Dr. Kneip informiert am KKA-Vortragsabend zu Gelenkersatz an Knie, Hüfte und Schulter„Bleiben Sie aktiv“
ALSFELD (ol). Beim KKA-Vortragsabend in Alsfeld betonte Dr. Arno Kneip, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie, die Bedeutung einer umfassenden Vor- und Nachsorge bei Gelenkersatz. Neben der hohen Qualität moderner Prothesen ist die korrekte postoperative Pflege entscheidend für einen schmerzärmeren Alltag. Eigenverantwortung und achtsames Verhalten können Komplikationen verhindern und die Lebensqualität steigern.
Soll der Gelenkersatz wieder einen schmerzärmeren Alltag ermöglichen, gibt es viele Faktoren, die man selbst beeinflussen kann. Das ist eine der Kernaussagen, die Dr. Arno Kneip, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA), seinen Zuhörern beim jüngsten KKA-Vortragsabend mit auf den Weg gibt, so berichtet die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung. Denn ob Knie, Hüfte oder Schulter – ist man auf dem Weg zur Prothese oder hat vielleicht schon ein neues Gelenk, ist eine versierte chirurgisch-medizinische Versorgung das eine. Gute Vor- und Nachbereitung, das andere.
Seit Jahrzehnten werden in der Chirurgie verschiedene Techniken angewandt, die schmerzfreie Bewegungen ermöglichen sollen. Dabei wurde viel ausprobiert, mitunter ohne den entsprechenden Erfolg, heißt es. „Inzwischen greifen wir am KKA allerdings auf einen Katalog verschiedener Techniken und Prothesen zurück, die auf langjähriger Erfahrung basieren“, sagt der Experte. Die verwendeten Prothesen sind auf einem Stand, den sie bis vor einigen Jahren noch nicht hatten – „die sind heute viel leistungsfähiger als früher“, bringt es der erfahrene Mediziner auf den Punkt.
Doch mindestens genauso wichtig sind die verschiedenen Faktoren, die rund um den Gelenkersatz zum Tragen kommen. Denn in vielen Fällen muss vor dem Gelenkersatz eine Rundum-Anamnese durchgeführt werden. Belgleiterkrankungen, Lebenssituation, Alter und auch die Vor- und Nachbehandlung spielen eine wichtige Rolle. Es wird ganz individuell geschaut, welche OP-Methode und welche Prothese im jeweiligen Fall passen. Ein stark lädiertes Knie eines 70-Jährigen erfordert eine andere Versorgung und Prothese als das eines aktiven Mittvierzigers, erklärt Dr. Kneip.
Die Prothesen pfleglich behandeln
Auch die Tatsache, dass inzwischen viele Operationen ambulant durchgeführt werden, fordert in gewisser Weise zusätzliche Eigenverantwortung der Patienten. „Für rund drei Monate nach der OP sollte man sich ganz bewusst und langsam bewegen und gerade bei einer neuen Hüfte Außen- und Innenrotation sowie das Hocken vermeiden. „Gehstützen sollte man nicht zu früh weglassen oder beispielsweise auf Walking-Stöcke umsteigen. Denn diese reduzieren das Körpergewicht und somit die Belastung auf Hüfte oder Knie um bis zu 20 Prozent“, weiß Dr. Kneip. Auch an Treppen sollte man vorsichtig sein und auf ausreichende Beleuchtung in der Wohnung achten, denn Stürze müssen so gut es geht vermieden werden.
„Auch wenn dann nach der OP die Fäden gezogen sind, sollte man bedenken, dass nur die Haut geschlossen ist. Bis Faszien und Kapsel darunter verheilt und die Prothese wirklich fest eingewachsen ist, dauert es bis zu acht Wochen, in denen man besonders achtsam sein sollte“, führt der Mediziner aus. Um die Wundheilung zu unterstützen, rät er außerdem zu Kompressionsstrümpfen und Lymphdrainage. „Wann man wieder arbeiten kann, hängt dann auch vom Beruf ab. Bei mittelschweren oder schweren Tätigkeiten kann die Arbeitsunfähigkeit bis zu einem halben Jahr dauern“, sagt der Orthopäde und fügt an, dass ein guter Muskelaufbau in etwa so lange braucht. „Erst dann ist das Gelenk mit der neuen Prothese wieder voll belastbar“, ergänzt er und rät zu moderatem Sport.
Denn dieser ist auch mit einer Prothese möglich und empfohlen. „Man sollte keinen Sport – etwa Abfahrtski oder Golf – neu erlernen, aber alles, was man vorher gemacht hat, geht auch danach“, stellt der Mediziner klar. Ergometer, Aqua-Gymnastik oder Wandern und Spazieren stehen beim Mediziner hoch im Kurs. „Gefährlich sind Sportarten mit Belastungsspitzen, wie sie etwa bei Mannschaftssportarten auftreten können. Aber auch Kontaktsportarten bieten Gefahren. Denn ganz wichtig ist: Rotationen sollten verhindert werden“, führt Dr. Kneip aus. Auch eine Gewichtsreduktion ist dringend angebracht, denn die Belastungen auf die Prothese steigen mit höherem Gewicht exponentiell.
Eine weitere Gefahr für den Gelenkersatz stellen Infekte im Körper dar. „Entzündete Mandeln, ein bakterieller Infekt oder ein schmerzender Zahn – da ist Vorsicht geboten und man sollte unbedingt Rücksprache mit seinem Hausarzt halten“, mahnt der Mediziner. Denn sind die Erreger im Blut, können sie sich auch an der Prothese absetzen. „Das kann zu schlimmen Entzündungen führen und weitere Operationen erforderlich machen.“
Hat man diese Faktoren im Blick, dann steht einem schmerzärmeren Alltag wenig im Weg. „Bleiben Sie aktiv und beherzigen Sie einige Ratschläge, sind die Aussichten gut“, gibt der Fachmann den Zuhörern abschließend mit auf den Weg.
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