
Jusos Vogelsberg sprechen mit Fachmann über Strukturen, Herausforderungen und Chancen des NahverkehrsMobilität ist kein Selbstläufer
LAUTERBACH (ol). In Lauterbach beschäftigten sich die Jusos Vogelsberg im Rahmen ihrer Reihe „Pizza & Politik“ mit der Frage, wie Busse und Bahnen organisiert werden. Mobilitätsexperte Marius Haardt erklärte die Unterschiede zwischen ÖPNV und SPNV sowie die komplexen Zuständigkeiten in Deutschland. Themen wie Finanzierung, alternative Mobilitätsmodelle und die Bedeutung der Verkehrswende standen im Mittelpunkt. Die Jugendlichen betonten die Notwendigkeit eines flexiblen und zukunftsfähigen Verkehrssystems im Vogelsberg.
Wer sorgt eigentlich dafür, dass Busse und Bahnen fahren? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Jusos Vogelsberg laut einer Pressemitteilung bei einer weiteren Ausgabe ihrer Reihe „Pizza & Politik“. Zu Gast war Marius Haardt, Geschäftsführer von Haardt Mobility, der mit den Jugendlichen über die Strukturen, die Finanzierung und die Herausforderungen des öffentlichen Verkehrs sprach.
Gleich zu Beginn wurde deutlich, wie vielschichtig das Thema ist: ÖPNV ist nicht gleich ÖPNV. Bus, U-Bahn, Straßenbahn, Tram oder On-Demand-Verkehre – all diese Angebote lassen sich in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) unterscheiden. Während der ÖPNV von den Landkreisen organisiert und finanziert wird, liegt der SPNV in der Verantwortung der Bundesländer.
„Die Mobilitätsstrukturen in Deutschland sind ein echter Flickenteppich – ob bei Verkehrs- oder Tarifverbünden. Das macht das System kompliziert, teuer und für viele schwer durchschaubar“, erklärte Haardt. Unterschiedliche Ticketpreise oder Regelungen etwa bei der Fahrradmitnahme seien für Fahrgäste unnötige Hürden. Das Deutschlandticket sei „ein wichtiger erster Schritt, um diese Strukturen zu vereinfachen“.
Ein weiterer Schwerpunkt des Abends: die Finanzierung. Mobilität sei grundsätzlich kostenintensiv – besonders in Flächenlandkreisen wie dem Vogelsberg, in denen Wege weit und Angebote flexibel sein müssen. Haardt betonte daher, dass alternative Modelle wie On-Demand-Verkehre, Mitfahr-Apps oder Jobtickets oft sinnvoller seien als der Ausbau weiterer Buslinien. „Nahverkehr muss nicht wirtschaftlich sein. Er muss funktionieren und wird deshalb zurecht staatlich subventioniert, etwa über Regionalisierungsmittel des Bundes“, so Haardt.
Die Jugendlichen erfuhren zudem, dass die Verkehrswende auf den drei Säulen Vermeiden, Verlagern und Verbessern beruht. Neben technischen Innovationen und dem Umstieg auf Bus und Bahn müsse auch das Thema Vermeiden stärker in die öffentliche Debatte rücken. „Jede Fahrt, die nicht stattfindet, spart Ressourcen und schützt das Klima“, betonte der Mobilitätsexperte.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass das Thema die jungen Menschen stark bewegt. „Der theoretische Einblick in Struktur, Organisation und Finanzierung hilft uns, verkehrspolitische Entwicklungen besser einzuordnen und mitzugestalten“, sagte Paul Wieczorek, Co-Vorsitzender der Jusos Vogelsberg: „Wir sehen, wo Einspar- und Investitionspotenziale liegen.“ Seine Co-Vorsitzende Julia Rausch ergänzte: „Mobilität muss hier im Vogelsberg flexibel und bedarfsgerecht sein. Aus der Veranstaltung nehmen wir mit, dass der Kreis nur dann ‚Heimat mit Zukunft‘ bleibt, wenn Menschen gut von A nach B kommen. Deshalb wollen wir Mobilitätsmodellregion werden.“


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