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Lockdown ab Mittwoch: Nur noch wenig Zeit, um Weihnachtsgeschenke im lokalen Handel zu kaufenEin Blick in die Alsfelder Innenstadt kurz vorm Corona-Lockdown

ALSFELD (akr). Ab Mittwoch befindet sich Deutschland wieder im Lockdown. Viele Geschäfte müssen wieder schließen. Viel Zeit, um noch die letzten Weihnachtsgeschenke zu besorgen, bleibt nicht – zumindest, wenn man im örtlichen Handel einkaufen möchte. Kommt es vor dem Corona-Lockdown zum großen Ansturm auf die Geschäfte in Alsfeld? Ein Blick in die Einkaufsmeile der historischen Altstadt.

Eine Frau mit pinkfarbener Mütze und hellblauen Mundschutz huscht die Obergasse nach oben Richtung Ampel entlang. Viel Zeit für ein Gespräch hat sie nicht. „Ich bin in Eile“, sagt sie, in den Händen hält sie viele Tüten. Sie hat gerade Mittagspause und hat deshalb noch schnell ein paar Weihnachtsgeschenke besorgt – was sie aber generell an diesem Montag vorgehabt habe. Mit dem Lockdown habe das nichts zu tun.

Sie ist aber nicht die einzige, die an diesem Tag in Eile ist. Viele der Passanten, die sich gerade in der Innenstadt aufhalten, wirken etwas gestresst. Kein langsamer Schaufensterbummel, sondern eher ein schnelles hin und her durch die Geschäfte. Auf die Frage, ob sie kurz Zeit hätten, um ein paar wenige Fragen zu beantworten, antworten die meisten Menschen nur kurz und knapp: Nein.

Hochbetrieb herrscht zur Mittagszeit nicht. Nur wenige Passanten nehmen sich die Zeit, um zu stöbern.

Am Sonntag haben Bund und Länder bekannt gegeben, dass härtere Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie ergriffen werden müssen. „Die Beschlüsse, die wir bisher getroffen, waren wichtig und haben gewirkt, aber sie haben nicht hinreichend gewirkt“, erklärte Bouffier am Sonntagmittag in der Pressekonferenz. Aus diesem Grund habe man sich für einen zweiten Lockdown entschieden. Ab Mittwoch, nur knapp eine Woche vor Heiligabend, werden die meisten Geschäfte wieder schließen müssen.

Zur Mittagszeit herrscht im Schuhhaus Sauer Ruhe

„Das ist einfach nur blöd, wieder daheim hocken zu müssen“, sagt Sabahat Deniz-Bittermann vom Schuhhaus Sauer in der Obergasse, vor allem so kurz vor Weihnachten, wo die Menschen eigentlich in Shoppinglaune sind. Es ist Mittagszeit, 13 Uhr. Viel zu tun hat sie gerade nicht. Kunden befinden sich keine im Laden und das obwohl es derzeit 20 Prozent Rabatt auf alles gibt, wie auf den gelben Zetteln im Geschäft geschrieben steht.

Sabahat Deniz-Bittermann vom Schuhhaus Sauer.

„Heute morgen war schon Betrieb da, aber auch nicht so viel“, erzählt sie. Sie könne sich aber durchaus vorstellen, dass nachher nochmal einige vorbei schauen werden. Schuhe seien ein beliebtes Weihnachtsgeschenk und gerade die vergangenen Wochen seien gut gelaufen, was den Verkauf von Schuhen und Gutscheinen angeht, „wir hatten auch einige Tannenbaumtouristen“, lächelt sie. Deniz-Bittermann habe Verständnis für den Lockdown, allerdings hätte er ihrer Meinung nach schon viel eher kommen müssen. „Vielleicht hätten wir dann jetzt vor Weihnachten nicht schließen müssen“, sagt sie.

Von Ruhe ist im Ramspeck am Marktplatz nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun – im wahrsten Sinne des Wortes. Geschenke einpacken ist angesagt. „Heute ist der Ansturm nochmal richtig groß“, erzählt Chefin Barbara Schönenberg. Schon um 9 Uhr, als das beliebte Geschäft seine Pforten öffnete, standen Kunden davor, um noch letzte Weihnachtsgeschenke zu besorgen. „Morgen wird es auch nochmal ziemlich stressig. Einige Kollegen machen extra Überstunden“, sagt sie. Denn neben dem täglichen Geschäft müssen auch noch die ganzen vorbestellten Geschenke eingepackt werden, die beispielsweise Firmen und Vereine bestellt haben.

Großer Ansturm im Ramspeck

Das, was sich normalerweise in der letzten Woche vor Weihnachten abspielt, gibt es nun eben verteilt auf zwei Tage. Schönenberg und ihr Team sind aktuell mit sieben Mann vor Ort, um den Vorweihnachtsansturm zu bewältigen. Kein Wunder, schließlich ist das Ramspeck eine beliebte Anlaufstelle, wenn es um Geschenke geht. Das weiß auch eine junge Frau, die sich gerade in einem der schmalen Gänge aufhält. „Ich suche etwas Spezielles und da ist Ramspeck die beste Adresse“, sagt sie. Die Frau aus dem Nachbarkreis sei aber nicht wegen des bevorstehenden Lockdowns noch schnell losgezogen, um Geschenke zu besorgen, wie sie erzählt. „Ich wollte das eh nach der Arbeit noch machen“, sagt sie und begibt sich weiter auf die Suche, nach dem gesuchten Geschenk.

„Wir sehen die Notwendigkeit des Lockdowns“, betont Schönenberg. Natürlich sei es schade, das Geschäft so kurz vor Weihnachten wieder schließen zu müssen, doch die Gesundheit gehe eben vor. „Es ist viel wichtiger, dass wir gesund durch diese Krise kommen. Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen“, betont sie, das sei für sie eben wichtiger, als der Umsatz. Während Schönenberg wieder hinter die Kasse verschwindet, stehen draußen schon die nächsten Käufer in den Startlöchern.

Für Barbara Schönenberg ist es am wichtigsten, das man gesund durch die Krise kommt.

Hochbetrieb herrscht zur Mittagszeit in den Gassen der Innenstadt nicht. Immer wieder sieht man Passanten schnellen Schrittes in den Geschäften verschwinden. Nur wenige schlendern gemütlich das Pflaster entlang. So zum Beispiel eine Frau, mit braunem, lockigem Haar. „Ich bin auf dem Weg zum Metzger. Ich habe schon alle Weihnachtsgeschenke – zum Glück“, erzählt sie. In den Händen hält sie aber dennoch zwei Tüten. „Eigentlich wollte ich wirklich nichts kaufen, aber das hat sich dann doch jetzt irgendwie ergeben“, lacht sie.

Viel los ist aber nicht nur im Ramspeck, sondern auch in der Parfümerie am Mainzer Tor. Zehn Kunden dürfen gleichzeitig ins Geschäft, so steht es auf dem großen Hinweisschild am Eingang geschrieben, und zehn halten sich auch derzeit in der Parfümerie auf. Es gibt keine schwarz-weiße Tüte mehr, die man sich nehmen muss, sobald man die Eingangstür passiert. „Wir haben heute wirklich viel zu tun“, erzählt eine Mitarbeiterin, die gerade eine Kundin abkassiert, während ihre Kollegin einem Pärchen ein paar Düfte zeigt.

„Ich glaube morgen wird es noch schlimmer“, lacht sie. Zeit, um mal kurz zu Verschnaufen, bleibt wenig. Dass es einen zweiten Lockdown gibt, das finde das Team natürlich nicht schön, immerhin finde in dieser Zeit das Hauptgeschäft statt und die Branche sei beliebt in Sachen Geschenke. Man habe aber damit gerechnet, dass es so weit kommen wird. „Wir müssen jetzt das Beste daraus machen“, betont sie und widmet sich wieder einer Kundin zu.

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