert rummeckern und Tagesordnungen mit sinnlosen Anträgen vollstopfen wird sie auch weiterhin. Sowas wollte mal Bürgermeisterin werden. Es wäre wirklich für alle besser, würde sie sich aus der aktiven Politik zurückziehen.

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    1. Wieso sollte Frau Schlemmer sich aus der Politik zurückziehen?
      Was würdest du ohne dein Lieblingsfeindbild machen?

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    2. Auf Ihrem Twitter-Account betitelt sie sich so:

      Barbara Schlemmer
      @Barbara93160327
      Aktionsbündnis „KeineA49“
      GrünenFraktion Homberg / Ohm / parteilos
      Kreistagsabgeordnete VB
      Für DIE LINKE in den Landtag Hessen- LET‘S GO!

      Parteilos in der Grünen-Fraktion in Homberg sitzt zukünftig also die Frau, die der Homberger Bürgermeisterin Simke Ried vorwirft als parteilose Bewerberin in Homberg angetreten zu sein obwohl sie Mitglied der CDU ist und für diese in verschiedenen Funktionen tätig ist.
      Das allein zeigt mal wieder das wahre Gesicht der Frau Schlemmer !!

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    3. Ich denke auch an meinen Lieblingsgedicht. Denn allem Anfang wohnt auch schon die Ernüchterung inne. Ist doch eine alte Erfahrung: Zunächst scheint alles den idealistischen Erwartungen zu entsprechen. Doch beim Blick hinter die Kulissen und unter dem Eindruck des grauen Alltags schwinden bald alle Illusionen. Ab einem bestimmten Alter müsste man wissen, dass jede noch so schöne Fassade stufenweise ihre Kehrseite preisgibt. Und da kann man sich drehen wie man will: Der Rucksack mit den schlechten Erfahrungen und Eigenschaften, die man selbst mit- und einbringt, tut ein Übriges. Vergessen viele, weil sich der Rucksack immer mit dreht und so leicht aus dem Blick gerät.

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  2. Frau Schlemmer hat Recht, was die Grünen heute machen kann doch keiner verstehen ,sie haben ihr Gesicht verloren.

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