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SPD-Antrag von Tagesordnung gestrichenEin Kita-Modellprojekt mit vielen Fragezeichen

ALSFELD (ls). Kinder mit erhöhtem Förderbedarf sollen auch in Alsfeld ohne Hürden in die Kita gehen können und dort eine gezielte Förderung bekommen. Dafür jedenfalls will sich die SPD einsetzen und fordert, dass Alsfeld Teil des Vogelsberger Modellprojekts „Inklusive Förderung von Kita-Einrichtungen“ wird. Das stieß auf Skepsis.

Der Vogelsbergkreis hat in diesem Jahr ein Modellprojekt ins Leben gerufen, der die Integration von Kita-Kindern mit erhöhtem Förderbedarf besonders in den Fokus rückt. Lauterbach hat deshalb als Modellkommune ein Budget bekommen, um bürokratische Hürden abzubauen und für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf flexible Unterstützung zu schaffen. Konkret bedeutet das: Statt einem hohen bürokratischen Aufwand durch verschiedene Anträge seitens der Eltern und auch der entsprechenden Kita an das Jugendamt, wird das Geld in einer Pauschale von 15 Stunden in der Woche pro Kind für Personal direkt an die Träger ausgezahlt. Dort kann es flexibel und individuell eingesetzt werden.

Auch Alsfeld soll Teil des Modellprojekts werden – das fordert jedenfalls die SPD mit ihrem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung, wonach der Magistrat eben auf genau diese Teilnahme beim Vogelsberger Jugendamt hinwirken soll.

Pilotprojekt startet in Lauterbach

Neun Kinder befinden sich als Integrationskinder mit Förderbedarf in den städtischen Kita-Einrichtungen. Hinzu kommen 13 weitere Kinder in den kirchlichen Einrichtungen. „Es ist festzuhalten, dass die Anzahl der Kinder, die eine Integration benötigen, stetig steigt und die Herausforderungen, denen sich die Kolleginnen stellen müssen, immer schwieriger zu bewältigen sind“, erklärte die Stadt bereits im Juli.

Vor gut zwei Monaten nämlich waren es ebenfalls die Sozialdemokraten, die das Thema in einer Anfrage aufgriffen. Nun kam es erneut auf die Tagesordnung – unter anderem weil die Stadt damals zusätzliche Kosten für die Integration der Kinder aufführte, sollten es mehr als neuen Integrationskinder sein. „Es gibt immer mehr Kinder, die gefördert werden und die Unterstützung brauchen“, erklärte SPD-Fraktionschef Achim Quehl den Antrag vor dem Sozialausschuss am Dienstagabend. Da dürfe es nicht an den Kosten scheitern, sondern man müsse dort mit Inklusion ansetzen, wo sie gebraucht werde.

Pro Jahr stehen bei dem Projekt 177.500 Euro als fester Betrag zur Verfügung. Eine bewilligte Maßnahme (also 15 Stunden in der Woche für eine Erzieherin als Integrationskraft) wird bisher mit 18.953,13 Euro bezuschusst. Durch den pauschalen Betrag ergebe sich eine Förderung von 9,36 Integrationskindern – in Alsfeld allerdings werden bereits neun Integrationskinder betreut. Ob Alsfeld an dem Modellprojekt teilnehmen möchte, sei damals nicht gefragt worden.

Paule: Mehr Fragezeichen als Antworten

Kommt bei den städtischen Kita-Einrichtungen also nur eine weitere Integration dazu, muss die Kommune die darüber hinausgehenden Kosten selbst tragen – oder aber die Eltern müssen doch einen Antrag beim Jugendamt stellen. Gleiches würde gelten, wenn die pauschal ausgezahlten 15 Fachkräftestunden pro Kind nicht für die Betreuung ausreichen. In einer der städtischen Kitas gebe es beispielsweise ein Kind, was eine Betreuungszeit von 25 Stunden bekommt – im Modell würden nur 15 Stunden bezahlt werden, für die restlichen zehn Stunden müsste also ein Antrag gestellt werden, skizzierte Bürgermeister Stephan Paule beispielhaft. „Dann heißt es, dass die Stadt die Kinder nicht fördern möchte und das möchte ich vermeiden“, sagte er.

„Die Anzahl der Integrationen bestimmt zwar im Fall des Projekts die Kommune, aber es besteht die Gefahr, dass ein Kind aus Kostengründen nicht gefördert werden kann“, erklärte die Stadt bereits im Juli, was der Bürgermeister am Abend nochmal bekräftigte. Das Modellprojekt sorge nämlich nicht für mehr Integrationsplätze, mehr Fachkräfte und eine bessere pädagogische Arbeit per se, sondern erleichtere die Bürokratie durch eine pauschale finanzielle Zuweisung.

Hinzu komme der Fachkräftemangel als weitere Schwierigkeit, der die Suche nach Personal nicht leicht mache. „Für mich hat das Programm mehr Fragezeichen als Antworten“, sagte Paule, sicherte aber dennoch zu, sich nochmals mit dem Jugendamt des Kreises über dieses Thema auseinanderzusetzen. Der Antrag wurde von der Tagesordnung genommen, einen Bericht soll es nach dem Gespräch dennoch geben.

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