"Alsfeld erfüllt Herzenwünsche" macht Traum vom Griechenland-Urlaub möglichEiner sterbenskranken Frau den letzten Wunsch erfüllt
ALSFELD (akr). Noch einmal das Meer sehen, den Wind in den Haaren und den Sand der griechischen Insel Kos zwischen den Zehen spüren. Für die sterbenskranke Beate V. war genau das ihr letzter Wunsch: vor ihrem Tod wollte sie unbedingt nach Griechenland reisen – und genau das hat ihr der Verein „Alsfeld erfüllt Herzenswünsche“ ermöglicht.
Auf den ersten Blick sieht man der großen, schlanken Frau mit blondem Pferdeschwanz nicht an, dass sie krank ist. Doch Beate V. ist es – und zwar todkrank. Sie hat Bauchspeicheldrüsenkrebs, einen bösartigen Tumor im Hals und Metastasen in den Knochen. Ende April 2018 bekam die Frau aus Gießen die Diagnose. Zweieinhalb bis drei Jahre gaben ihr die Ärzte. Eine Heilung: ausgeschlossen. „Ich war total geschockt. Ich dachte nur sofort, dass man das sicherlich mit einer Chemotherapie regeln kann“, erinnert sich die 48-Jährige. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass Beate V. mit dieser schweren Krankheit zu kämpfen hat, sondern das dritte Mal. Im Alter von 27 entpuppte sich eine Beule am Hals als bösartiger Tumor, mit 34 Jahren erkrankte sie an Gebärmutterkrebs. Unzählige Chemotherapien und Bestrahlungen liegen hinter ihr.
Doch jetzt, beim dritten Mal, gibt es keine Chance auf eine Heilung. Beate weiß, dass sie sterben wird. „Jetzt hätte ich laut Ärzten noch ein halbes Jahr“, erzählt sie mit ruhiger Stimme. Als sie damals ins Krankenhaus kam, stand eigentlich der Verdacht auf Multiple Sklerose (MS) im Raum. „Ich konnte nicht mehr laufen, meine Füße waren taub“, erinnert sich die gelernte Altenpflegerin. Es war aber kein MS, sondern Krebs. Schon wieder. „Im Krankenhaus habe ich es noch nicht realisiert. Ich wurde auch schnell operiert, anderenfalls wäre ich heute vielleicht querschnittsgelähmt“, erzählt sie. Erst als sie zuhause war, wurde ihr der Ernst der Lage so wirklich bewusst.“Ich war fix und fertig.“
Beate V. hat aber nicht aufgegeben. Sie kämpft, steckt ihren Kopf nicht in den Sand. Sie will ihr restliches Leben genießen, nicht aufgeben, auch wenn das nicht immer einfach ist, gerade hinsichtlich ihrer finanziellen Situation. „Ich sitze nicht zuhause und warte auf den Tod“, haut sie locker raus. Ihren Lebenswillen und ihren Humor hat sie nicht verloren. „Klar gibt es auch Tage, an denen mir zum Heulen zu mute ist. Aber dann heule ich eben“, sagt sie und trinkt einen Schluck Wasser. Neben ihr sitzt Julia Roth. Sie ist die erste Vorsitzende vom Verein „Alsfeld erfüllt Herzenswünsche“, der Beate V. ihren letzten Wunsch erfüllen konnte.
Die 48-Jährige wollte nämlich vor ihrem Tod unbedingt nach Griechenland reisen. „Ich wollte schon immer dahin“, lächelt sie. Ihr Wunsch wurde erfüllt – dank der zahlreichen Spenden, die der Alsfelder Verein sammeln konnte. „Ich konnte es nicht glauben, als Julia mich anrief und mir das erzählte. Ich habe mich so gefreut und war einfach so unfassbar dankbar“,sagt sie. Eine Woche verbrachte die lebensfrohe Frau auf Kos. Allein. Sie nahm sich Zeit für sich. „Ich liebe das Meer, habe viel Zeit am Meer verbracht, es einfach intensiv genossen“, schwelgt sie in Erinnerung. Ihre Haut ist noch immer von der Sonne gebräunt.
Durch einen Zeitungsartikel ist der Verein damals auf die Frau aus Gießen aufmerksam geworden. „Wir haben im Internet einen Artikel gefunden und so von ihrem Wunsch erfahren“, erzählt Julia Roth. Schnell war den Vereinsmitgliedern klar, dass sie ihr gerne helfen würden, den Griechenland-Urlaub als letzten Wunsch zu ermöglichen. Seitdem stehen die beiden stetig im Kontakt, sei es übers Telefon oder per WhatsApp. Jetzt gerade ist Beate V. zu Besuch bei Julia Roth. Nicht wegen ihrer Rolle als Vereinsvorsitzende, sondern weil sich zwischen den beiden eine Freundschaft entwickelt hat. Dank ihr habe sie nicht mehr das Gefühl, allein zu sein. Mit Roth kann sie reden. Reden über ein Thema, über das nicht gerne gesprochen wird: der Tod.
Angst vor dem Tod an sich hat die 48-Jährige nicht, zumindest nicht mehr. „Vor Schmerzen schon“, gibt sie zu. Mit Julia Roth kann sie darüber sprechen, langjährige Freunde haben sich von der Frau, die schon mehrere Schicksalsschläge erlitten hat, abgewandt. „Sie versteht mich“, lächelt sie und blickt zu der Leuselerin. Die beiden wollen auch gemeinsam den restlichen Weg gehen, der noch vor Beate V. liegt. Doch auch wenn Beate V. nach außen hin stark und lebensfroh wirkt, macht sie kein Geheimnis daraus, dass sie sich viele Gedanken um die anstehenden Beerdigungskosten macht. Es ist Geld, dass die gelernte Altenpflegerin nicht hat. Ihre kleine Rente reiche hinten und vorne nicht. Beate macht sich Sorgen. Sorgen, die eine sterbenskranke Frau eigentlich nicht auch noch haben sollte.
Auch ihrer Freundin Julia Roth bereitet die Situation viel Kopfzerbrechen. Sie will ihr helfen, ihr beistehen, sie keinesfalls alleine lassen und sie auch auf ihrem letzten Weg begleiten – bis er gekommen ist, der Tag, an dem die Kämpfernatur von all ihren Sorgen und Schmerzen befreit wird. „Ich möchte, dass Beate eine menschenwürdige Beerdigung bekommt“, sagt Roth und blickt sichtlich berührt zu ihrer Freundin. Doch die finanzielle Situation lässt das einfach nicht zu und die Zeit rennt. Zeit, die Beate V. nicht hat. Aufgeben kommt für das Duo aber nicht in Frage. Sie kämpfen weiter, so, wie Beate ihr ganzes Leben lang gekämpft hat.
„Wer mit einer Spende unterstützen möchte, der kann das gerne über den Verein machen„, sagt Julia Roth dazu.
Bitte senden sie mir die Kontovernindung
Hallo Frau Heppner, die Kontodaten finden sie auf der Homepage des Vereins: http://www.alsfeld-herzenswünsche.de
Liebe Grüße, Alina Roth