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AlsfeldWer kauft das Haus am Kirchplatz 10?

ALSFELD (jal). Das Haus am Kirchplatz 10 in Alsfelds Altstadt beschäftigt die Politik und die Verwaltung schon eine ganze Weile. Das historisch bedeutende Gebäude ist stark verfallen. Nach dem Tod des ehemaligen Eigentümers steht es nun zum Verkauf. Geht die Geschichte am Ende doch gut aus?

Das Haus am Kirchplatz 10 hat schon so einige Geschichten miterlebt. Wobei, eigentlich sind es alle, die seit 1392 in Alsfeld stattgefunden haben. Denn aus diesem Jahr stammt der älteste Teil des Gebäudes. In den vergangenen Jahren war das Haus selbst immer wieder mal Thema in der Stadt. Politiker kamen zu Ortsterminen vorbei, die Presse berichtete – und Liebhaber des Hauses hielten sogar Mahnwachen für seinen Erhalt ab.

Denn das überaus bedeutsame Gebäude ist schon seit vielen Jahren sehr stark baufällig. Und zwar so stark, dass es mit Stützbalken gesichert werden musste. Aus diesem Grund gab es Zwist zwischen dem mittlerweile verstorbenen bisherigen Eigentümer und den örtlichen Behörden, der mitunter öffentlich und mit unschönen Worten ausgetragen wurde. Die Behörden in Gestalt der Stadt und des Landkreises forderten den Mann auf, das Gebäude zu sanieren. Da dies nicht geschah, wurden die zuständigen Ämter selbst aktiv. Laut Aussage der Pressestelle des Landkreises ist das Haus nun durch die erfolgten Stützmaßnahmen nicht mehr akut einsturzgefährdet.

Was aber nicht heißt, dass es nicht am besten schnellstmöglich zu sanieren wäre. Es klingt ein bisschen verwirrend, aber der schlechte Zustand des Hauses ist der Grund, weshalb es genau jetzt in einer Online-Anzeige zum Verkauf steht. Denn eigentlich ist eine Nachlassverwalterin noch damit beschäftigt, die rechtmäßigen Erben des verstorbenen Eigentümers ausfindig zu machen. Ein Verkauf des Hauses ohne die Gewissheit, wer es eigentlich erbt, ist nur mit Genehmigung des zuständigen Nachlassgerichtes zuständig.

Wie die Pressestelle des Landkreises OL bestätigt, haben Erster Kreisbeigeordneter Patrick Krug und Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule in Gesprächen mit der Nachlassverwalterin darum geworben, sich die Erlaubnis für den zuständigen Verkauf des Gebäudes zu besorgen. „Krug und Paule wiesen in diesen Gesprächen auf den hohen historischen Wert des Gebäudes für die Altstadt und vor allem auch auf das hessische Städtebau-Förderprogramm ‚Lebendige Zentren‘ hin, in dem sich die Stadt Alsfeld gerade befindet und in dessen Rahmen höhere Zuschüsse für bauliche Maßnahmen, die den innerstädtischen Strukturwandel begleiten, gewährt werden, heißt es weiter in der Antwort. „Dieses Zeitfenster aber schließt sich bald, deshalb haben wir auf einen raschen Verkauf des Gebäudes hingearbeitet“, betont Erster Kreisbeigeordneter und Baudezernent Patrick Krug.

Sanierungskosten ungewiss

Was die Sanierung des Hauses kosten wird, ist relativ unklar. Der Kreis sagt, das hänge von der späteren Nutzung ab. Auch die Stadt kennt keine genaue Zahl. „In jedem Fall dürfte die Gesamtsumme zwischen 1 und 2 Millionen Euro liegen“, sagt Bürgermeister Paule.

Gerne hätte man mit der Nachlassverwalterin gesprochen und sie gefragt, was das Haus denn kosten soll – in der Anzeige ist nämlich kein Preis genannt – und ob es schon Interessenten gibt. Doch die Münchnerin hält sich bedeckt und antwortet auf eine Anfrage lediglich, dass Sie sich nicht zu dem Objekt äußern könne.

Der Fachwerk-Aktivist Jan-Patrick Wismar hat sich bislang sehr für den Erhalt des Hauses eingesetzt. In einer Pressemitteilung über den möglichen Verkauf des Hauses schrieb er vor Kurzem: „Sollte es eine Sanierungsabsicht eines Investors geben, so sollte die Stadt auch ein vorhandenes Vorkaufsrecht nutzen. Eigenständig sanieren könne es eine Kommune in der heutigen Zeit nicht, was auch aufgrund der klammen Kommunalkassen verständlich ist.“ Gibt es denn ein solches Vorkaufsrecht? Paule antwortet auf eine entsprechende Frage dazu: „Bei jedem Grundstücksverkauf hat die Gemeinde das Bestehen gesetzlicher oder vertraglicher Vorkaufsreche zur prüfen. Da zurzeit kein Kaufvertrag vorliegt, erübrigt sich auch die Prüfung des Vorkaufsrechts.“

Laut Paule führt die Stadt derzeit jedoch mit mindestens einer Person intensive Gespräche über einen möglichen Kauf und die damit verbundene Rettung des Hauses. Seinen Angaben nach möchte diese Person bislang jedoch nicht öffentlich genannt werden. Das sind doch verhalten gute Nachrichten für das alte Haus am Kirchplatz 10.

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