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20 Jahre fairer Handel, Bildung und Mitgestaltung in AlsfeldWeltladen Alsfeld feiert Geburtstag mit großem Fest rund um den Laden und das Rathaus

ALSFELD (ol). Mit einem bunten Programm feiert das Team des Weltladens am 15. Juli von 11 bis 15 Uhr den 20. Geburtstag des Vereins und des Ladens. Für die Gäste gibt es rund um den Laden und das Rathaus viel zu erleben: Vorträge zu fairem Handel, Tastings, Henna-Tattoos, Musik von Flex-à-Ton und Ute’s Garage, Preise wie vor zwanzig Jahren und viel Gelegenheit zur Begegnung und zu guten Gesprächen.

„Wir freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher und das eine oder andere Wiedersehen“, lädt Sabine Kehm vom Weltladen-Vorstand in einer Pressemitteilung ein. Für Interessierte an Henna-Tattoos liegt ab dem 14. Juli eine Anmeldeliste im Laden aus.

Gegründet wurde der Verein Alsfelder Weltladen im Juli 2003. Hauptinitiatorin war damals Heidrun Stiehl-Öztürk. Sie war frisch nach Alsfeld gezogen und kannte aus ihren vorherigen Wohnorten bereits verschiedene Weltläden – schließlich feiert das Konzept in diesem Jahr bereits seinen 50. Geburtstag. „Die Idee war also nicht grundsätzlich neu“, erinnert sie sich, „und es gab auch in Alsfeld schon verschiedene Initiativen: Die katholische Kirchengemeinde betrieb bereits einen kleinen Handel mit fairen Waren im Pfarrzentrum, Pfarrer Walter Bernbeck hielt ein kleines Sortiment im Pfarrhaus in Billertshausen vor, und E.O. Müller, beGeißterter Mitbegründer und erster Vorsitzender des Weltladens Alsfeld (von 2003 bis 2005) machte sich zu dieser Zeit bereits für fair gehandelten Kaffee aus Nicaragua stark. Allein, die Organisation unter dem Dach der Weltläden Deutschland fehlte noch, dazu ein richtiger Laden und strukturierte Teams, die sich nicht nur für den fairen Handel im Verkauf einsetzten, sondern auch für Bildung, Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen.“

Nachdem Stiehl-Öztürk ihre Idee von der Gründung eines Weltladens in Alsfeld im Frauencafé besprochen hatte, war es nur ein kurzer Weg zu Hedwig Kluth von der katholischen Gemeinde. Sie kannte Bede Godwyll, der im Auftrag der Fairhandelsgesellschaft GEPA viele Weltläden berät und auch die Geschicke des Alsfelder Ladens seit Beginn seiner Aktivitäten im Jahr 2003 begleitete. „Er war unser Geburts- und Entwicklungshelfer“, blickt Stiehl-Öztürk zurück. „Gleich zum ersten Treffen im Kartoffelsack erschienen 25 Menschen, beim zweiten Treffen am 14. Juli 2003 waren wir schon 40 Leute, mit denen wir den Verein gegründet haben – es ging wirklich alles sehr schnell.“

Und weil es offenbar genau der richtige Zeitpunkt für die Gründung eines Weltladens war, traf die rührige Mitbegründerin zu dieser Zeit Hans-Walter Müller, der ihr sogleich den Laden in der Untergasse vermietete, in dem der Weltladen bis zum Umzug an seinen heutigen Standort am Marktplatz zuhause war. „Als wir dann Fahrt aufgenommen hatten, war uns klar, dass wir zum Weihnachtsgeschäft präsent sein müssten“, erinnert sich Stiehl-Öztürk. Und so wurde der Laden in Eigenleistung der Mitglieder hergerichtet, es wurden die heute immer noch existierenden Gruppen gegründet, die sich je nach Kompetenz und Interesse um die Themen Laden, Einkauf, Dekoration, Info und Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen und Sonderaktionen kümmerten. Und nicht nur das: Viele der Mitglieder verhalfen dem Laden mit kleinen oder größeren zinslosen Darlehen zum Erfolg.

Um sich nicht zu verzetteln, startete das Team anfangs nur mit der Produktpalette der GEPA: fair gehandelte Lebensmittel und verschiedenste Kunsthandwerkserzeugnisse gab es zu kaufen – und gibt es immer noch. Inzwischen allerdings hat sich das Team rund um die Einkaufschefin Sabine Kehm professionalisiert: Sie stöbern auf Messen und unterhalten Kontakte zu den verschiedensten Fair-Handels-Organisationen und Kooperativen. Damit können sie das Sortiment genau den sich verändernden Wünschen der Kundschaft anpassen. „Mit unserem Umzug an den Marktplatz sind wir auch eine wichtige Adresse für Touristen geworden. Dazu kommen die Alsfeld-Produkte und die große Auswahl an verschiedensten, auch den Jahreszeiten angepassten Geschenkartikel“, skizziert Kehm die Entwicklung des Weltladens, der mit seinem Sortiment und seinem modernen, hellen Style ein wirklicher Anziehungspunkt im Zentrum der Altstadt geworden ist. „Von Anfang an wollten wir nicht das vermeintliche ‚Jesus-Latschen-Image‘ pflegen“, so Kehm. Gerade der neue Laden ist davon weit entfernt und schafft es dennoch, fairen Handel, politische Bildung und eine Mitgestaltung des öffentlichen Lebens in Alsfeld zu realisieren – und das alles nach wie vor ehrenamtlich.

„Von Anfang an war es uns wichtig, mit verschiedenen Veranstaltungen an die Öffentlichkeit zu treten“, sagt Dr. Bernhard Geiß. Er ist wie Stiehl-Öztürk und Kehm Gründungsmitglied und war nach E.O. Müller von 2005 bis 2009 Vereinsvorsitzender. Ein Blick in die verschiedenen Jahresprogramme macht deutlich, was er meint: Kino, Vorträge, Lesungen, Ausstellungen – der Weltladen nahm und nimmt seinen Bildungsauftrag ernst. Gleichzeitig sorgt er mit der Teilnahme an den Märkten, der Zauberhaften Nacht und den Festen der Stadt für Präsenz. Mit der „weltwärts“-Reihe gab er jungen Menschen ein Forum, um über ihre Erfahrungen im Ausland zu berichten. Theater, Kooperationen mit Schulen und Konfi-Gruppen, Kochkurse, Konzerte. Was diese vielen Aktivitäten verbindet, ist der Fokus: Stets stehen die Menschen in den Ländern des globalen Südens, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen im Vordergrund und die Frage, was die Menschen in unseren Breiten damit zu tun haben.

Einschneidend für den Laden war der Umzug in die 1A-Lage am Marktplatz, die Umstellung auf ein modernes Kassensystem und die Erweiterung des Sortiments. Das Weltladen-Team ist diskutierfreudig und nicht immer sind alle einer Meinung. „Umso besser, wenn sich Entscheidungen, die wir uns nicht leichtgemacht haben, am Ende als gut erweisen“, sagte Hildegard Maaß. Sie war nach Dr. Bernhard Geiß die dritte Erste Vorsitzende des Vereins, der inzwischen von einem Vorstandsteam geführt wird. Auch damit ist der Verein Weltladen Alsfeld e.V. wieder Vorreiter. „Als Team und mit einem guten Konzept haben wir den Laden auch gut durch die Corona-Zeit gebracht“, freut sich Maaß gemeinsam mit all ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, die nun zusammen die Jubiläumsaktivitäten stemmen.

„Wir haben ein ganz wunderbares Programm zusammengestellt“, sagt Irene Günther vom Vorstandsteam, „Musik, Infos zu den Weltläden, Henna-Tattoos, Essen und Trinken. Auf ausgewählte Produkte gewähren wir einen Tag lang die Preise von vor zwanzig Jahren, und es gibt auch wieder für jeden Einkauf einen Gutschein für eine Kugel Mango-Eis bei der Gelateria da Antonio.“

Viel zu erleben, zu entdecken, zu besprechen und zu genießen gibt es also am Jubiläumstag rund um den Weltladen am 15. Juli. Weitere Infos finden Sie auf der Webseite des Weltladens.

Programm der Jubiläumsfeier

10.50 Uhr Eröffnung – Musikbeitrag – Flex á Ton

11.00 Uhr Begrüßung – Vorstand – Sabine Kehm

11.10 Uhr Grußwort – Herr Bürgermeister Stephan Paule

11.20 Uhr Musikbeitrag – Flex á Ton

11.30 Uhr Grußwort – Weltläden in Hessen – Elisabeth Dreher

11.40 Uhr Beitrag – Faire Alsfeldprodukte – Weltpartner – Ingo Schlotter

13.00 Uhr Musikbeitrag – Ute`s Garage

Begleitprogramm

11 – 15 Uhr Ausstellung „Hessen fairändert. Globaler Blick – Lokales Handeln“ unter dem Rathaus

12 – 15 Uhr Hennamalerei unter dem Rathaus

Für das leibliche Wohl ist mit fairen Getränken und Speisen gesorgt. Das Ende der Jubiläumsveranstaltung ist gegen 15 Uhr geplant.

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