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Pfingstmarkt-Schausteller Michael Schneider, Andreas Beinhorn und Uwe Röhrig über die Pandemie-Jahre„Einfach Gänsehaut pur wieder hier zu sein“

ALSFELD (akr). Die Schausteller sind zurück: Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wird auf dem Platz rund um die Alsfelder Stadthalle endlich wieder Pfingstmarkt gefeiert. Mittendrin: Andreas Beinhorn, Michael Schneider und Uwe Röhrig. Wie die drei Schausteller die vergangenen Pandemie-Jahre erlebt haben und wie sehr sie sich freuen, endlich wieder durchstarten zu können, das verraten sie im Gespräch mit OL.

Andreas Beinhorn ist seit über 20 Jahren fester Bestandteil des Alsfelder Pfingstmarktes. Zusammen mit seiner ganzen Familie und seinem Team betreibt der Braunschweiger mittlerweile in der vierten Generation den Familienbetrieb seines Urgroßvaters und reist mit seinem Imbiss-Betrieb als Schausteller fast das ganze Jahr durch das Land.

Zu Pfingsten macht er schließlich Halt in Alsfeld. „Ich komme sehr gerne hierher. Es herrscht eine tolle Atmosphäre und man fühlt sich heimisch“, erzählt er. Über all die Jahre hinweg haben sich Freundschaften entwickelt – egal ob zwischen Schaustellern oder aber mit den Alsfeldern. Jedes Jahr freue er sich alle wieder zu sehen.

Doch in den vergangenen zwei Jahren war das durch die Corona-Pandemie nicht möglich, für Beinhorn eine „traurige und harte Zeit“, wie er betont. Mit kleineren Catering-Aufträgen habe er sich über Wasser gehalten, Fahrzeuge abgemeldet, um die Kosten des Betriebs möglich gering zu halten. Nichtstun kam für ihn nicht in Frage, allein aus finanziellen Gründen schon nicht.

Aus der „Schlemmerpfanne“ wurde die modernisierte „Schlemmerküche“ – unter anderem mit einer digitalen Preistafel.

Kurz vor dem Pandemie-Start hatte er sich nämlich eine komplett neue Imbiss-Hütte angeschafft, wollte mit ihr auf Tour durchs Land gehen – doch dann kam Corona. Nun aber kann er endlich seine neue, modernisierte „Schlemmerküche“ auf dem Pfingstmarkt präsentieren – und natürlich wieder mit Leckereien wie Bratwurst, Champignons oder Blumenkohl im Bierteig die knurrenden Mägen der Besucher ruhigstellen. „Einfach Gänsehaut pur wieder hier zu sein“, lächelt Beinhorn.

Michael Schneider: „Freuen uns, wieder dabei zu sein“

Zum zweiten Mal auf dem Alsfelder Pfingstmarkt dabei ist Michael Schneider aus Lippstadt mit seinem „Pirates Adventures“. „Das letzte Mal waren wir vor über zehn Jahren hier, wir freuen uns, wieder dabei zu sein“, sagt er. Mit wir meint er übrigens sich und seine Frau, mit der er sich gemeinsam vor 22 Jahren selbstständig gemacht hat. Davor arbeitete Schneider über 17 Jahre im elterlichen Betrieb – genauer gesagt in dessen Geisterbahn.

Sieben Minuten Spaß, Spannung und Action verspricht die Abenteuer-Simulationsanlage „Pirates Adventures“ von Michael Schneider.

Auch für Schneider war die Zeit der Pandemie keineswegs einfach. „Die Schausteller-Branche hat brach gelegen“, erzählt er. Trotz finanzieller Hilfen konnte auch er nicht die Füße still halten und hat in den Wintermonaten der Corona-Zeit Crêpes in einer Eisdiele verkauft, als diese in den kalten Monaten geschlossen hatte. „Es ging nicht anders, Kredite und laufende Kosten mussten bezahlt werden“, betont Schneider. Schausteller zu sein, sei ein „Saison-Betrieb“, wie er erklärt. „Wir müssen dann versuchen die Früchte zu ernten, wo keine Einnahmen kommen.“

Umso größer ist nun die Freude, dass er endlich wieder als Schausteller arbeiten kann. Vor wenigen Wochen war er mit seinem „Pirates Adventures“ erst auf dem Hamburger DOM, nun über Pfingsten in Alsfeld. „Ich freue mich, wenn die Leute endlich wieder Spaß und Freude haben“, berichtet er, denn das blieb die vergangenen Jahre auf der Strecke. Schausteller und Volkfeste würden „Licht in die Welt“ bringen, deshalb dürften solche alten Traditionen auch nicht aussterben.

Große Freude bei Urgestein Uwe Röhrig

„Aber wie!“, lächelt Uwe Röhrig aus Hamm, als er gefragt wird, ob er sich freut, dass endlich wieder der Alsfelder Pfingstmarkt stattfindet. Röhrig ist nämlich ein Pfingstmarkt-Urgestein. Wie lange er genau schon mit seiner „Florian Blumenverlosung“ dabei ist, das kann er nicht sagen, „ewig schon, mindestens 25 Jahre“.

Die vergangenen Jahre waren für ihn eine „böse Zeit“. Anfangs sei er schon in ein ziemliches Loch gefallen, da das mit dem Lockdown dann doch ziemlich überraschend kam. „Es war wie ein Damoklesschwert, das über einem schwebte“, betont Röhrig – und er kann sich noch genau daran erinnern, als er in das tiefe Loch fiel.

Noch sind die Reihen leer, doch schon bald ist Uwe Röhrig wieder von hunderten von Pflanzen umgeben.

Es war im März 2020, als er auf einem Volksfest in Münster sein Geschäft schon aufgebaut hatte, startklar war und dann von heute auf morgen alles wieder abbauen durfte – der Lockdown kam. Gemeinsam mit seinem Sohn und seiner Tochter, die auch beide Schausteller sind, versuchte er mit einem Süßwarengeschäft in einem Tierpark Geld zu verdienen.

Jetzt kann er aber endlich wieder mit seiner Pflanzen-Losbude für jede Menge Freude sorgen, denn schon seit Jahren gibt es bei Röhrig keine Nieten. „Mit dem Lossystem sind wir bisher gut gefahren“, lächelt er. Und auch trotz Preissteigerungen wird sich daran nichts ändern: Bei „Florians Blumenverlosung“ gewinnt jedes Los.

Hier in Alsfeld habe er eine gute Stammkundschaft, und der Pfingstmarkt habe auf einer „gemütlichen Fläche ein interessantes Angebot“, erzählt er. Generalpächter Heiner Distel würde sich viel Mühe geben, immer ein abwechslungsreiches Angebot zusammenzustellen – und genau das trage schon immer zum Erfolg des Pfingstmarktes bei.

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