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Naturfreunde freuen sich über seltenes SchauspielNeunaugen-Hochzeit in der Lauter

LAUTERBACH (ol). Sie gehören zu den faszinierendsten Bewohner unserer Fließgewässer: die Bachneunaugen. Und in der Lauter sind sie zuhause, mitten in Lauterbach. Martin Krauss vom BUND Vogelsberg hat sie fotografiert.

Ein Bekannter hatte ihn alarmiert wegen der „Aale“ bei den Schrittsteinen. Rasch war klar: “Es waren keine Aale, sondern etwas viel aufregenderes: eine Hochzeitsgesellschaft der seltenen Bachneunaugen“, so Wolfgang Dennhöfer vom BUND in der Pressemeldung. „Die Zoologen rechnen die Bachneunaugen zu den ‚Rundmäulern‘. Das ist eine sehr altertümliche Gruppe von ursprünglichen Wirbeltieren. Seit  350 Millionen Jahren haben sie ihre Gestalt kaum verändert.“

Alle Fotos: M. Krauss, BUND

Mit unseren „echten“ Fischen und mit den Knorpelfischen (Haie und Rochen) seien sie nur sehr entfernt verwand. Besonders faszinierend sei ihre Lebensweise. Jahrelang kriegt niemand sie zu sehen: sie leben als Larven verborgen im Lückensystem des Gewässer-Grundes. Diese sogenannten Querder haben keine Augen und filtrieren mit ihren Kiemen kleine Organismen und organisches Material aus dem Wasser, so wie die Muscheln das tun.

„Im letzten Herbst geschah dann die Verwandlung“, so Dennhöfer weiter. „Aus den wurmartigen Querdern wurden fischartige Tiere mit Augen und Flossen. Die fressen nicht mehr und haben nur noch einen Lebenszweck: die Paarung“. Die war dann in der letzten Woche in Lauterbach zu beobachten: Ganze Bündel von grau und silbern schimmernden Bachneunaugen knäulten sich im flachen Wasser knapp unterhalb der „Schrittsteine“. Martin Krauss, der glückliche Fotograf schreibt dazu: „Fotografieren war sehr knifflig, das spiegelt wie verrückt.“

Im März hatte der BUND zu einem Bach-Spaziergang an der Lauter eingeladen. Zusammen mit etwa 30 Interessierten erkundeten damals die Naturschützer unter Führung von Kathrin Jacob den kleinen Fluss im Herzen der Kreisstadt. Dabei ging es, so Dennhöfer, um zweierlei: „Um das vielfältige Leben im Wasser und um das Fluss-Erleben in der Stadt. Dass es die Neunaugen noch gibt spricht für die gute Wasserqualität. Wir bitten alle Verantwortlichen mit der Bach-Renaturierung im Vogelsberg weiter zu machen. Auch in anderen kleinen Bächen lohnt es sich in diesen Tagen genau hinzuschauen. Bachneunaugen sind ziemlich klein, etwa 20 Zentimeter lang und dünner als ein kleiner Finger.“

Lampetra planeri, so der wissenschaftliche Name des Bachneunauges gehört zu den Kieferlosen und besitzt anstelle eines Kiefers ein rundes Maul mit „Saugplatte“. Sieben Kiemenlöcher auf jeder Seite plus Auge und Nasenloch haben einst zum Namen „Neunaugen“ geführt.

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