Gesellschaft2

Kreistagsfraktionen im ehemaligen Pferdezentrum„Was die zivile Verteidigung angeht, stehen wir noch ganz am Anfang“

ALSFELD (ls). Der Kreis will das ehemalige Pferdezentrum in Alsfeld für fünf Jahre anmieten, um dort den Katastrophenschutz zu bündeln. 820.000 Euro soll der Plan kosten, der von den Freien Wählern kritisiert wurde. Auch ein Kauf oder Neubau sollte ihrer Meinung nach geprüft werden, was sie bei einem Vor-Ort-Besuch der Kreistagsfraktionen nochmal deutlich machten.

Der zivile Bevölkerungsschutz und mit ihm der Katastrophenschutz stellt sich vielerorts in Deutschland durch die Krisen der jüngsten Zeit neu auf – auch im Vogelsberg. Aus diesem Grund soll oberhalb der Alsfelder Hessenhalle im ehemaligen Pferdezentrum ein Katastrophenschutzzentrum entstehen. 820.000 Euro soll das für die Mietdauer von fünf Jahren kosten, die Option der Verlängerung um weitere fünf Jahre auf insgesamt zehn Jahre ist dabei auch gegeben.

60 Meter lang ist die Halle im ehemaligen Pferdezentrum in der für die kommenden fünf bis zehn Jahre Lagerfläche für den Katastrophenschutz entstehen soll. Alle Fotos: ls

Im Mittelpunkt der Überlegungen steht die Idee, den Katastrophenschutz an einer Stelle zu bündeln und ihn auszuweiten, da dieser nicht nur auf mehrere Standorte verteilt ist, sondern die Lagerflächen mittlerweile zu klein geworden sind, wie Landrat Manfred Görig erklärte. Gemeinsam mit Sven Holland als Leiter für die Allgemeine Gefahrenabwehr und Michael Jahnel, dem Sachgebietsleiter für Katastrophenschutz, stand er den anwesenden Kreistagsfraktionen Rede und Antwort.

„Der Bedarf ist da“, ergänzte Sven Holland die Worte des Landrats. Das hätten die Krisen der jüngsten Vergangenheit gezeigt – und weniger würde es auch künftig nicht werden. Allein durch die Corona-Pandemie und durch dem vom Kreis eingerichteten Impfzentrum seien große Mengen an Material und Ausrüstung vorhanden, was eingelagert und aufbewahrt werden muss. Allein 190.000 medizinische Masken seien noch eingelagert. Die Alternative sei, dass das Material entsorgt und neu angeschafft werde, wenn es wieder benötigt werden würde.

Kreisbrandinspektor und Leiter der allgemeinen Gefahrenabwehr im Vogelsberg, Sven Holland, erklärte, dass es Ziel sei, vor die Lage zu kommen.

Lage und Synergieeffekte wesentliche Vorteile

Noch immer wird übrigens geimpft, allerdings nicht mehr in der Hessenhalle, sondern in Räumlichkeiten im ehemaligen Pferdezentrum, wo bereits seit gut zwei Jahren die Büros des Katastrophenschutzes eingerichtet sind, um nah vor Ort zu sein. Ende des Monats soll das Angebot zwar eingestellt werden, zu tun hat der Katastrophenschutz allerdings weiterhin genug.

Seit dem vergangenen Jahr sind nämlich in unmittelbarer Nähe zwei Flüchtlingsunterkünfte erreichtet worden: Die Erstaufnahmeeinrichtung des Regierungspräsidiums (RP) auf dem Reitplatz, besser bekannt als Zeltstadt, und die Unterkunft des Kreises, das Container-Dorf, auf dem Platz unterhalb der Hessenhalle.

Landrat Manfred Görig sagte, dass in Zukunft noch einiges auf den Katastrophenschutz zukommen werde.

„Die Lage im ehemaligen Pferdezentrum bietet sich an, weil man Synergien nutzen kann, sie zentral ist und man hier eine geeignete Fläche für das Material und die Fahrzeuge hat“, erklärte Holland. Durch die Krisen der jüngsten Zeit habe man oftmals schnell reagieren müssen, was von dort aus gut und unkompliziert geklappt hätte. Das habe sich mitunter bei dem Einsatz im Ahrtal gezeigt.

An der Halle sei alles geplant, strukturiert und gepackt worden, von dort sei man gemeinsam ausgerückt. Auch die Nähe zur Hessenhalle biete sich aufgrund der vorhandenen Infrastruktur, bei der man innerhalb von wenigen Tagen ein ganzen Dorf für 1.000 Menschen mit Wasser und Strom in der Halle errichten könne, an. Das gebe es an keinem anderen Standort im Vogelsberg.

Und wenn gerade keine akute Notlage sei, biete die etwa 60 Meter lange große Halle genügend Platz, um alles unter einem Dach zu vereinen, um auch für die Zukunft gerüstet zu sein. So sieht es aktuell nämlich danach aus, als würde die Erstaufnahmeeinrichtung des RP zum 31. Dezember 2023 schließen. Dann müssten zusätzlich zu den bereits eingelagerten Betten und Feldbetten knapp 1000 doppelstöckige Betten zusätzlich eingelagert werden.

Michael Jahnel, Sachgebietsleiter für den Katastrophenschutz, stellte den Plan für das künftige Katastrophenschutzzentrum im Pferdezentrum vor. Für ihn sei es nicht nur die Lage, die die Halle prädestiniert mache, sondern auch die Gegebenheiten vor Ort.

Das sei aber längst nicht alles, denn auch Materialen Betäubungsmittel, 360.000 Jodtabletten, Lebensmittelkarten, Stromaggregate, verschiedene Fahrzeuge und beispielsweise Sandsäcke für Hochwasserlagen müssten untergebracht werden. Zum Teil seien die derzeit in Lauterbach.

Freie Wähler wollen Alternativen prüfen lassen

„Es ist aber nicht damit getan, die Sachen in die Halle zu stellen. Das muss eingelagert, betreut, dokumentiert und auch geprüft werden“, sagte Holland. Dazu seien die Zufahrtsmöglichkeiten optimal, denn nachdem der Sand aus der Halle entfernt wurde, soll sie asphaltiert werden, damit man mit dem Auto oder dem Lkw reinfahren könne, ergänzte Michael Jahnel, der den Plan des Katastrophenschutzzentrums entwarf.

Die Kosten für die Asphaltierung werden von der Hessenhalle als Vermieter übernommen, wie Geschäftsführer Andreas Kraus bestätigte. Auch könne durch die Höhe der Halle eine weitere Etage eingezogen werden und durch die PV-Anlage sei man autark.

Über 20 Mitglieder der Vogelsberger Kreistagsfraktionen waren auf Einladung der Freien Wähler zu dem Termin gekommen.

Wenn man in den letzten Jahren durch die Krisen eines gelernt habe, dann seien es die Abläufe der logistischen Bewältigung, für die sich der Standort bewährt habe. „Wir wollen damit vor die Lage kommen“, bekräftigte Holland die Absichten.

Wie aber geht es nach den fünf oder möglicherweise zehn Jahren der Einmietung im Pferdezentrum für den Vogelsberger Katastrophenschutz weiter? Das wollten Friedel Kopp, Dieter Welker und Lars Wicke von den Freien Wählern wissen. Alternativen wie der Kauf des Pferdezentrums, der Kauf einer anderen Immobilie oder aber gar ein Neubau sollten ihrer Meinung nach geprüft werden.

Große Hoffnungen darauf gab der Landrat nicht. „Wenn wir das Geld hätten“, sagte er. Auch ein Neubau käme noch deutlich teurer. „Die Alternativen sollte wenigstens geprüft werden“, forderte daraufhin Dieter Welker. Immerhin plane man ein solches Katastrophenschutzzentrum perspektivisch mit einer Dauer von 20 bis 25 Jahren.

Unter den Anwesenden war war auch der neue Hessenhallen-Geschäftsführer Andreas Kraus.

„Es ist klar, dass wir nicht über fünf bis zehn Jahre sprechen sondern über einen Dauerbetrieb“, unterstützte Lars Wicke die Forderung nach einer Gegenüberstellung der Kosten von Miete, Neubau und Kauf. Auch ein Vorkaufsrecht nach zehn Jahren Miete sei denkbar und sollte geprüft werden. Wichtig sei, dass eine dauerhafte Lösung geschaffen werde, statt nur einer auf Zeit.

Darauf erklärte der Landrat, dass von der Planung bis zum Bau bis zu zehn Jahre ins Land ziehen könnten, ganz zu schweigen von den gestiegenen Baukosten und Bauzinsen, die große Preissteigerungen mit sich bringen. Das Pferdezentrum hingegen sei eine Sofortlösung – und eine gute noch dazu.

Wenig Hoffnung auf einen Verkauf

Das bestätigte auch Jahnel, der auf Rückfrage von Kopp verdeutlichte, dass die Halle zwar für einen anderen Zweck gebaut worden sei, allerdings jegliche Voraussetzungen erfülle. Hinzu komme die optimale Lage, die auch von der Nähe zum Technischen Hilfswerk profitiere. Bei einem Neubau würde der Sachgebietsleiter nicht viel anders planen, höchstens die Büroräume.

Wenig Hoffnung auf einen Verkauf der Halle machte auch Qnetics-Geschäftsführer Jens Kirch als Miteigentümer des ehemaligen Pferdezentrums: „Solange es Kuh- und Pferdezucht in Hessen gibt, solange wird die Halle weiterbetrieben.“ Sie sei zentral in der Mitte von Deutschland. Sich um die Landwirte hier zu kümmern sei der originäre Auftrag, den sie als Genossenschaft hätten. Dazu gehöre auch, die Halle weiterhin zu betreiben und anzubieten. „Das wird so bleiben, ganz sicher“, sagte Kirch. Damit scheint ein dauerhafter Verkauf des Pferdezentrums eher unwahrscheinlich.

Etwa 40 Boxen sind der Halle angegliedert, die künftig für die Lagerung genutzt werden können.

Auch wenn der Kreis noch nicht weiß, was er für die Zukunft in Sachen Katastrophenschutz alles bereit halten muss, macht der Landrat eines klar: Auf den Vogelsberg wird dabei noch einiges zukommen. „Was die zivile Verteidigung angeht, stehen wir noch ganz am Anfang.“ Mit der Anmietung des ehemaliges Pferdezentrums als Katastrophenschutzzentrum wird ein erster Schritt getan.

2 Gedanken zu “„Was die zivile Verteidigung angeht, stehen wir noch ganz am Anfang“

  1. zivile Verteitigung wenn ich das Lese ,sind wir im Krieg mit der Natur diesen haben wir schon verloren.Die Katastrophen haben wir doch selbst gemacht und machen sie doch immer weiter z.B. Neubau Logistig in Alsfeld. Eines ist doch Klar vor die Katastrophe kommt keiner nur hinterher und das mit Not siehe ARTAL.

    5
    25
    1. Da kann man nur zustimmen… Sie und das Logistikzentrum Alsfeld haben den Klimawandel gemacht.

      😂😂😂

      Ist Unsinn. Merken Sie auch beim Lesen, oder Werner?

      21
      4

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren