Eröffnung einer Wanderausstellung begeistert und inspiriert ein großes PublikumFrauen im Fokus
LAUTERBACH (ol). Die Wanderausstellung „Frauen im Fokus“, initiiert von der Klasse 11 der Vogelsbergschule Lauterbach, wurde mit großem Erfolg eröffnet und regte Diskussionen über Frauenrechte und politische Teilhabe an. Die Initiative, unterstützt von der AWO, dem Familienbündnis Vogelsberg und dem Sozialverband VdK, fordert dazu auf, bestehende Barrieren zu überwinden und Frauen aktiv in politische Prozesse einzubinden.
„Endlich werde ich mal gehört.“
„Ich bin glücklich, dass wir so viele sind.“
„Wir brauchen Respekt. Und Hilfe.“
„Wir müssen uns in unseren Körpern wohl fühlen dürfen.“
„Ich will keine Gewalt erleben.“
„Ich möchte dafür kämpfen, dass wir alles dürfen. Ich kann was. Und ich will was.“
Es sind die Schülerinnen der Klasse 11 ASP der Vogelsbergschule Lauterbach, die am Morgen des 3. Juni in der mit 140 Menschen voll besetzten Pausenhalle ein Gefühl der Solidarität, der Stärke und des Aufbruchs verspürten. Diese Klasse hat es nämlich geschafft, die großen Frauen-Botschaften und Frauen-Forderungen in konkrete Wünsche und Ziele zu verpacken. Mit unverbrauchten Worten und in eindrücklicher Bildsprache. Woraus eine Wanderausstellung mit vielen Stationen überall im Vogelsberg wird, das berichtet der AWO-Kreisverband Vogelsbergkreis e.V. in einer Pressemitteilung.
Natürlich wird eine von so vielen Verbänden, Initiativen und Vereinen ins Leben gerufene Ausstellung in gebührender Weise eröffnet. Da begrüßt die ob des überwältigenden Zuspruchs zurecht glückliche AWO-Vorsitzende Heike Bohl. Es freut sich für die Schulleitung Mario Schmitt, dann spricht als Schirmherr Landrat Dr. Jens Mischak, danach referiert die Hessische Staatssekretärin Katrin Hechler. Sie halten ihre empathischen und launigen Reden und Frau, sowie man(n) können sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Leidenschaft mit der die Schülerinnen für die Sache der Frauen werben auf ihre Überlegungen übergesprungen ist.
Und so zieht sich bald ein reißfester roter Faden durch die Erkenntnisse und Selbsteinsichten der „Offiziellen“ und der Schülerinnen. Mitmachen! Einbringen! Auch in die Politik gehen!
Einleitend denkt Mario Schmitt von der Schulleitung über die Zukunft seiner Töchter nach, freut sich über das Engagement seiner Schülerinnen und ist stolz darauf, dass die tolle Ausstellung in „seiner Schule“ startet.
Nachdenklich berichtet Dr. Mischak, dass er lange Zeit ein Gegner der Frauenquote für die politische Teilhabe war, dass er aber zu der Erkenntnis gekommen ist, dass es mit Freiwilligkeit allein nicht geht. Im Vogelsberg gäbe es noch einmal deutlich weniger Frauen in der Kommunalpolitik als bundesweit: Nur 20 statt 30 Prozent. Es bedürfe aber vieler Frauen, damit die Lebenswirklichkeiten der Frauen starke Stimmen an entscheidenden Stellen haben.
Gleich zu Beginn bekennt danach Katrin Hechler, die Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, „Ohne die Quote stünde ich nicht hier.“ Aber: Frauen bräuchten auf dem Weg zum Mitmachen auch ein starkes Umfeld. Da müsse man den Begriff der Familie weiter definieren. Solidarität könne auch von Gleichgesinnten organisiert werden. Doch es gelte trotzdem: Hinter vielen starken Frauen stehe ein starker Mann, der mit seiner Arbeit der Frau den Rücken freihält. Nie aber hätte sie vor 30 Jahren, als sie in die Kommunalpolitik ging, gedacht dass sie die lebenswerteste und menschlichste Staatsform, unsere Demokratie, einmal nach außen und innen verteidigen müsse. Und gerade die Frauen hätten da besonders viel zu verlieren. Die Gewalt habe zugenommen, besonders in den Familien, gegen Frauen und Kinder. Aber aus der Opferrolle könne Frau sich mit Hilfe der weiblichen Solidarität und ihrer Institutionen befreien. Und es warteten die großen anderen Themen: Soziale Gerechtigkeit, finanzielle Sicherheit, Geschlechtergerechtigkeit, Deswegen ihr energiegeladener Appell an die Frauen: „Geht in die Kommunalpolitik! Es macht Spaß!“
Gerade werden die Wahllisten für die Kommunalwahlen im Vogelsberg im März 2026 aufgestellt. Es ist noch für keine Frau zu spät, sich für eine Kandidatur zu entscheiden, so die Redner.
Die Wanderausstellung ist eine Gemeinschaftsinitiative der Arbeiterwohlfahrt mit dem „Familienbündnis Vogelsberg“ und dem Sozialverband VdK, gefördert vom Bundesprogramm „Demokratie LEBEN“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Design von Ute Kirst sind 8 Roll-ups entstanden, die sich mit den Themen Lohnlücke, Altersarmut, Vereinbarkeit von Familien und Beruf, Care-Arbeit, Pflege und politische Teilhabe von Frauen beschäftigen.
Dann eröffneten die Schüler:innen und ihre Lehrer:innen ihre Ausstellung unter dem Jubel ihrer Mitschüler:innen. Unter Anleitung ihrer Lehrerinnen Corina Sammann und Sabrina Wiegand-Mischak ist es den 24 Schülerinnen und Schülern der Klasse 11 ASP gelungen zu zeigen wie spannend, berührend und inspirierend sie die Frauenthemen mittels Plakaten, Collagen und Objekten thematisieren.
„Mein Körper, meine Freiheit.“ „Gewalt beginnt oft leise.“ „Mehr Frauen in die Politik.“ „Mehr Frauen. Mehr Zukunft.“ Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher diskutierten konzentriert und leidenschaftlich vor den Bildern und Texten. Danach gingen sie nachdenklich oder überzeugt, in jedem Falle aber geistig und politisch erfrischt, zurück in ihren Alltag.
Fotos: AWO-Kreisverband Vogelsbergkreis e.V.
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