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Heiner Distel grüßt aus der Ferne - Hans Karg trotz Pfingstmarkt-Absage mit Crêpes-Stand in Alsfeld„In Gedanken bin ich auf dem Alsfelder Pfingstmarkt“

ALSFELD (akr). Am morgigen Freitag hätte er eigentlich starten sollen, der Alsfelder Pfingstmarkt. Doch in diesem Jahr müssen die Alsfelder schweren Herzens auf das beliebte Volksfest verzichten. Das geht nicht nur den Pfingstmarkt-Fans nahe, sondern auch den vielen Schaustellern, die oftmals seit einigen Jahren um diese Zeit in die Stadt kommen. In diesem Jahr ist das nicht möglich, aber trotzdem ist ein bekannter Pfingstmarkt-Stand in der Stadt: Der Crêpes-Stand von Hans Karg. Generalpächter Heiner Distel hingegen grüßt aus der Ferne.

Seit über 20 Jahren ist Hans Karg Teil des Alsfelder Pfingstmarktes, versorgt die Menschen dort mit Crêpes. Karg ist hauptberuflich Schausteller. Das ganze Jahr über ist er in Deutschland mit seinem Crêpes-Wagen unterwegs. Doch in diesem Jahr ist daraus bislang nichts geworden. „Ich habe in diesem Jahr noch keinen Cent verdient“, erzählt der Schausteller. Alle Veranstaltungen wurden abgesagt. Kein Pfingstmarkt, keine Frohnleichnamkirmes, keine Mannheimer Messe, kein Himmelfahrtfest.

Doch trotz der Pfingstmarkt-Absage hält sich der Marburger aktuell in Alsfeld auf. Nicht aber wie gewohnt am Stadthallenparkplatz, sondern an der Villa Raab. Dort hat der Schausteller seinen Wagen aufgestellt, um an Pfingstsonntag und Pfingstmontag die Besucher der Villa Raab mit der feinen Pfannkuchen-Variante der französischen Küche zu versorgen. „Ich wurde angefragt, ob ich kommen möchte und da ich eh nichts zu tun habe, habe ich zugesagt“, erzählt er. Wie es für ihn in Zukunft weiter gehen soll, das wisse er nicht. Großveranstaltungen wurden zunächst bis zum 31. August verboten, einen Plan für die Schausteller gebe es seitens der Regierung noch nicht.

Ob mit Nutella, Zimt und Zucker, Marmelade oder Käse: Crêpes-Liebhaber kommen am Stand von Hans Karg ganz auf ihre Kosten.

„Aktuell lebe ich von Essen und Trinken“, scherzt Karg. Durch ein paar Groschen, die er sich zur Seite gelegt hatte, konnte er bislang über die Runden kommen. Für die Situation habe er aber dennoch Verständnis. „Man kann ja jetzt nichts ändern. Es ist eine Situation, mit der keiner gerechnet hat“, erzählt er. Selbst wenn man die Besucheranzahlen auf Festplätzen begrenzen würde, wäre das seiner Meinung nach auch nicht rentabel. „Die Kosten stehen einfach nicht im Verhältnis“. Einfacher ausgedrückt: Es würde sich nicht lohnen. „Solange das Geld noch reicht, mache ich mir noch ein paar schöne Tage“, lächelt er. Zumindest jetzt am Wochenende kehrt ein wenig Normalität zurück in seinen Alltag, wenn er am Pfingstsonntag,- und Montag nun doch wie gewohnt in Alsfeld ist – an der Villa Raab ab 9.30 Uhr. An der Villa Raab wird es aber nicht nur nach leckeren Crêpes duften, sondern auch nach gebrannten Mandeln und Popcorn – denn die Besucher sollen sich auch über den Mandelstand freuen dürfen.

Heiner Distel: „In Gedanken bin ich auf dem Alsfelder Pfingstmarkt“

Nicht in Alsfeld sondern in seiner Heimat München ist Heiner Distel aktuell. An diesem Donnerstag feiert er den Geburtstag seines Enkels. Sonst konnte er das nicht machen, weil er an Pfingsten immer in Alsfeld ist. „In Gedanken bin ich auf dem Alsfelder Pfingstmarkt“, erzählt er. Seit mehr als 30 Jahren ist er Generalpächter des Pfingstmarktes – ein Volksfest, das für ihn wie eine Familie ist. „Es ist eine komische Situation, ich kann es schwer in Worte fassen“, sagt Distel. Auf der einen Seite habe man Existenzängste, denn es herrsche Ungewissheit und gleichzeitig mache man sich Gedanken um die Gesundheit. Auf der anderen Seite genieße er es aber auch mal, Zuhause zu sein. „Im Kopf ist man aber immer auf den Veranstaltungen“, gibt er zu.

Man habe versucht, den Pfingstmarkt in irgendeiner Weise stattfinden lassen zu können. „Wir hatten überlegt, beispielsweise eine Art ‚To-go-Pfingstmarkt‘ zu machen, damit die Menschen nicht auf das beliebte Volksfest verzichten müssen. Doch leider hat das nicht geklappt“, erzählt er. Viele Betriebe hätten auf Null gestellt, Fahrzeuge stillgelegt und abgemeldet. Man brauche schon eine gewisse Vorlaufzeit. Von heute auf morgen klappt das nicht.

Generalpächter Heiner Distel grüßt alle Alsfelder aus der Ferne. Foto: archiv

„Also sitzen wir jetzt hier und sind zum Nichtstun verdammt“, erzählt er. Fast alle Veranstaltungen, auf denen er mit Fahrgeschäften und Buden eigentlich gewesen wäre, wurden abgesagt. Lediglich das Lullusfest im Oktober in Bad Hersfeld stehe noch aus. „Das ist noch nicht abgesagt. Da geht man aktuell noch verschiedene Szenarien durch, wie man es stattfinden lassen könnte“ erklärt er. Auch in Sachen Schützenfest in Fulda Ende Juli hänge man derzeit noch in der Schwebe. „Das wird sich jetzt aber auch bald entscheiden. Die Zeichen stehen aber nicht gut“, sagt er.

Selbst wenn irgendwann wieder Veranstaltungen anlaufen, müssten Schausteller mit erheblichen Einbußen rechnen, ist sich Distel sicher. Strenge Auflagen werden ihnen die Arbeit nicht leicht machen. „Man kann nur hoffen, dass eine Unterstützung vom Bund oder Land kommt, sonst geht die Branche kaputt. Der Rettungsschirm für die Betriebe muss kommen, sonst werden nächstes Jahr 30 Prozent nicht mehr da sein“, erklärt Distel. Dennoch sei er zuversichtlich, dass die Unterstützung kommen wird. „Ich bin jetzt in Gedanken jedenfalls erstmal auf dem Alsfelder Pfingstmarkt“, lacht er – schließlich seien  die Familie Distel, Alsfeld und Pfingsten seit über 70 Jahren miteinander verbunden.

6 Gedanken zu “„In Gedanken bin ich auf dem Alsfelder Pfingstmarkt“

  1. Ich bin nicht erst jetzt in Gedanken bei dem Pfingstmarkt sondern schon seit 20 Jahren.

  2. Eine absolute Schande alles abzusagen wegen einer Grippe mit maessigem Schwereverlauf dieses Jahr. 2017 /18 starben ca 25.000 Menschen hierzulande an der Jaehrlichen Grippe ca 5 mal soviel wie dieses Grippe Quartal. Natürlich ist es schade um jeden einzelnen Toten aber seien wir doch mal ehrlich… Der Pfingstmarkt fand damals statt oder hab ich da was verpasst??? Also was steckt wirklich dahinter??

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    1. Dahinter steckt, dass Covid19 keine Grippe ist und auch nicht mit einer Grippe vergleichbar ist.
      Wenn du mehr dazu erfahren möchtest hilft dir jede Suchmaschine im Net.

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    2. ….cicken i joe, labert dünnkäse. vermutlich ein autoscooter feti. ziemlich geistreich googleinfos abzutippen und diese bei oberhessen live zu veröffentlichen. ich geh jetzt raus in meinem hof und ne runde steine sammeln.

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  3. Es tut auch mal ganz gut, wenn es an kirchlichen Feiertagen ein wenig ruhiger zu geht. Irgendwie hat uns COVID-19 gezeigt, auf was es im Leben wirklich ankommt. Nicht auf Halli-Galli und Rummel, nicht auf Äußerlichkeiten, nicht auf Shopping rund-um-die-Uhr, nicht auf den regelmäßigen Kurz-Trip zum Einkauf nach Paris oder New York.
    Vieles ist verzichtbar und überflüssig. Eigentlich brauchen wir keinen Pfingstmarkt, kein Stadtfest, keine Einkaufsmeilen, keine Fernreisen. Eigentlich brauchen wir nur die Dinge des täglichen Bedarfs, ein wenig Natur ums uns herum für die Erholung, nette Freunde und Bekannte, gegenseitige Hilfsbereitschaft, Ruhe und Gelassenheit, mehr nicht.
    Ja ich weiß es gibt Branchen und Familien die von diesen „Events“ wirtschaftlich abhängig sind. Genau für die sind aber auch die Hilfsprogramme gestrickt.
    Aber ich weiß dass viele Mitbürger da anders denken, und dass will ich auch keinem verbieten. Wollte das nur mal anmerken.
    Ich jedenfalls freue mich auf Pfingsttage ohne Rummel und Geböller, ohne Gekröle ohne Schlägereien, ohne Saufleichen im Krankenhaus (ich könnte auch schreiben: ohne vollgekotzte Bürgersteige, ohne Müll in jeder Ecke, ohne aufgescheuchte Tiere durch Feuerwerk!)
    Aber wer sowas dieses Jahr vermisst, den will ich hier nicht verurteilen!

    Cuum suique – Jedem das Seine

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    1. Sie sprechen mir aus der Seele. Alles was Sie schreiben ist richtig.
      PS:
      Wer noch die 70er gekannt hat weiß wie schön es damals in Deutschland war.
      Das bedächtige fehlt uns.Das immer mehr und extreme macht nicht nur uns kaputt sondern den gesamten Planeten. Und nur mal nebenbei bemerkt in den 70er konnte ein Verdiener noch eine Familie ernähren. Was die Globalisierung angerichtet hat sieht jeder. Frau Merkel sagte mal die Globalisierung sei alternativlos. Diese Aussage ist der größte Blödsinn!!! Nichts ist alternativlos!!!!

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