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Kritik an Stadtführung wegen geschlossener Halle - Angst wegen drohender SpaltungHomberger Stiefelclub bangt um seine Existenz

HOMBERG OHM (ol). Eigentlich wollte der Homberger Stiefelclub in der Stadthalle der Ohmstadt im kommenden Jahr seinen Fasching feiern, doch die bleibt wegen der Energiekrise den Winter über geschlossen – eine städtische Entscheidung, die für den Verein weitreichende Folgen haben könnte, wie er in einer Mitteilung erklärt, die im Folgenden im Wortlaut zu lesen ist. Die Stadt hingegen ist zuversichtlich eine gute Lösung zu finden.

Trotz größtem sportlichen und quizerfahrenen Einsatz in den Wettbewerben, hatte die Bürgermeisterin Simke Ried keine Chance dem Sturm des Rathauses durch die Narren des Homberger Stiefelclubs zu trotzen. Zebras, Ranger, Krokodile und Leoparden eroberten die Stadtkasse und den goldenen Schlüssel und entführten sie schließlich ganz mottogetreu im Safari-Look in die Cordulabar.

Ganz neu in diesem Jahr wurde die Sessionseröffnung am 11.November auch am Abend gemeinsam in der prall gefüllten Bar gefeiert, ähnlich erfolgreich wie auch schon am Vorabend des Kalten Markts zur traditionellen Kneipentour. Da es Homberg jedoch an den Kneipen fehlt, hatte der HSC schon vor zwei Jahren die Idee, das leerstehende Stockwerk „gecheüwwer vom Krafte Karl-Heinz“ umzunutzen.

Das gehört zu den Kernkompetenzen des Faschingsvereins, kreative Ideen haben, Neues planen und erfolgreich zur Freude Aller umsetzen. Diese Stärke wurde leider seit zwei Jahren massiv von der Pandemie ausgebremst. Für das letzte Jahr hatte man bereits fertige Pläne um das schon damals geplante Safari Motto „Schlange, Affe, Fledermaus – alle rein ins Irrenhaus! Hakuna Matata am Schächerbach“ in der Corona Version als „Safari to go“ in der Innenstadt umzusetzen. Kurz vor knapp waren dann aber die Verordnungen derart streng, dass es mit so vielen Auflagen unmöglich gewesen wäre, ausgelassen zu feiern und es wurde wieder einmal alles abgesagt.

Feiern, das ist das eine an Karneval, schunkeln, klatschen und Narhallamarsch, die andere Seite ist jedoch nicht weniger bedeutsam. Brauchtumspflege und der kulturelle Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in der Kernstadt prägen die Arbeit des HSC seit Jahrzehnten. Das ehrenamtliche Engagement im Verein, von den kleinsten in der Mini-Garde über zahlreiche andere Tanzgruppen bis hin zum Männerballett, reicht weit über die Zeit nach Aschermittwoch hinaus.

Bereits seit dem 15./16. Jahrhundert stellt die Figur des Narren und mit ihr der Karneval indirekt die gesellschaftliche und politische Ordnung in Frage. Wer in den Jahren vor Corona die Sitzungen des HSC besucht hat, der weiß, hierfür lassen auch die Rednerinnen und Redner im Homberger Fasching keine Gelegenheit aus.

Umso schockierter war der Vorstand, als im Herbst plötzlich ein lapidarer Telefonanruf aus dem Rathaus eröffnete, dass es auch in 2023 keinen Fasching geben soll, da die Stadthalle aus Energiespargründen geschlossen werde. Wie weitreichend eine solche Entscheidung für den HSC ist, darüber hat offenbar keiner nachgedacht.

Austausch habe nicht stattgefunden

Wie auch, der vermeintliche Austausch mit den Vereinen und die gemeinsame Suche nach Ausweichlösungen und Alternativen von der die Rede war, hat aus Sicht des HSC ja nie stattgefunden. Anders als medial verbreitet, hat niemand, kein Ortsbeirat und auch sonst niemand vor der endgültigen Entscheidung auch nur ein Wort mit dem Stiefelclub gesprochen. Bei der Jahreshauptversammlung im Oktober herrschte noch betretene Ratlosigkeit.

Homberger DGHs und Stadthalle im Winter geschlossen

Vier der größten Termine im Veranstaltungskalender der Stadt sollen sang- und klanglos einfach wieder ausfallen. Dann zum dritten Mal in Folge. Dabei hätte es ja vielleicht Lösungen geben können: höhere Pauschalen für die Nebenkosten an den Veranstaltungstagen, keine Heizung für Trainings- und Aufbauzeiten und so weiter.

Nur leider wollte niemand diese Ansätze hören. Man könne ja nach Nieder-Ofleiden in die Sporthalle ausweichen, war die einzige Antwort, mit der die Vorsitzenden Maja Metz und Yvonne Fina das Gespräch mit der Bürgermeisterin Simke Ried wieder verließen. Diese Frage diskutierte nun vergangene Woche ein Aktiven-Stammtisch sehr intensiv und ausführlich von allen Seiten. Auf den ersten Blick mag das eine Option sein, doch ist sie das wirklich? An der Beantwortung dieser Frage scheiden sich die Geister der Aktiven sehr deutlich.

Die Fakten sind vielschichtig; die Stadthalle ist mit Bühne, Licht- und Tontechnik, Umkleiden und der gastronomischen Ausstattung bestens auf die Durchführung solcher Veranstaltungen vorbereitet, die Sitzungen des HSC seit Jahren auf qualitativ immer höherem Niveau. Mehrere Dutzend Aktive waren es zuletzt, doch sind die nach zwei Jahren Pause bereit neben dem Einsatz für das eigentliche Programm auch noch den ungleich höheren logistischen Akt zu stemmen, den eine Verlegung mit sich brächte?

Na klar, Fasching wird auch in Nieder-Ofleiden gefeiert und bestimmt könnten die beiden Veranstalter auch in manchen Punkten kooperieren, aber das alles steht und fällt mit den Aktiven und natürlich nicht zuletzt mit den Helfenden und dem Publikum. Wie kommen denn alle hin? Shuttlebusse zwischen Homberg und Nieder-Ofleiden? Wird das vom Publikum angenommen? Was kostet das den Verein? Steht das in einem Verhältnis?

All das sind Fragen derjenigen, die eine Verlegung kritisch sehen. Die Befürworter hingegen sagen, dass doch wirklich alles besser ist als schon wieder ein Jahr ohne Fasching. Verlieren nicht vermutlich bei erneutem Ausfall noch mehr Aktive die Lust am ehrenamtlichen Organisieren, Planen und Helfen. Das wäre irgendwann auch das Aus für den HSC. Die Halle ist groß, man könnte das Programm und das Drumherum ein wenig abspecken, Shuttledienste organisieren und alles rund um Ausstattung, Deko und so weiter vielleicht gemeinsam mit den Narren aus Nieder-Ofleiden planen und an mancher Stelle kooperieren.

Wofür das alles fragt man sich? Energiesparen, das lässt sich einsehen, wurde auch vom Verein bei den obigen Vorschlägen bereits bedacht. Doch Hand aufs Herz, Strom werden die Veranstaltungen in Nieder-Ofleiden auch verbrauchen, ganz abgesehen von dem Aufwand an Transport für alles Zubehör aus der Stadthalle und die vielen notwendigen Fahrten für alle Beteiligten.

Ist das sinnvoll und im Sinne des Energiesparens für das Allgemeinwohl? Und was ist denn in den umliegenden Gemeinden da eigentlich anders? Munter werden überall erste Prinzenpaare und Termine für die kommende Session verkündet, trudeln Einladungen an den HSC ein. Gibt es dort die Krise nicht? Oder hat man einfach nur andere Schwerpunkte gesetzt?

„Nicht mit zweierlei Maß messen“

Die Gefahr, dass der Verein sich an diesen Fragen entzweit und als Homberger Traditionsverein schlimmstenfalls daran kaputtgeht, dass niemand bereit ist, gemeinsam nach vertretbaren weiteren Möglichkeiten zu suchen, liegt auf der Hand. Überall wird gefordert, dass die Menschen enger zusammenrücken in diesem Winter. Das Dach einer lebendigen Vereinskultur ist gerade im ländlichen Raum ein wesentlicher Beitrag zur Förderung des Gemeinwesens und dem Erhalt kultureller Traditionen und gilt darüber hinaus als Brückenbauer zwischen den Menschen.

Die Vereine haben eine wichtige Integrations- und Sozialisationsfunktion über Generationen hinweg und auch deshalb dringend verdient gehört zu werden. Hier geht es nicht darum, dass ein Verein seinen Dämmerschoppen nicht wie gewohnt abhalten kann. Vielmehr stellt sich die Frage, warum seitens der Politik nicht auf Augenhöhe mit einem so großen Verein wie dem Homberger Stiefelclub der Austausch gesucht wird.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass man es einfach vergessen hat, das der Magistrat einfach nicht dran gedacht hat, das man Fasching für gänzlich überflüssig hält und völlig unterschätzt welch wichtige Rolle dieser Verein und seine Mitglieder für das Leben in Homberg (Ohm) haben. Fußball, Handball, Tischtennis, alles darf wie gewohnt weiterlaufen. Und das ist auch gut so. Allein die Erklärung dafür, warum das eine ehrenamtliche Engagement hier höher bewertet wird als das andere, das bleibt zuletzt unbeantwortet. Egal ob Kreis oder Stadt Betreiber der Liegenschaften sind, mit zweierlei Maß sollte nicht gemessen werden.

Stadt: HSC sei einziger Verein, der bisher „verstärkt unterstützt“ werden muss

„Der Magistrat der Stadt Homberg (Ohm) steht in der Tat noch immer im Dialog mit dem HSC zu möglichen Alternativlösungen – derer nur eine Umsetzung in der Halle in Nieder-Ofleiden ist. Auch waren eine Verlegung der Veranstaltung ins Freie oder in andere Räumlichkeiten angemacht, die noch nicht abschließend geprüft wurden“, teilt Bürgermeisterin Simke Ried auf Nachfrage von OL mit.

Vereinbart waren laut Stadt nach dem Erstgespräch eine Prüfung der Alternativen durch den Verein und ein Folgegespräch mit der Stadt, das terminiert ist und in Kürze stattfindet. Der HSC habe den Magistrat bisher nur darüber informiert, dass eine Verlegung nach Nieder-Ofleiden nicht gewünscht sei.

„Wir gehen davon aus, eine gute Lösung für alle Seiten zu finden, die eine würdige Ausrichtung des Homberger Fasching ermöglicht – ganz besonders im Sinne der Kinder- und Jugendförderung“, so die Bürgermeisterin.

Der Magistrat betont an der Stelle ausdrücklich, dass mit dem Energiesparkonzept Bundesgesetzgebung umgesetzt wird, die die Kommunen auf eine 20-prozentige Energieeinsparung verbindlich verpflichtet, heißt es weiter. Daher seien alle Ortsbeiräte in die Erstellung des Konzeptes einbezogen worden und auch ausdrücklich damit beauftragt, das Ergebnis neben der Veröffentlichung durch die Stadt in den Ortsteilen zu kommunizieren und damit ein Stück weit mitzuorganisieren. „Dies funktioniert bisher reibungslos – der HSC ist der einzige Verein, den wir bisher verstärkt unterstützen müssen“, so Ried.

Die Bewältigung der Situation sei eine Gemeinschaftsaufgabe und erfordere von allen Seiten „Eingeständnisse, Kreativität und Flexibilität“. Die Stadt werde den Verein, wie laut Ried von Beginn an zugesagt, weiter nach Kräften unterstützen, aber dabei „weiter an der Gleichbehandlung aller Vereine festhalten“.

6 Gedanken zu “Homberger Stiefelclub bangt um seine Existenz

  1. Solange die Homberger nicht in der Lage sind, eine kompetente Person zum/zur Bürgermeister/-in zu wählen, haben sie es nicht anders verdient. Seit vielen Jahren wird nur noch heruntergewirtschaftet. Weiter so!

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  2. Und weiter geht die Enegiekarawane, auch Heute brennen die Straßenlampen der Homberger Stadt, was ein Anblick, und warum sind die tagsüber an, dann muss mer se abends net euschalte, riet der Stadt.

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  3. Fasching halt Online,
    Die Energiekarawane zieht weiter, der Nah-Versorger der hat durscht, ……..
    oder
    Dreh Dich net um, im Ried steht keine Blum, …..
    und zum Nachdenken,
    Wie funktioniert Homberger Mülltrennung, kannste so machen, 7/18tel.

    ;-)

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  4. „Der HSC habe den Magistrat bisher nur darüber informiert, dass eine Verlegung nach Nieder-Ofleiden nicht gewünscht sei.“ Was für eine armselige Argumentation! Was will der Magistrat denn noch als Begründung hören, was nicht vom HSC bereits im Artikel aufgeführt worden ist? Und die Überlegung, die Veranstaltung ins Freie zu verlegen ist genauso irrwitzig, als würde man vorschlagen, die Mitarbeiter des Rathauses arbeiten auf dem Marktplatz, damit Heizkosten im Rathaus gespart werden. Ich kann nur sagen, dass sich die Amtsführung der neuen Rathauschefin sehr an diejenige ihrer Vorgängerin anlehnt. Auch hier besteht scheinbar ein Kommunikationsproblem! Die Karnevalsveranstaltung des HSC ist m.E. „Homberger Kulturgut“ und sollte nicht wegen vorgeschobenen Einsparmaßnahmen zugunsten manch anderer unnützer Veranstaltung geopfert werden. Wenn, wie in den vergangenen Tagen vorgekommen, die Straßenbeleuchtung in Homberg ganztägig brennt, dann sollte mal überlegt werden, ob hier nicht eine Mitarbeiterstelle eingespart werden kann, wenn man seine Aufgaben so fahrlässig wahrnimmt. „Wolle mer n roinlasse“ den Besen, der im Rathaus mal kehraus macht? NarHallaMarsch, tätätätä

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  5. Jawohl Frau Ried. Ich bin auch dafür dass kein(e) Fußballer-in, kein(e) Angler-in, kein(e) Nordic Walker-in, kein(e) Radfahrer-in, etc. in die Stadthalle darf.
    Narrhallamarsch!! Fragt sich nur wo die größeren Narren vertreten sind, in der Narrhalla oder im Rathaus.
    Tätä-tätä-tätä

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  6. Neue Besen kehren gut, Schön das die neue Bürgermeisterin so erfolgreich arbeitet

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