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Staatssekretär Lösel besucht Lerncamp der Geschwister-Scholl-Schule in AlsfeldGemeinsam die Corona-Lücken im Lehrplan schließen

ALSFELD (ls). Während viele Schulen schon geschlossen und die Schüler in die Sommerferien gestartet sind, herrscht in den Klassenzimmern und auf dem Schulgelände der Geschwister-Scholl-Schule in Alsfeld noch reges Treiben: Dort findet ein freiwilliges Lerncamp statt. Nun gab es hohen Besuch.

Kultusstaatssekretär Manuel Lösel war an der Haupt- und Realschule in Alsfeld und stattete dem dortigen Lerncamp, was in diesen Sommerferien durch Lehrer und Konrektor Sebastian Koine organisiert und geleitet wird, einen Besuch ab. Dabei ist die Geschwister-Scholl-Schule (GSS) nur eine von vielen Schulen in ganz Hessen, die das freiwillige Angebot an ihre Schüler weitergibt und ihnen somit einen gestärkten Start in das neue Schuljahr ermöglicht.

Denn auch wenn man denkt, dass in diesem Schuljahr wieder alles wie immer gelaufen sei, sei das eben nicht so gewesen. „Wir hatten viele Corona-Fälle, im Kollegium, aber auch bei den Schülern. Dadurch kam es doch zu einigen Einschränkungen und insbesondere die Schüler haben Stoff verpasst“, sagt Schulleiterin Anne Christ. Auf die Schule seien entsprechend auch in diesem Schuljahr viele Herausforderungen zugekommen. Auch habe sich die Pandemie auf das Wohlergehen der Schüler ausgewirkt, setze sich in der Psyche fest und mache sich beim Durchhaltevermögen, der Belastbarkeit und dem Selbstwertgefühl bemerkbar.

Kultusstraatssekretär Manuel Lösel zu Besuch in der Geschiwster-Scholl-Schule. Fotos: ssb

Deshalb hat sich die Schule dazu entschieden, ein Lerncamp anzubieten und den Schülern mit dem Start in die Sommerferien nochmal eine Woche zu bieten, in der das Gelernte vertieft und mögliche Defizite aufgearbeitet werden können – in einem individuellen Rahmen, der Wohlfühl-Atmosphäre schafft.

Eine Woche lang individuelle Förderung

Der Fokus liegt dabei auf Englisch, aber nicht ausschließlich, sagt Koine. „Wir gehen hier in dieser Woche ganz individuell vor: Jeder Schüler kann heute selbst entscheiden, ob er oder sie etwas für Englisch oder ein anderes Fach machen möchte“, erklärt er. Während eine Gruppe Mädchen sich gerade mit Englisch beschäftigt, macht ein anderer Schüler der Klasse Mathe, ein weiterer Schüler beschäftigt sich mit einem Leseprojekt in Deutsch.

Die Aufgaben selbst verteilt Koine – und betreut die Schüler individuell zugesteckt je nach Lernstand und Schwierigkeitsgrad und nach den entsprechenden Bedürfnissen der Schüler – die nämlich kommen nicht alle aus einem Jahrgang, sondern sind bunt durchgemischt.

Teilnehmer des Lerncamps. Foto: GSS

„Durch Corona gibt es immer noch viel aufzuholen. Besonders förderbedürftige Kinder und Jugendliche in ganz Hessen nutzen die Ferien und bereiten sich in ihrer freien Zeit in einem unserer Lerncamps auf das neue Schuljahr vor. Dieses Engagement beeindruckt mich sehr“, sagte Kultusstaatssekretär Manuel Lösel, der die Schule besuchte.

Die kostenlosen Lerncamps seien deshalb Teil des großangelegten Corona-Aufholprogramms ‚Löwenstark – der BildungsKICK‘, werden allerdings durch die Schulen selbst organisiert. „Auch im kommenden Schuljahr wird es darum gehen, Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung der Folgen der Coronakrise so gut es geht zu unterstützen“, sagte Lösel und bedankte sich für den Einsatz der Schule.

Schule mal anders ab dem kommenden Schuljahr

Das fünftägige Lerncamp in der ersten Ferienwoche ist dabei allerdings nur der Anfang, denn die GSS geht im kommenden Schuljahr noch einen Schritt weiter und testet etwas Neues: Im zukünftigen Jahrgang 8 der Realschule werden ab dem neuen Schuljahr alle Schüler und Schülerinnen jeden Mittwoch nach dem „Lustprinzip“ ihren Unterricht frei gestalten können – die Lehrer stehen als Lernbegleiter zur Verfügung.

Die Lehrkräfte würden sich regelmäßig fortbilden, nach aktuellen Standards unterrichten und moderne Medien benutzen, dennoch komme der Stoff bei vielen Schülern nicht an. Ein außerordentlich hoher Anteil an Fehlzeiten seitens der Schülerschaft habe sich eingeschlichen. Dem wollen die Lehrkräfte entgegenwirken.

Die Unterrichtsinhalte in den Fächern Musik, Kunst, Erdkunde und Sport sind so aufbereitet, dass sie zu jeder Zeit des Tages von jedem selbstständig erarbeitet werden können. Ob man Kunst den ganzen Tag oder Sport, Musik und Erdkunde im Wechsel besucht, ist jedem individuell überlassen. Innerhalb eines Halbjahres muss eine bestimmte Anzahl an Stunden im jeweiligen Lernbereich absolviert werden. Darüber hinaus können – müssen aber nicht – weitere Stunden besucht werden.

Leistungsnachweise werden erst dann erbracht, wenn der jeweilige Schüler sich soweit fühlt. Das hört sich soweit erst einmal schön an, erfordert aber eine hohe Disziplin. Jeder Schüler erhält daher einen persönlichen Coach, der ihn individuell berät, Ziele steckt und den Prozess begleitet. Damit es innerhalb der Angebote nicht drunter und drüber geht, wird über ein Computersystem überprüft, wann wie viele Schüler in welchem Kurs sind. Wenn der Kurs voll ist, kann sich für den angefangenen Unterrichtsblock kein weiterer Schüler einbuchen.

Die Hoffnung in dieses Projekts sei, dass die Schüler Lernen als Privileg sehen und erkennen, dass sie etwas für sich selbst tun. Dieser sehr umfangreiche Schulentwicklungsprozess wird seitens der Hessischen Lehrkräfteakademie begleitet und evaluiert. Eine Gruppe an Lehrkräften der Schule werde sollen der Ergebnisse weitere Umstrukturierungsmaßnahmen in Gang setzen. Ob sich das System bewährt, werde am Ende des ersten Schulhalbjahres entschieden.

Weitere Eindrücke des Besuchs an der GSS

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