Schüler der Geschwister-Scholl-Schule im Gespräch mit Kultusminister Alexander Lorz im Rahmen der "Digitalen Doppelstunde"Über das Sitzenbleiben, die Benotung der Abschlussprüfung und die Digitalisierung
ALSFELD (akr). Wird auch in diesem Jahr auf das „Sitzenbleiben“ verzichtet? Werden die Abschlussprüfungen wegen Corona leichter sein? Wieso gibt es nicht alle Schulbücher digital und wie sieht es eigentlich mit dem Kosten-Nutzen-Faktor in Sachen Testungen an Schulen aus? Diese und viele weitere Fragen stellten Schüler der Geschwister-Scholl-Schule Alsfeld am Mittwoch dem Hessischen Kulturminister im Rahmen der „Digitalen Doppelstunde“.
Seit dem vergangenen Jahr gibt es sie, die „Digitale Doppelstunde“ mit dem Kultusminister Alexander Lorz. Entstanden ist dieses Format während der Corona-Pandemie. Normalerweise stattet der Kultusminister nämlich wöchentlich Schulen in Hessen einen Besuch ab, doch in Zeiten von Corona war das nun nicht mehr möglich. „Diese Schulbesuche waren mir immer sehr wichtig und sie haben mir einfach wahnsinnig gefehlt“, betonte der Kultusminister, den es am Mittwoch, digital nach Alsfeld führte; genauer gesagt in die Geschwister-Scholl-Schule.
Zum fünften Mal fand diese digitale Doppelstunde mit dem Kultusminister bereits statt. „Es ist wirklich eine Ehre und ein Privileg, dass unsere Schule ausgewählt wurde“, freute sich Schulleiterin Anne Christ. Bei dieser Doppelstunde geht es allerdings nicht darum, dass der Kultusminister in die Rolle des Lehrers schlüpft und den Schülern etwas beibringt. Nein, es geht um den Austausch zu Fragen des Schulalltags und um Wünsche und Anregungen für Verbesserungen im Schulbetrieb – und genau dafür hatten sich Schüler der Abschlussklassen per Videokonferenz in das Büro des Kultusministers geschaltet.
Schulbücher künftig digital?
So wollte die 10Ra, die iPad-Klasse der Geschwister-Scholl-Schule, vom Kultusminister wissen, ob es nicht möglich wäre, dass alle Schulbücher digital zur Verfügung stehen. „Das wird mit Sicherheit noch so kommen“, sagte Lorz. Doch das wird noch eine längere Zeit dauern. „Da ist noch einiges zu tun und man muss auch ehrlich sagen, dass es schon seine Zeit braucht. Bis alle Materialien digital zur Verfügung stehen, wird das noch einige Jahre dauern“, so der Kultusminister. Darüber hinaus komme ja auch immer wieder neues Lehrmaterial hinzu.
Wieso lernt man in der Schule eigentlich nicht, wie man beispielsweise eine Steuererklärung macht? Das wollte die 9Hb wissen. „Der Unterricht ist sehr theoretisch. Wir haben das Gefühl wichtige Dinge für das Leben nicht zu lernen, beispielsweise wie man eine Steuererklärung macht oder Anträge bei Verwaltungen stellt“, merkte einer der Schüler an und ergänzte, ob man nicht die Unterrichtsinhalte in den Lehrplänen aktualisieren könnte.
Lorz erklärte, dass die Lehrpläne stetig aktualisiert würden. „Fühlt euch aber dennoch herzlich eingeladen, uns eure konkreten Ideen zu schicken“, so Lorz, der zugleich noch eine grundsätzliche Bemerkung machen wollte. „Ihr wollt nicht wirklich wissen wie eine Steuererklärung geht“, scherzte der Kultusminister, der sich, wie er zugab, bei seiner auch immer auf seinen Steuerberater zählt. Es sei „öde“ zu lernen, wie man eine Steuerklärung macht „und bis ihr in die Lage kommt, hat sich das Steuerrecht wieder verändert“, erklärt er.
Viel interessanter sei es zu lernen, was eine Steuer überhaupt ist und was alles dazu gehört. Er verstehe es, dass die Schüler natürlich so etwas lernen wollen, das sei aber „sehr praktisch“ und „schnell veraltetes wissen“, so Lorz. Schule habe unter anderem die Funktion, die Schüler mit Kompetenzen auszustatten, mit Dingen, die eine „gewisse Haltbarkeit“ hätten. Warum gibt es Steuern und wofür wird sie ausgegeben? Das gehöre Lorz zufolge in die Schule.
Fragen in Sachen Abschlussprüfungen
Besonders interessierte die Schüler auch das Thema „Abschlussprüfungen“, die ja jetzt kurz bevor stehen. So wollte die 10 Rb wissen, wieso diese in so einer Zeit überhaupt benotet werden und ob es nicht möglich wäre, diese ohne Benotung zu schreiben, schließlich arbeite man unter sehr stressigen Bedingungen – sowohl zuhause als auch in der Schule, habe großen emotionalen Stress.
„Ich will euch erstmal ein ganz großes Kompliment machen, was ihr da leistet ist eine große Sache“, betonte Lorz. Die Schüler sollen sich keinesfalls einreden lassen, dass sie als sogenannte „Corona-Generation“ etwas „negatives“ seien, das sei es nämlich ganz und gar nicht. Lorz erklärte, dass sie schon darüber nachgedacht, sich aber dagegen entschieden hätten. Die Schüler sollten nicht die Corona-Generation sein, die so durchgewunken wurde, sie sollten vielmehr Stolz darauf sein, trotz einer Pandemie eine Prüfung geschrieben zu haben.
Das werde ihnen später sehr hilfreich sein, beispielsweise bei der Ausbildung oder im Studium, da sie auch in der Zukunft noch mit Prüfungssituationen konfrontiert würden. Deshalb sei es wichtig, zu lernen, wie man mit dem Prüfungsstress umgeht. „Wir hätten euch keinen Gefallen getan, wenn wir die Prüfung gecancelt hätten“, betonte er. Doch wenn die Prüfungen schon benotet werden, wurden diese dann zumindest leichter gemacht? „Nein, das würde ich nicht sagen. Aber wir haben schon darauf geachtet, dass es angemessen und fair ist“, erklärte Lorz und ergänzte: „Ich hoffe ihr werdet mir das dann bestätigen können, wenn ihr sie geschrieben habt.“
Keine pauschale Versetzung
Wie sieht es in diesem Jahr eigentlich aus in Sachen Sitzenbleiben? Wird auch in 2021 wieder darauf verzichtet? Das fragte sich die 10Rd. „Wir werden nicht wieder mit einer pauschalen Versetzung wie letztes Jahr arbeiten“, erklärte der Kultusminister. Dann könne es passieren, das Schüler zwei mal hintereinander versetzt werden, obwohl sie schon beim erstem Mal nicht hätten versetzt werden müssen.
Man werde aber die freiwillige Wiederholung beibehalten. Diese werde nicht auf die Dauer des Schulbesuchs angerechnet. Wenn jemand im letzten Jahr eine ausreichende Leistung hatte und sozusagen nur im Corona-Jahr abgerutscht sei, „dann gehen wir von der Vermutung aus, dass er nächstes Jahr wieder in die Spur kommt“, so der Minister. Hier könne dann die sogenannte „Pädagogische Versetzung“ ausgesprochen werden, bei der es nicht um die Noten geht.
Die 10Rc interessierte sich unterdessen, wie es in Sachen Schnelltests an Schulen mit der Kosten-Nutzen-Relation aussieht. „Es gibt in Hessen wenige positive Fälle, die durch die Tests entdeckt wurden. Wäre es nicht eine Möglichkeit, das Testgeld in etwas anderes zu investieren, beispielsweise Raumluftfilter?“, fragte einer der Schüler. „Alles, was die Schule sicherer macht, das ist den Preis wert, weil es hier um eure Bildungschancen geht“, betonte Lorz. Er weiß, dass das ein großer Aufwand und mit viel Geld verbunden sei, doch wenn die Tests das Mittel sind, um mit einem guten Gewissen in die Schule zu gehen, dann sei es das Geld wert und gut investiert.
Ehe man sich noch gemeinsam über Themen wie Homeschooling, Unterrichtsfächer oder Klassengrößen austauschte – die Schüler hatten zahlreiche Fragen im Gepäck – endete nach gut knapp 1,5 Stunden dann auch schon die digitale Doppelstunde mit dem Kultusminister, der sich bereits darauf freut, bald hoffentlich wieder persönlich nach Alsfeld kommen zu dürfen.
Wir haben ein schlechtes System mit den Noten in unseren Schulen.Das System mit den Noten ist doch kalter Kaffee.An Fortschitt ist nicht zu denken. Die Schule sollte eigentlich das Lernen,Lernen.Das unsere Kinder in großer Zahl psychisch angeschlagen sind hat mit Corona nichts zu tun.Wie die alten sungen so zwitschern auch die Jungen.
Und falsch wie schon die Alten sungen
Ist auch die Rechtschreibung misslungen
Wer solch eine katastrophale Rechtschreibung hat und auch sonst eigentlich nichts Sinnvolles zu Stande bringt, sollte vielleicht nicht in erster Reihe stehen, wenn es um Kommentare über das Bildungssystem geht.
@“Hackfleisch“
Ein gutgemeinter Rat: Wer mutmasslichen Legasthenikern wegen Rechtschreibung die Meinungsäusserung versagt, der sollte erstmal bei sich anfangen und seinen eigenen Intellekt prüfen. Da findet sich wohl viel Raum zur Verbesserung.
Die Idee einer „Schule ohne Noten“ wurde übrigens auch in der Zeit, der Süddeutschen und anderen Presseorganen mit guter Rechtschreibung diskutiert. Sie sehen: Lesen bildet, nicht richtig schreiben. Insofern hat Herr Kalbfleisch mehr Substanz geliefert als Sie mit Ihrem „H“ack.
In anderen Alsfelder Schulen ,sollen die Kinder wieder in eine Unterrichtsstruktur kommen und aufgefangen werden.
Dort verschafft man sich einen Überblick über den Leistungsstand der Kinder.
Leider ist dies auf der GSS Alsfeld nicht der Fall.
Am ersten Tag nach dem monatelangen Distanzunterricht, wird den Kindern sofort mitgeteilt wer auf der Kippe steht.
Dazu werden in der 2. Woche, sofort Klassenarbeiten in allen 3 Hauptfächern geschrieben.
Na das hat er aber toll gemacht, der Minister. Hat er auch was über die Pläne rausgelassen, wie die Wissenslücken geschlossen werden? Ist ihm klar, wie viele Schüler psychisch stark angeschlagen sind? Weiß er auch, dass beim Wechselunterricht einige Fächer auf der Strecke bleiben, weil A/B-Wochen unberücksichtigt bleiben? Hat er eine Ahnung, wass für Probleme die mega kurzfristigen Erlasse mit sich bringen? Wann entscheidet er sich,ob dieses Schuljahr noch Leistungen abgefragt werden dürfen oder hat er Angst vor den Resultaten? Hä Ver schon Mal 9 h täglich eine FFP2 Maske getragen?
Ja, er macht es immer so toll, der von der Studienstiftung des Deutschen Volkes gepamperte postgraduierte Stipendiat der Haniel-Stiftung an der Harvard Law School, Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz. Da kommt ein jovialer Scherz (grundsätzliche Bemerkung) von Ihro eminenter kultusministerieller Exzellenz doch immer gut an: „Ihr wollt nicht wirklich wissen wie eine Steuererklärung geht“ und „Bis ihr in die Lage kommt, hat sich das Steuerrecht wieder verändert“.
Was im Gelächter über diesen wahrhaft profunden Ministerscherz aber nicht untergehen sollte, ist dies:
(1) Auch ein erheblicher Teil des traditionellen Schulstoffs dürfte sich unter dem Vorzeichen der heutigen Wissensexplosion bis zum Zeitpunkt einer eventuellen Anwendung „wieder verändert“ haben (und wird nach dem Schulabschluss weitgehend vergessen). Konsequenz nach Lorz: Sich dem öden Schulunterricht gar nicht erst auszusetzen.
(2) Wenn Lorz von s-e-i-n-e-r Steuererklärung spricht, so geht es hier um eine Einkommenssteuererklärung, die abzugeben der überwiegende Teil der hier angesprochenen Home-Schüler wohl kaum in Verlegenheit kommen wird.
(3) Der Minister versucht hier, die Schuljugend durch eine Abschreckungstaktik mit ödem Detailwissen von ihrer Forderung abzulenken, schon in der Schule ein gutes Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge und damit eine wesentliche Voraussetzung für eine aktive Teilhabe in der modernen Gesellschaft zu erwerben. In dieser Weise auf „das Leben“ vorbereitet zu werden, bedeutet nicht nur, die Steuererklärung selbst machen zu können, sondern in der Lage zu sein, langfristige finanzielle Entscheidungen (zum Beispiel hinsichtlich Altersvorsorge) zu treffen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten, im späteren Beruf betriebswirtschaftlich entscheiden zu können, als mündiger Bürger die wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Regierung zu verstehen und diese als Wähler zu beeinflussen.
(4) Dieses würde auf emanzipatorische Inhalte hinaus laufen, die von Bildungspolitikern der Union von jeher unter den Verdacht linker Ideologie gestellt und verhindert wurden (siehe der Kampf um die „Hessischen Rahmenrichtlinien“ seit 1970), um den Zusammenhang zwischen Bildungspolitik, der Sicherung von Privilegien höherer Einkommensschichten und der Absicherung sozialer Ungleichheit zu verschleiern.
(5) Mit seinem „ganz großen Kompliment“ bezüglich der Leistungen der Schüler trotz Corona und Lorz’scher Schulpolitik, will er nicht nur von eigenem Versagen und dem flächendeckenden Versagen der Bildungspolitik auf Bundesebene ablenken, sondern er versucht, die Anpassung der Qualifikationsanforderung mit dem Narrativ von dem negativen Stempel „Corona-Generation“, die „so durchgewunken wurde“, abzuwehren und selbst bei den sozial benachteiligten Corona-Verlierern noch „Stolz“ darauf zu wecken, wenn ihre privilegierten Klassenkameraden „trotz einer Pandemie eine Prüfung geschrieben“ und die Schule erfolgreich abgeschlossen haben.
Das ist Zynismus und eine Frechheit, die nicht ungesühnt bleiben sollte. Freuet euch, der Wahltag kommt bald!