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Spitzenkandidaten-Vorstellung: Karsten Ittmann, Wartenberger Liste„Man muss das Potential der Bürger nutzen“

WARTENBERG (akr). Es gibt eine neue politische Kraft in Wartenberg, die in die Gemeindevertretung einziehen will – und zwar die Wartenberger Liste (WAL). Angeführt wird diese von Spitzenkandidat Karsten Ittmann, der bislang für die SPD im Wartenberger Parlament saß. Wieso tritt er nun für die WAL an und welche Ziele hat er für seine Heimat? Oberhessen-live hat mit ihm gesprochen.

Karsten Ittmann ist kein neues Gesicht in der Wartenberger Kommunalpolitik. Seit 2011 ist er Mitglied in der Gemeindevertretung, saß dort zwei Legislaturperioden lang für die SPD. Mitglied der Partei war er aber nicht. Seiner Meinung nach muss man nämlich keiner Partei angehören, um sich politisch zu engagieren. „Parteizugehörigkeit sehe ich als nicht sehr sinnhaft. Es geht hier um die Region, da sollten Parteien keine Rolle spielen“, erzählt der 48-Jährige. Wenn jemand eine gute Idee habe, sei es egal, von wem sie kommt.

Da ein fraktionsunabhängiger Sitz in der Gemeindevertretung aber nicht möglich war, entschied er sich, für die Sozialdemokraten Platz zu nehmen. „Ich hatte mir zuvor Gedanken gemacht, welche Fraktion denn zu mir passt und zum damaligen Zeitpunkt war es die SPD“, erzählt er. Außerdem kannte er auch viele SPD-Mitglieder durch seine Tätigkeit im Sportverein.

Karsten Ittmann, der übrigens leidenschaftlicher Outdoor-Koch ist, interessiert sich schon lange für Politik – und das nicht nur auf kommunaler, sondern auch auf globaler Ebene, wie er erzählt. Für den Angersbacher ist es naheliegend gewesen, sich deshalb politisch für die Gemeinde einzusetzen. „Als ich privat dann den Rücken dafür frei hatte, konnte ich mich dieser Aufgabe widmen“, erzählt der zweifache Familienvater. Zehn Jahre ist das mittlerweile her. Zufrieden damit, wie es in der Gemeindevertretung in Wartenberg läuft, ist er nicht.

Zum einen bemängelt er die fehlende Transparenz, viele Entscheidungen würden quasi im Hinterzimmer getroffen werden. Darüber hinaus fehlt es ihm an konstruktiver politischer Diskussion. Einzelne Punkte wie beispielsweise die Planung eines Gemeinschafts- und Freizeitzentrums dauern ihm zudem zu lang.

Zeit für frische Ideen

Es war einfach Zeit für etwas neues, für „frische Ideen, weg von ausgetretenen Pfaden“, erzählt er. Die Idee mit der Wartenberger Liste war dann aber doch recht spontan, auch wenn sie schon vor rund zwei Jahren aufkam. Auf einer Sportveranstaltung hatte er sich mit dem Kreistagspolitiker Dietmar Schnell, den er auch persönlich sehr gut kennt, unterhalten. Die beiden tauschten sich über die Politik in Wartenberg aus. „Im Gespräch kamen wir dann auf die Idee, dass es doch toll wäre, eine Alternative auf die Beine zu stellen“, erzählt Ittmann. Dieses Gespräch über eine alternative politische Kraft wurde dann auf weiteren Treffen immer wieder fortgeführt, „und irgendwann sind wir dann aktiv geworden“, lacht der Spitzenkandidat.

Doch die Suche nach potentiellen Mitbewerbern gestaltete sich anfangs doch etwas schwierig, sodass die Idee erst einmal liegen blieb. „Das änderte sich dann aber wieder, als mit Stefan Kimpel der Dritte im Bunde war“, erzählt der Berufsschullehrer. Kimpel ließ nämlich keine Ruhe. Sie sprachen weiter Leute an, mit Erfolg. „Es war dann irgendwie alles viel konkreter, es stand fest, dass es eine neue Wählergemeinschaft geben wird.“ 15 Kandidaten sind dabei zusammengekommen – eine Mischung aus erfahrenen und neuen Kommunalpolitikern.

Und was haben sich Ittmann und seine Mitbewerber so auf die Agenda geschrieben? „Mehr Transparenz und mehr Informationsstreuung“, betont der Spitzenkandidat kurz und knapp. So wäre es ihm zufolge ein Anfang, wenn den Bürgern die Protokolle der Gemeindevertreterversammlung zugänglich gemacht würden. Bislang sei das nämlich nicht der Fall. Das könnte man beispielsweise über eine Wartenberg-App ermöglichen, mit der man die Bürger schnell über alle möglichen Dinge informieren kann, so wie es bereits andere Gemeinden machen.

Bürgernahe Politik

Apropos Bürger – das ist für Ittmann ein ganz wichtiger Punkt. „Die Bürger müssen mehr eingebunden werden“, betont der Angersbacher, der sich sicher ist, dass es bestimmt viele Wartenberger mit tollen Ideen für die Gemeinde gibt. So will sich die WAL zum Beispiel auch für Jugend- oder Seniorenbeiräte stark machen – „und nicht einfach das Endprodukt servieren“. Ebenso will sie sich für einen „Bürgerhaushalt“ einsetzen, bei dem die Bürger eben mitbestimmen können, für was die Gemeinde Geld ausgeben soll.

Ein weiteres großes Projekt ist ein zusätzlicher Einkaufsmarkt. „Wir haben hier in Wartenberg nur noch das ALDI, denn seit Ende 2019 hat der Rewe-Markt geschlossen“, erklärt er. Dort ist jetzt nur noch ein Metzger und ein Bäcker untergebracht. Zwar sei ein weiterer Einkaufsmarkt immer wieder Thema in der Gemeindevertretung, doch bislang habe man keinen Marktbetreiber finden können, der in das ehemalige Rewe ziehen will. Für Ittmann wäre hier der Betrieb durch eine Genossenschaft eine mögliche, innovative Lösung, in der Bürger Mitglieder werden, einen Anteil zahlen und so die Möglichkeit haben, die Ausrichtung mitzubestimmen.

„Es gibt aber noch viele andere wichtige Handlungsfelder“, betont der Spitzenkandidat. So will er Begegnungsstätten oder auch Freizeitangebote für Jung und Alt schaffen, um so die Lebensqualität für alle zu verbessern. Auch hier merkt Ittmann an, dass dabei die Bürger eine ganz wichtige Rolle spielen. Es gebe verschiedene Themen in der Gemeinde, die er gemeinsam mit den Wartenbergern identifizieren möchte. Anschließend, so sagt er, könne man mit Fachleuten entsprechende Konzepte entwickeln. „Man muss das Potential der Bürger nutzen“, sagt Ittmann.

Gedanken gemacht hat sich die Liste auch um ein ganz wichtiges Thema in der Gemeinde – und zwar die Ortsumgehung. Die Mitglieder der Wartenberger Liste spiegeln einen Querschnitt durch die Wartenberger Bevölkerung wider. „Es gibt in unserer Gruppe Gegner und Befürworter“, erklärt Ittmann. Er selbst sagt ganz offen, dass er für die B254n ist: „Ich persönlich habe damals für die Ortsumgehung gestimmt. Wir als Wartenberger Liste akzeptieren, dass die Straße geplant ist. Sie steht schließlich im Bundesverkehrswegeplan“, erklärt der Spitzenkandidat.

Auch wenn man innerhalb der Wählergemeinschaft unterschiedliche Ansichten teilt, gebe es aber keinen Interessenskonflikt, man akzeptiere die Planung. Für die Wartenberger Liste hat es quasi nicht Vorrang zu sagen „Ja“ oder „Nein“ zur B 254n, sondern ihnen geht es vielmehr darum Ideen zu entwickeln, für den Fall, dass sie wirklich kommt, beispielsweise wie es dann mit Gewerbegebieten aussieht, was mit den Geschäften an der Hauptstraße passiert oder auch wie man die Situation für Anwohner verbessern kann. „Wir müssen uns auf die Zeit vorbereiten, wenn sie kommt.“

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