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Mittelstands- und Wirtschaftsunion Vogelsberg lädt zur Podiumsdiskussion 12. OktoberVogelsberger Unternehmer warnen vor Insolvenzwelle

ALSFELD (ls). Corona, Krieg und Inflation – eine Krise jagt die nächste. Darunter leiden vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, bislang ohne verlässliche Perspektive. Wie schafft man es, drohende Insolvenzen abzuwenden, was wird von der Politik gefordert? Das ist das Thema einer Podiumsdiskussion, die die Mittelstands- und Wirtschaftsunion Vogelsberg (MIT) plant.

MIT-Kreisvorsitzender Martin Giese erklärt es bei der Pressekonferenz mit einem griffigen Beispiel. Fünf Euro für ein Brötchen, zehn Euro für ein Brot müssten inhabergeführte Bäckereien eigentlich nehmen, um Kostenexplosionen für Strom und Gas und die Preissteigerungen der Produkte überhaupt abdecken zu können.

Das bringt das Problem auf den Punkt: Durch Krieg und Krisen sind die Energiekosten so in die Höhe geschossen, dass nicht nur Privatpersonen Angst vor hohen Nachzahlungen haben, sondern sich einige Unternehmen vor einer drohenden Insolvenz sehen, mit wenig Hoffnung auf finanzielle Unterstützung – auch im Vogelsberg. Die große Resonanz, die Giese bislang auf die Einladung zur Podiumsdiskussion bekommen habe, bestätige das.

„Viele Betriebe hier stehen kurz vor der Insolvenz“, weiß Giese. Das nämlich seien die Rückmeldungen gewesen, die der Kreisvorsitzende der CDU-nahen Mittelstands- und Wirtschaftsunion Vogelsberg in den letzten Wochen bei Gesprächen gesammelt hat – und die kreisweit sowohl sichtbar und auch spürbar werden. Viele Handwerker, kleinere Unternehmen, und vor allem Bäckereien und Metzgereien, aber auch Gastronomien würden in einer ungewissen Zwischenzeit stecken, in der nicht sicher sei, wie es für sie weitergeht.

Allein die Gaskosten seien bei manchen Betrieben um das zehnfache gestiegen. „Wenn ein Bäcker vorher 17.000 Euro Kosten nur für Gas und Strom hatte und jetzt plötzlich 117.000 Euro zahlen soll, dann können viele das einfach nicht mehr bezahlen“, sagt Giese. Viele hätten bereits durch fehlende Einnahmen nach der Corona-Krise an die finanziellen Rücklagen gehen müssen. Mittlerweile sind die aufgebraucht.

Energiepreisdeckel als optimale Lösung

„Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, es ist schon nach zwölf“, sagt der Kreisvorsitzende. In Alsfeld seien bislang zwar noch keine Insolvenzen in Folge der hohen Energiekosten bekannt, doch die Sorge davor sei groß, wie Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule erklärt.

Und während in der Politik Entlastungen für Industrie und Wirtschaft angekündigt wurden – einige Großbetriebe sogar im Vorfeld mit Energiezuschüssen unterstützt wurden – herrscht beim Mittelstand weiterhin Unsicherheit. „Ob und wie der Mittelstand finanzielle Unterstützung vom Bund bekommt, ist aktuell noch völlig unklar. Hier fehlt eine genaue Auslegung der Regierung und das sorgt für große Verunsicherung“, so Paule.

Deshalb wolle man den betroffenen Betriebenen bei der Podiumsdiskussion bestmöglich Rede und Antwort stehen, selbst wenn man als Stadt keinen Einfluss habe und die Betriebe auch nicht mit städtischen Zuschüssen durch den Winter helfen könne. Lösungen werde man dabei sicherlich nicht finden, die müssten durch den Bund kommen. „Wir hoffen jeden Tag darauf, dass die Regierung ihre Pläne präzisiert und wir den Vogelsberger Betrieben hier endlich ein bisschen Hoffnung geben können“, sagt Paule.

Gemeinsam wolle man Probleme erörtern, Antworten liefern, Synergien schaffen und auf die Probleme des Mittelstands öffentlich aufmerksam machen. Die optimale Lösung, so sagt Giese, sei aus Sicht der MIT Vogelsberg ein Energiepreisdeckel für den Mittelstand. „Jeder Tag, der verstreicht, ist ein verlorener Tag“, mahnt Giese. Nun müsse schnell gehandelt werden, denn bereits jetzt, so habe es der MIT-Bundesverband herausgefunden, gebe es täglich 500 bis 600 Insolvenzen in Deutschland, die im wesentlichen Anteil auf die gestiegenen Energiekosten zurückzuführen seien. Der Vogelsberg sei davon bislang nicht betroffen. „Wenn es so weit ist, dann ist es ohnehin schon zu spät“, sagt Martin Giese.

Bei der Podiumsdiskussion will man mit den betroffenen Betrieben aus dem ganzen Vogelsberg über die Herausforderungen und Probleme infolge der Energiekrise ins Gespräch kommen. Die Moderation übernimmt Giese selbst. Neben Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule wird auch der städtische Wirtschaftsförderer Uwe Eifert, Kreishandwerksmeister Edwin Giese und Oswin Veith, Vorstandsmitglied bei der Ovag, teilnehmen. Um 19.30 Uhr geht es am kommenden Mittwoch, 12. Oktober, in der Schmiede in Eudorf los.

2 Gedanken zu “Vogelsberger Unternehmer warnen vor Insolvenzwelle

  1. 5€ für ein Brötchen!? Ich kann verstehen, dass sich das Handwerk von der Politik alleingelassen fühlt. Aber wenn die Regierung die Vorschläge der Expertenkommission umsetzt wird wohl ein Gaspreis von 7 Cent pro kWh rauskommen, für den Privathaushalt 12 Cent aber erst ab März. Ich bin bereit 6€ für 1kg Brot zu bezahlen aber die Brötchen Preise sind schon ganz oben angekommen. Früher gab es auch nur Mal ausnahmsweise Brötchen am Samstag. Sonntags hatten die beiden Bäcker im Dorf halt zu. Heute haben wir Filial-Bäcker und wir zahlen schon lange nicht mehr den reinen Preis sondern eine völlig übertribene Auswahl von der auch noch ein großer Teil vernichtet wird. Das Pendel schlägt jetzt entgegen der Richtung Wachstum. Das bedeutet Wohlstandsverlust bis in die Mittelschicht. Hier sollten eigentlich die Vermögenden in unserem Land einen Beitrag leisten, tun sie aber nicht. Du arme SPD! Im Rückblick auf das Wahlergebnis in Niedersachsen fällt mir nur ein, wie bestellt so geliefert!

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  2. Man muss bedenken wir sind aktuell in einem Krieg gegen das Böse, auch wenn wir noch einen Dach überm Kopf haben und nicht alles verloren haben wie die Ukrainer :(

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