Vernetzungstreffen der Klimabildungslandschaft Vogelsberg zeigt Potenziale und eröffnet neue MöglichkeitenProjektideen mit Perspektiven für den Vogelsberg
VOGELSBERG (ol). Beim dritten Vernetzungstreffen der Klimabildungslandschaft Vogelsberg kamen zahlreiche Akteure aus Schule, Landwirtschaft, Kultur, Politik und weiteren Bereichen zusammen. Gemeinsam machten sie sichtbar, welche Initiativen es bereits gibt und welche neuen Projektideen entstehen können – darunter ein „Weltacker“ sowie das Konzept einer „Essbaren Stadt“. Ziel ist es, Menschen und Institutionen zu vernetzen, Klimaschutz praktisch zu verankern und nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern.
Es war das dritte Vernetzungstreffen der Klimabildungslandschaft Vogelsberg in diesem Jahr, und viele Akteure aus ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern waren der Einladung in die Aula der Alexander-von-Humboldt-Schule nach Lauterbach gefolgt – alle mit dem Potenzial, Klimaschutz in ihrem jeweiligen Umfeld sichtbar zu machen und Bildungsprozesse anzustoßen, so heißt es in der Pressemitteilung der Klimabildungslandschaft Vogelsberg.
Dr. Alexandra Botzat (AZN-Naturerlebnishaus Heideberg) und Nina Lingner (klimafairein) freuten sich sehr über die große Resonanz von Teilnehmenden aus den Bereichen Schule, Ernährung, Landwirtschaft, Tourismus, Kommunalpolitik, Wasser, Umwelt- und Demokratiebildung, Kulturförderung, Gesundheits- und Pflegewesen sowie aus den entsprechenden Fachgebieten des Vogelsbergkreises. Seit Sommer vergangenen Jahres sind AZN und klimafairein vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt damit beauftragt, Menschen und Institutionen im Vogelsberg zu vernetzen und Kooperationen im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung zu fördern. So sollen neue Projekt und Veranstaltungen entstehen, die das Thema in die Breite tragen – unter anderem durch Vernetzungstreffen wie dieses.
Einen großen Teil der Veranstaltung nahm die Verortung der Akteure auf der großen Karte des Vogelsberges ein: Dies brachte den Teilnehmenden nicht nur viel Spaß, sondern auch viele neue Erkenntnisse darüber, wie gut der Vogelsbergkreis bereits in vielerlei Hinsicht aufgestellt ist: Initiativen gegen Lichtverschmutzung, Selbstversorger, Kunstprojekte mit Pflanzen, nachhaltige Landwirtschaft, Ernährungs- und Umweltbildung an Kitas und Schulen, der Jugendklimakonferenz, Quellenwanderungen und vieles mehr hatten die Mitwirkenden nach einer Stunde auf der Karte eingetragen – und damit auch viele Möglichkeiten der Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung sichtbar gemacht.
Besonders deutlich wurde, wie viele Teilnehmende bereits mit eigenen Initiativen vor Ort aktiv sind, etwa mit Schulgärten, Umwelt-AGs, Kultur- oder eigenen Haus- und Gartenprojekten. Nicht zuletzt ging es auch darum, aus diesen vorhandenen Ressourcen Ideen für neue Projekte zu entwickeln, die eine nachhaltige Regionalentwicklung fördern und auf diesem Weg auch den Klimaschutz stärken.
Auf besonderes Interesse der Teilnehmenden stieß das Projekt „Weltacker“, das in Hessen zuletzt auf der Landesgartenschau in der Wetterau entstanden ist. Diese Idee fußt auf der Annahme, dass bei einer gleichmäßigen Verteilung der globalen Ackerfläche auf die Weltbevölkerung jedem Menschen 2000 m² Ackerland zur Verfügung stehen, um darauf alle Kulturen anzubauen, die der Mensch zum Leben braucht. Die Bepflanzung des Weltackers orientiert sich an dem aktuellen weltweiten Anbaustand. Auf den für ein mögliches Projekt im Vogelsberg vorgesehenen 2000 m² könnten demnach über 40 der meistangebauten Kulturen maßstabsgetreu zum globalen Flächenverhältnis angebaut werden. In der Regel begleitet eine Ausstellung ein solches Vorhaben. In der Veranstaltung wurde das Potenzial eines solchen Projekts für den Vogelsberg diskutiert; alle Teilnehmenden befürworteten grundsätzlich, dass ein Weltacker hier eine spannende Bereicherung sein könnte, zum Beispiel im Rahmen der Landesgartenschau Oberhessen 2027.
Eine weitere Idee mit Potenzial war die Übertragbarkeit des Konzepts „Essbare Stadt“ auf den Vogelsberg. Dabei werden öffentliche Grünflächen wie Parks, Straßenbegleitgrün oder Verkehrsinseln mit essbaren Pflanzen wie Obstbäumen, Beerensträuchern und Kräutern bepflanzt, die von allen Bürgerinnen und Bürgern frei geerntet werden können. So entsteht ein direkter Bezug zu nachhaltiger Ernährung, Biodiversität und regionalen Lebensmitteln – ein niederschwelliger Zugang, der das Bewusstsein für Klimaschutz und nachhaltige Regionalentwicklung stärkt. Kristina Eifert, Mitglied des Kernteams und sowohl vom Vogelsbergkreis als auch vom Evangelischen Dekanat Vogelsberg abgeordnet, regte zudem eine Neuauflage der Jugendklimakonferenz an, die zuletzt 2019 stattgefunden hatte. Unabhängig davon wurde vorgeschlagen, zu den nächsten Vernetzungstreffen Jugendliche aus verschiedenen Gremien einzuladen. Beides stieß auf breite Zustimmung.
Die Vielfalt der Teilnehmenden, ihre persönlichen Initiativen und die gemeinsamen Diskussionen zeigten, wie viel Engagement bereits im Vogelsbergkreis vorhanden ist – und welche Chancen entstehen, wenn Menschen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander in Austausch treten. Die Begegnungen, die Projektideen und nicht zuletzt die Verpflegung, die einen köstlichen Eindruck von der kulinarischen Vielfalt und Qualität des Vogelsbergs bot, hinterließen bei allen Mitwirkenden des Treffens einen positiven Eindruck. „Wir nehmen viele Anregungen und Impulse aus diesem Treffen mit“, sagen die Koordinatorinnen Alexandra Botzat und Nina Lingner. „Jetzt geht es darum, die Ideen weiterzuentwickeln, Menschen zu vernetzen und Projekte zum Leben zu erwecken, die die Region nachhaltig stärken und Klimaschutz unterstützen.“ Weitere Informationen zu der Klimabildungslandschaft Vogelsberg findet man unter (https://klimabildungslandschaft-vogelsberg.de).
Info zu den Klimabildungslandschaften des Hessischen Umweltministeriums
Bis spätestens 2045 möchte das Land Hessen klimaneutral werden. Als einen Baustein für dieses Ziel hat das Umweltministerium den Klimaplan entwickelt, der Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität abbildet. Diese sollen in verschiedenen Handlungsfeldern wirksam werden, u.a. im Bereich Bildung und Forschung. Hier setzt die Einrichtung von Klimabildungslandschaften an, von denen seit dem 1. Juli 2024 fünf in Hessen eingesetzt wurden – beauftragt vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, um Inhalte im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu vermitteln. Sie verankern Klimaschutz und Nachhaltigkeit im kommunalen Gefüge und setzen sich aus verschiedenen Akteuren aus Bildung, Kommunen, Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Klimaschutz zusammen. Für den Vogelsberg setzen das AZN – Natur-Erlebnishaus Heideberg e.V. und der klimafairein Oberhessen e.V. das Projekt um; Sitz der Koordinierungsstelle ist das AZN in Kirtorf.
Fotos: Klimabildungslandschaft Vogelsberg
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