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Nachgefragt in Wartenberg, Freiensteinau und LauterbachWie Bürgermeisterwahlen auch in der Pandemie funktionieren sollen

WARTENBERG/FREIENSTEINAU/LAUTERBACH (akr). Am Sonntag stehen in Wartenberg, Freiensteinau und Lauterbach die Bürgermeisterwahlen auf dem Programm – trotz steigender Infektionszahlen. Doch wie funktioniert eigentlich die Wahl des Rathauschefs während der Pandemie? Ein Überblick.

Im März wurden in ganz Hessen die Bürgermeisterwahlen aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Betroffen waren davon auch die Wahlen in drei Vogelsberger Kommunen. Für den 26. April war zunächst die Bürgermeisterwahl in Lauterbach geplant, bei der sich Amtsinhaber Rainer-Hans Vollmöller erneut beworben hatte. Die Wahl in Wartenberg sollte eigentlich am 6. September stattfinden, die beiden Kandidaten Olaf Dahlmann und Steffen Blum mussten sich allerdings dann noch ein wenig gedulden, ebenso wie Sascha Spielberger, der weitere Jahre auf dem Chefsessel im Rathaus von Freiensteinau Platz nehmen will. Einen festen Termin gab es damals noch nicht.

Seit einiger Zeit steht es nun aber fest: Die Wahlen finden statt – und zwar am 1. November, wenn auch anders, als gewohnt. Doch was heißt das genau?  Oberhessen-live hat nachgefragt.

Die Gemeinde Wartenberg

„Die ganzen Vorbereitungen waren schon viel aufwendiger“, erzählt Martin Ortwein, stellvertretender Wahlleiter in Wartenberg. Gemeinsam wurde ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet, das sowohl die Wahlvorstände, die Wähler und die drei Wahllokale betrifft. So herrscht in den Lokalen Maskenpflicht, vor den Wahlhelfern ist ein Spuckschutz aufgebaut, der Abstand von 1,5 Metern  – Markierungen auf den Böden sind angebracht – ist einzuhalten. Für eine regelmäßige Händedesinfektion bekommt jeder Wahlhelfer ein kleines Fläschchen mit Handdesinfektionsmittel, aber auch für die Wähler stehen Desinfektionsmittelspender bereit. „Vor dem Betreten und beim Verlassen des Wahllokals müssen die Hände desinfiziert werden“, erklärt Ortwein. Wenn es räumlich möglich ist, gilt auch die Einbahnstraßenregelung.

„Darüber hinaus wird natürlich auch regelmäßig gelüftet“, erklärt Ortwein. Im Wahllokal selbst dürfen sich nur eine bestimmte Anzahl an Personen aufhalten, sprich: der Wahlvorstand, der aus vier Personen besteht und so viele Wähler, wie es Wahlkabinen gibt. Für eine mögliche Kontaktpersonennachverfolgung wird bei bei der Stimmzettelausgabe im Wählerverzeichnis bei den jeweiligen Wählern die Uhrzeit der Stimmzettelausgabe vermerkt. Die Tische in den Wahlkabinen werden alle 30 Minuten desinfiziert. „Wir haben die Menschen auch darüber informiert, sich selbst einen Kugelschreiber mitzubringen“, so Ortwein.

Wer seinen vergessen hat, der braucht sich aber keine Gedanken zu machen, denn es stehen auch genügend Stifte zur Verfügung. Und noch etwas ist anders als sonst: Es gibt sozusagen einen Corona-Beauftragten – beziehungsweise eine Person vom Wahlvorstand überwacht die Einhaltung der getroffenen Maßnahmen. „Normalerweise kümmern sich zwei um das Wählerverzeichnis, in diesem Jahr ist es nur eine Person, die andere kontrolliert die Hygienemaßnahmen“, erzählt der stellvertretende Wahlleiter. Auch auf eine Wahlparty wird verzichtet.

Am Sonntag wird es im Wartenberger Oval lediglich eine kleine Zusammenkunft geben, bei der dann die Ergebnisse der Wahl präsentiert werden. „Wir haben die Wähler aber auch vermehrt darauf hingewiesen, dass auch die Briefwahl möglich ist“, erklärt er – und das hätten auch schon viele in Anspruch genommen. „Normalerweise hätten wir jetzt so 350 Briefwähler, aktuell sind es bereits knapp 600“, so Ortwein.

Die Gemeinde Freiensteinau

In Freiensteinau verläuft die Briefwahl hingegen eher schleppend. „Wir konnten keine vermehrte Tendenz feststellen, bis jetzt sind es vielleicht zehn Prozent“, erklärt Astrid Heumüller, stellvertretende Wahlleiterin in der Gemeinde am Donnerstag. Auch in Freiensteinau wurde ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet, das unter anderem eine Maskenpflicht in den insgesamt elf Wahllokalen beinhaltet. „Wir werden unsere Wahlhelfer mit FFP2-Masken ausstatten. Wir haben aber auch Einweg-Masken für die Menschen bereit, die ihre vielleicht zuhause vergessen sollten“, erklärt Heumüller. Abstandhalten, Markierungen, regelmäßige Flächen – und Händedesinfektion gehören ebenso zur Tagesordnung.

Auch die Bürger aus Freiensteinau wurden darauf hingewiesen, sich bitte einen eigenen Kugelschreiber mitzubringen. „Wir haben aber auch ausreichend viele da, falls der Kugelschreiber mal vergessen wird“, sagt die stellvertretende Wahlleiterin. Eine Wahlparty im Rathaus? Dieses Mal nicht. Es soll nur eine kleine interne Zusammenkunft geben – nur ein kleiner Kreis und die Presse. „Da wird aber auch nur das Wahlergebnis bekannt gegeben“, betont Heumüller und ergänzt, dass die Bürger auch explizit auf die Homepage der Gemeinde Freiensteinau verwiesen wurden, auf der die Ergebnisse dann präsentiert werden sollen.  „Es war schon alles aufwendiger, aber wir sind gut gerüstet“, sagt sie.

Die Stadt Lauterbach

In Lauterbach wird es weder eine Wahlparty noch eine kleine Zusammenkunft samt Präsentation der Ergebnisse geben. „Wir haben uns schweren Herzens dagegen entschieden“, erklärt Wahlleiterin Verena Reichel. Das Ergebnis der Wahl werde es lediglich auf der Homepage der Stadt geben und nicht wie zuerst angedacht in einer kleinen Runde in der Adolf-Spieß-Halle oder im Rathaus. Das sind aber natürlich nicht die einzigen Corona-Maßnahmen, die die Kreisstadt getroffen hat. Maskenpflicht, Spuckschutzwände, Desinfektionsmittel, Abstandsregelungen – all das steht auch in den Lauterbacher Wahllokalen auf dem Programm. Mund- und Nasenmasken wurden für die Wahlhelfer angeschafft, ebenso wie Einmalhandschuhe.

Seinen eigenen Kugelschreiber muss man sich in der Kreisstadt nicht mitbringen. „Wir haben für jedes Wahllokal doppelt so viele Kugelschreiber bestellt, als sonst“, so Reichel. Insgesamt gibt es in Lauterbach 15 Wahllokale sowie ein Lokal nur für die Briefwahl. Und Lauterbach registrierte wie Wartenberg eine gesteigerte Nachfrage danach. Zum Schluss appelliert Verena Reichel noch, dass die Menschen doch dann am Sonntag bitte Verständnis dafür haben, dass man auch mal draußen vor dem Wahllokal warten muss, da sich schließlich nur eine begrenzte Anzahl an Personen dort aufhalten darf.

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