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Projekttag verbindet Pflegekultur mit Naturerlebnissen und Handwerk auf dem Hof Jossatal AlpakasWolle, Werkbank, Wohlgefühl – Haus Stephanus startet tiergestütztes Projekt in Schlitz-Willofs

ALSFELD/SCHLITZ (ol). Bewohner des Hauses Stephanus verbrachten einen Projekttag auf dem Hof Jossatal Alpakas in Schlitz-Willofs. Im Rahmen des Programms „Erinnerungsschätze – Wege, die bleiben“ erlebten die Senioren tiergestützte Begegnungen mit Alpakas, Eseln und Schwarznasenschafen, ein gemeinsames Picknick sowie handwerkliche Einblicke in die Wollverarbeitung.

Ein Tag voller Tiere, Handwerk und Erinnerungen: Bewohner des Hauses Stephanus besuchten erstmals den Hof Jossatal Alpakas in Schlitz-Willofs. Das Projekt gegen Einsamkeit im Alter schenkte den Senioren spürbar Urlaubsmomente im Kopf.
Die Bewohner des Hauses Stephanus der Gesellschaft für diakonische Einrichtungen (GFDE) haben in Schlitz-Willofs erstmals einen ganzen Tag mit Alpakas, Eseln und Schwarznasenschafen verbracht. Die Begegnung auf dem Hof von Lena Schmelz- Oberhack war Auftakt einer neuen Kooperation im Projekt „Erinnerungsschätze – Wege, die bleiben“, berichtet das Haus Stephanus in einer Pressemitteilung.

Auf dem Hof in Schlitz-Willofs roch es nach Heu, die Sonne stand still über den Dächern, und plötzlich schoben sich neugierige Köpfe ins Bild: Alpakas, die laut Hofleiterin Lena Schmelz-Oberhack „frei um die Gäste laufen – neugierig, aber nie aufdringlich“. Sechs Senioren aus dem Haus Stephanus erlebten gemeinsam mit Projektkoordinatorin Minh Luis und Betreuungskraft Inge Haber einen Tag zwischen Tieren, Werkbank und Erinnerungen. Das Format war Teil des Projekts „Erinnerungsschätze – Wege, die bleiben“, eingebettet ins „Generationen-Gesundheitsnetzwerk“ des Hauses Stephanus. Es wird vom Hessischen Familien- und Gesundheitsministerium im Programm „Pflegeheim – Mitten im Leben“ gefördert und zielt auf Strategien gegen Einsamkeit im Alter.

Beim Mittagstisch stellte sich schnell eine besondere Stimmung ein: kein Heim, kein Stall, sondern Urlaubsgefühl. Rund um ein kaltes Buffet mit Schnitzeln, Käse, Salaten und Kuchen entwickelte sich eine lange Tischrunde. Geschichten, Anekdoten und Erinnerungen flossen fast beiläufig. „Mit Liebe gemacht“, lobten die Senioren die Speisen.
Die zweite Hälfte des Tages gehörte dem Handwerk. Im Hofladen wurden Socken und Einlegesohlen aus Alpakawolle besprochen wie Werkstücke an der Bank: Größe, Preis, Haltbarkeit. „Manche Produkte bestehen komplett aus unserer Wolle, anderes aus Mischungen. Dafür schicken wir die Fasern an spezialisierte Betriebe“, erklärte Schmelz. Regionale Kooperation und Qualität vor Masse – Prinzipien, die auch in der Pflegekultur Widerhall finden. Nebenan standen Walliser Schwarznasenschafe, deren Stirnfransen regelmäßig geschnitten werden müssen, damit der Blick frei bleibt. Streicheln, füttern oder einfach zuschauen – jeder Beteiligte wählte sein eigenes Maß an Nähe. So entstand Begegnung ohne Zwang.

Zum Abschluss bat Projektskoordinatorin Luis um Feedback. Die Antworten fielen eindeutig aus: „Es war wunderschön. Es hat uns gut gefallen.“ Besonders die Tiere hinterließen Eindruck. „Die sind so lieb“, sagte eine Bewohnerin. Ein anderer ergänzte verschmitzt: „Ich habe mich verliebt.“ Auch das Buffet fand Anerkennung: „Sehr gut – geben Sie das bitte direkt an die Küchenleitung weiter.“
Die Premiere soll kein Einzelfall bleiben. Für den Herbst plant das Haus Stephanus gemeinsam mit Jossatal Alpakas ein weiteres Angebot: eine Kräuterfrau wird mit den Senioren Butter herstellen, dazu gibt es Brotbacken im Holzofen und erneute Begegnungen mit den Tieren. „Es war noch schöner, als wir es uns vorgestellt hatten“, resümierte eine Teilnehmerin. Für die Bewohner wurde der Tag mehr als ein Projektausflug – ein Stück Urlaub im Kopf, getragen von Handwerk, Natur und Gemeinschaft.

Projekt-Steckbrief

Das Projekt „Erinnerungsschätze – Wege, die bleiben“ ist Teil des „Generationen-Gesundheitsnetzwerks – Bewältigungsstrategie gegen Einsamkeit im Alter“ des Hauses Stephanus (GFDF) in Alsfeld. Gefördert wird es vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege im Programm „Pflegeheim – Mitten im Leben“. Das Format startete mit einer ersten Live-Begegnung in Schlitz – auf dem Hof Jossatal Alpakas von Lena Schmelz-Oberhack in Schlitz-Willofs, Fachkraft für tiergestützte Arbeit. Es bot einen ganzen Tag auf dem Hof mit Tiererlebnissen, einem gemeinsamen Mittagspicknick, Erinnerungspflege, Mobilitätsübungen und Gesprächen. Als nächster Schritt ist für den Herbst ein Termin mit Kräuter-Workshop, Butterherstellung, Brotbacken im Holzofen und erneuten Tierkontakten geplant.

Fotos: Minh Luis/GFDE

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