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Mysteriöses Verschwinden eines Pfaus entzweit die DorfgemeinschaftEin Pfau, der spaltete – Maulbach trauert (oder jubelt)

MAULBACH (ol). Im idyllischen Ort Maulbach sorgt das rätselhafte Verschwinden von Pfau Bert für Unruhe unter den Einwohnern. Während einige seine lebhafte Präsenz vermissen, sind andere erleichtert über die nun eingetretene Ruhe.

Seit über einem Jahr war er eine schillernde Erscheinung im kleinen Ort: Pfau Bert. Mal stolzierend über die Dorfstraße, mal vor einem Fenster posierend, mal neugierig die Nachbarn beim Rasenmähen beobachtend – Bert war vieles, aber sicher nicht unauffällig. Nun ist er verschwunden. Zurück bleiben ein paar prachtvolle Federn – und eine gespaltene Dorfgemeinschaft, wie es in der Pressemitteilung des Dorfes heißt.

Bert lebte mit seiner Partnerin Luna, Sohn Emil und vielen anderen Tieren auf einem großzügigen Hof am Ortsrand. Seine große Liebe, Pfauendame Cindy, fiel vor einigen Wochen nachts in der Voliere einem Fuchs zum Opfer – seither wirkte Bert noch anhänglicher, vielleicht auch rastloser. In der Balzzeit, zwischen Mai und Juli, zog es ihn regelmäßig in die Gärten der Nachbarschaft. Dort präsentierte er stolz sein Federkleid, rief mit durchdringender Stimme nach Gesellschaft – und sorgte damit nicht überall für Begeisterung. Bert war ein Tier, das polarisierte. Zwischen liebevoller Verehrung und genervter Ablehnung bewegte sich das Spektrum der Dorfbewohner.

Dann geschah das Unfassbare. Bert verschwand. Spurlos. Anwohner sollen noch gehört haben, wie er aufschreiend von seinem Nachtquatier aus, ein Baum in Nachbars Garten, davonflog. Ein anderer Nachbar hörte ebenfalls Schreie des Pfaus, die von einer Rangelei oder Kampf zeugten. Nur einige lange Schwanzfedern wurden auf einem anderen Grundstück entdeckt. Was mit dem Pfau tatsächlich passiert ist – ein Wildunfall, ein nächtlicher Angriff, ein gezielter „Verschwindeakt“ – bleibt erstmal offen. Was auch immer geschah – Bert hat Spuren hinterlassen. In den Gärten und in den Herzen. Ein Dorf schweigt. Ein Pfau fehlt. Und die Stille ist lauter denn je.

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