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Einstimmig: Ausschüsse empfehlen SPD-Antrag über ärztliche VersorgungEin Runder Tisch für Alsfelds medizinische Zukunft

ALSFELD (ls). Wie bekommt man Ärzte dazu, aufs Land zu ziehen? Die Frage beschäftigt auch die politischen Entscheider im Vogelsberg. Um möglichst früh auf künftige Versorgungslücken reagieren zu können, soll es in Alsfeld jetzt einen Runden Tisch zur ärztlichen Versorgung geben. Das jedenfalls beantragt die SPD in der kommenden Stadtverordnetenversammlung. Im Ausschuss fand der Vorschlag bereits Zustimmung – allerdings mit einer kleinen Änderung.

Besonders vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sei die ärztliche Versorgung in der Zukunft immer wieder ein Thema, mit dem man sich befassen müsse, führte SPD-Fraktionschef Christoph Stüber vor dem Ausschuss aus und sprach von einem „Anreizprogramm“. Auch würden ansässige Ärzte, die bald in den Ruhestand gehen würden, oft Probleme bei der Suche einer möglichen Nachfolge haben. Bis hier die Bemühungen des Kreises und des Landes greifen, würde zu viel Zeit verstreichen. Denn die angeworbenen Fachkräfte müssen erst die Uni absolvieren.

Zur Erinnerung: Der Vogelsbergkreis bietet seit 2016 jährlich ein Stipendium für Medizinstudierende an. Die verpflichten sich dabei, ihre Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin im Vogelsberg zu machen und sich dann im Anschluss drei Jahre als Hausarzt im Kreis niederzulassen. Die Studierenden erhalten dafür ab dem 5. Semester monatlich 400 Euro.

Alsfeld soll hier dem SPD-Vorschlag nach allerdings schon vorher tätig werden, wofür ein Erfahrungs- und Ideenaustausch mit den ansässigen Ärzten hilfreich sei. So könne man bessere Hinweise und Anhaltspunkte erlagen, wo die Stadtpolitik unterstützen oder fördern kann. Als Beispiele nennt der Beschlussvorschlag hier ein Ärztehaus, einen Medibus oder bauliche und stadtplanerische Ansätze.

Prognose für den Vogelsberg: Bis 2030 ein Nachfolgebedarf von 65 Prozent

„Wir sind auf diesem Themenfeld schon sehr lange tätig“, sagte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule und erklärte, dass Alsfeld gemeinsam mit Antrifttal, Grebenau, Romrod, Schwalmtal, Feldatal, Gemünden, Homberg und Kirtorf zu einem gemeinsamen Mittelbereich gegliedert ist. In diesem Mittelbereich seien derzeit 27,5 Arztstellen besetzt, bedarfsplanerisch werde hier ein Arztbestand von 30,1 Hausärzten benötigt. Schon jetzt sei es also sinnvoll, noch mindestens drei Ärzte zu haben.

„Das Durchschnittsalter der Hausärzte in Alsfeld beträgt 56 Jahre“, führte er weiter aus. In Hinblick auf die demographischen Entwicklungen sei bis zum Jahr 2030 mit einem erheblichen Nachfolgebedarf zu rechnen. Auf den Vogelsberg gerichtet sei mit einem Nachfolgebedarf von 65 Prozent bis 2030 zu rechnen. Die Stadt habe bereits am Gesundheitsforum des Vogelsbergkreises teilgenommen, genauso wie an der Aktion Gemeindeschwester 2.0 und auch an den Gesprächen über interkommunale medizinische Versorgungszentren sei man beteiligt gewesen. Auch bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten oder Mitarbeitern würde die Stadt unterstützend zur Seite stehen, wie erst kürzlich bei der Suche der Frauenärzte nach neuen Räumlichkeiten.

Frauenärzte am Alsfelder Krankenhaus müssen Räumlichkeiten verlassen

Auch Gespräche im kleineren Kreis mit Zahnärzten, Apotheken und einem Sanitätshaus zur möglichen Eröffnung eines „Alsfelder Gesundheitszentrums“ habe man geführt. Gespräche in größeren Runden seien in Zukunft geplant. Als Termin stellte Paule wegen Corona erst das nächste Frühjahr in Aussicht. „Geld ins Schaufenster stellen, da würde ich erst einmal vorsichtig sein. Zunächst sollte erst einmal geprüft werden. Ein mögliches Förderprogramm kann am Ende einer solchen Prüfung stehen“, sagte Paule. Laut dem SPD-Antrag sollten die Ergebnisse – so war es jedenfalls zunächst geplant – in ein Förderprogramm münden, was das des Kreises für Alsfeld ergänzt und die ärztlichen Stellen einbindet.

Ausschüsse empfehlen Antrag zum Runden Tisch zur Annahme

ALA-Fraktionschef Michael Riese stimmte dem Rathauschef zu, sah allerdings aus Kreis-Erfahrungen eher ein Problem darin, alle Ärzte an einen Tisch zu bekommen. Außerdem gab er zu bedenken, dass es ein Hindernis sei, wenn jede Kommune ihr „eigenes Ding“ mache in Hinblick auf Versorgungszentren. Außerdem seien die meisten Arztpraxen finanziell tragfähig, vielmehr gehe es meist um bürokratische Hürden, die die Nachfolgesuche im ländlichen Raum erschweren würden. Vielmehr solle die Stadt dabei helfen, Gemeinschaftspraxen zu bilden. Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Heinz stimmte hier zu: „Bürokratisch sind Hausarztpraxen nicht attraktiv für junge Mediziner.“ Das sei ein Grund, warum sich viele Ärzte lieber in größeren Praxen oder Kliniken anstellen lassen würden.

„Ein Gespräch ist gut, was danach passiert, kann man dann schauen“, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Heinz, sprach sich für den Runden Tisch aus, allerdings auch dafür, die Aussicht auf eine Förderung zunächst aus dem Antrag zu streichen. Verständnis gab es dafür von der SPD, der Punkt wurde gestrichen. „Wir wollen nur schon einmal symbolisieren, dass etwas passiert“, sagte Stüber und ließ die Passage streichen. Einstimmig empfahlen sowohl der Sozialausschuss als auch der Haupt- und Finanzausschuss den Antrag über den Runden Tisch.

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