Politik0

Interview mit MdL Kurt Wiegel„Der Milchmarkt ist ein globaler Markt“

EXKLUSIV VOGELSBERGKREIS. Nach Jahren der Krise verheißt ausgerechnet das ferne Riesenreich China den deutschen – und damit auch Vogelsberger – Milchbauern Besserung der Situation: Weil die Chinesen deutsche Milch als gesünder entdeckt haben und bereit sind, hohe Preise zu zahlen. Nur eine Vision? Axel Pries von Oberhessen-live sprach darüber mit dem CDU-Landtagsabgeordneten und Vogelsberger Bauernverbandsvorsitzenden Kurt Wiegel.

OL: Man kann überall nachlesen, dass die wachsende Nachfrage nach Milch in Asien – vor allem China – die Milchpreise in Deutschland verändert. Kennen Sie diesen Trend, ist der hier spürbar?

Wiegel: Ja, den Trend kenne ich, der ist durchaus erkennbar in den Preisen für die Erzeuger.

Die Entwicklung ist bereits spürbar…

Ja.

Ist denn diese Entwicklung ein Thema im Kreisbauernverband?

Ja, sicher. Es wird mehr darüber diskutiert, und es wird positiv gesehen, dass dieser Markt zur Zeit gut läuft, und in den Betrieben eine bessere Kostendeckung möglich ist.

Ist das jetzt eine ganz neue Entwicklung oder ist das bereits seit längerer Zeit gewachsen?

Das wächst mit der Zeit. Der Trend ist schon länger da – der Absatz nach China oder auch in die arabischen Länder läuft bereits seit Jahren – aber es wird jetzt deutlich mehr.

Und das gilt hier als gute Nachricht? Wie ist die Stimmung unter Milcherzeugern?

Die ist gut, weil man daran erkennen kann, dass wir gute Produkte herstellen, die auch am Weltmarkt nachgefragt werden. Das erhöht auch für uns die Preise.

2008/2009 war die Milchpreiskrise, in der Landwirte ihre Milch aus Protest verschütteten. Damals gab es eine Reihe Maßnahmen, um den Milchpreis zu stützen. Ist das jetzt ein Silberstreif am Horizont, dass der Milchpreis auf natürlichem Weg wächst und sich auf gesundem Niveau stabilisiert?

Schon… Es ist davon auszugehen, dass diese Märkte – die Auslandsmärkte – auch stabil nachfragen werden, und unsere Verbraucher genügend sensibilisiert sind, dass sie auch höhere Preise zu zahlen bereit sind. Ich denke, dafür waren die damaligen Aktionen in jedem Fall gut.

Also ein Silberstreif für Landwirte…

Für Betriebe, die auch auch weiterhin Milch produzieren wollen… Ja! Was natürlich nicht ausschließt, dass wir auch irgendwann wieder in eine Delle fallen. Das ist ja leider bei der Modalität der Märkte auch möglich. Es wird nicht nur den Weg nach oben geben.

Das ist dann einfach Marktwirtschaft.

So ist es. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass die Betriebe versuchen, Einkommen und Vermögen aufzubauen, Rückstellungen zu bilden, um auf die nächste Delle verbereitet zu sein.

Ein naheliegender Gedanke angesichts dieser Entwicklung ist doch: Was ist mit Förder- und Stützungsmaßnahmen? Mit der fairen Milch. Wird die nicht jetzt überflüssig?

Nein, mit Sicherheit nicht. Die hat auch ihre Daseinsberechtigung wie die Stützungsmaßnahmen. Das Problem ist, dass, wenn wirklich wieder eine Delle kommt – und da ist immer die Frage wie lang so eine Situation dauert – müssen die Betriebe ja trotzdem weiter existieren können. Wir werden deshalb die Stützungsmaßnahmen auf Dauer brauchen – auch weil bei uns die Auflagen an die Landwirte bei der Produktion höher sind als in vielen anderen Ländern. Das rechtfertigt Fördermaßnahmen wie die Flächenprämien. Unsere Betriebe gehen da in Vorleistung für die Verbraucher, um wirklich hochwertige Nahrungsmittel zu erzeugen.

Wo geht der Trend auf dem Milchmarkt eigentlich hin? Ganz früher war Landwirtschaft ein seh regionaler Markt, der sich dann immer mehr ausgeweitet hat. Wird jetzt auch der Milchmarkt globalisiert?

Der Milchmarkt ist schon ein globaler Markt. Der Austausch zwischen Ländern läuft schon länger, und ich gehe davon aus, dass der sich weiter stabilisiert. Es bleibt aber auch wichtig, die regionale Erzeugung und Vrsorgung zu stärken, dass die Menschen hier produzierte Lebensmittel auch weiterhin kaufen können.

Der aktuelle Trend in China, wegen der besseren Qualität Milch aus Europa zu beziehen, ist doch eine enorme Stärkung für jene, die schon immer auf Qualität statt nur auf Masse gesetzt haben.

Das ist mit Sicherheit so, und es wird wichtig sein, sich dabei immer weiter zu entwickeln, auch Produkte zu entwickeln, die nachgefragt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zu erhalten. Wir müssen sehen, dass wir mit unseren heute anerkannten Produkten in vorderster Linie bleiben, um diese Wettbewerbsvorteile zu erhalten. Ein Stehenbleiben wird es nicht geben können.

Siehe auch den Beitrag: HIlft China dem Vogelsberger Milchbauern?

 

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren