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Romröder Mittelpunktschule arbeitet mit App "schul.cloud" als Homeschooling-UnterstützungWie ein Hochwasser Schülern durch die Corona-Zeit hilft

ROMROD (ls). Die große Eingangstür ist zu, ein rotes Schild auf den Treppen hoch in Richtung Schulgebäude weist hin: Eintritt verboten! Seit mittlerweile neun Wochen hat die Mittelpunktschule in Romrod wegen Corona nun de facto geschlossen. Das Lernen geht weiter über eine App. Und die lief Dank eines Unwetters dort schon bevor es mit Corona ernst wurde.

Für ein paar wenige Schüler, die die Anspruch auf die Notbetreuung in der Corona-Krise haben, sind die Lehrer auch weiterhin da, der Großteil der 101 Schülerinnen und Schüler allerdings, ist zu Hause. Auch wenn es jetzt so langsam wieder in Richtung normaler Schulbetrieb gehen soll: Der digitale Austausch hat in Romrod schon vor der Krise gut geklappt und soll auch nach Corona weitergehen. Die Schule arbeitet mit der App „schul.cloud“, durch die die Lehrkräfte beim Homeschooling unterstützen und eine schnelle, einfache Kommunikation herstellen können.

„Man kann sich die App vorstellen wie den Whatsapp-Dienst. Es ist eine Art Messenger für unsere Schule, mit dem wir in sehr kurzer Zeit sowohl die Eltern, als auch die Schüler zeitgerecht erreichen können“, erklärt Schulleiterin Bettina Sorg. 90 Prozent der Eltern haben die App schon vor Corona genutzt.

Den Anstoß dazu gab nicht das Virus, sondern ein Hochwasser im März. Die Busse fielen aus, die Kinder mussten aus der Schule abgeholt werden. „Da haben wir gemerkt, wie wichtig es für uns ist, dass wir die Eltern möglichst schnell und unkompliziert erreichen“, sagt Sorg. Jeden ans Telefon zu bekommen ist schwierig und aufwendig, nicht alle Eltern haben Mail-Adressen – Smartphones hingegen schon. Gesucht wurde also eine App, unter deren Dach eine schnelle und direkte Kommunikation stattfinden kann – und die gleichzeitig auch noch mit dem Datenschutz vereinbar ist.

Technik, die auch die Polizei verwendet

Gemeinsam mit Konrektorin Brigitte Schepp ist die Schulleiterin auf das Kommunikationsportal „schul.cloud“ gestoßen, das nicht nur verständlich in der Benutzung ist, sondern auch noch mit einer doppelten Verschlüsselung über deutsche Server läuft. „Die Technologie Stashcat, die hinter dem Messenger steckt, die wird auch von der Polizei beispielsweise genutzt. Dabei werden die Daten verschlüsselt, die Nachrichten und auch die Server verschlüsselt“, erklärt die Konrektorin.

Außerdem ist die App kostenlos und funktioniert über alle Endgeräte, allerdings nur über einen eigenen Zugangscode, der von der Schule an die Beteiligten verschickt wird. Während die Lehrer intern kommunizieren können, wurden außerdem Gruppen für die einzelnen Klassen angelegt, die Klassenlehrer sind die Administratoren. Selbst die Notbetreuung der Schule wird über die Plattform organisiert und der Elternverein, der sich um die Nachmittagsbetreuung kümmert, hat ebenfalls eine eigene Gruppe bekommen.

Schepp hat das selbst alles eingerichtet und gemeinsam mit dem Lehrerkollegium verschiedene Online-Tutorials über die Anwendungsmöglichkeiten studiert – nicht wissend, dass genau das wenig später von großer Bedeutung sein würde.

Dann nämlich kam Corona und die Schulen schlossen. „Die App kam uns sehr gelegen, weil wir die Eltern und die Schüler hier sehr gut über alle Entwicklungen informieren konnten und in einem stetigen Austausch stehen“, sagt Schepp. Der stetige Austausch, daran ist der Schule und dem Lehrerteam sehr gelegen, gerade in dieser schwierigen Zeit, in der die Schüler und Eltern zuhause auf sich selbst gestellt sind. „Uns war es wichtig, dass wir die Eltern und die Schüler nicht alleine lassen. Sie sollen einen Ansprechpartner haben, egal bei welchen Fragen. Wir haben ja trotzdem eine Verantwortung für die Lernfortschritte und wenn die Schüler weiter lernen müssen, wollen wir auch weiter helfen“, erklärt Sorg. Auch nach Corona wolle man diese neue, digitale Art der Unterstützung weiterführen.

Bücher wird es weitergeben

Über die App können Arbeitsblätter hochgeladen, dort direkt bearbeitet und von den Lehrern korrigiert werden. Es können Fragen gestellt werden, die die Lehrkraft direkt beantworten kann, aber auch die Schüler und Eltern können untereinander in einem Chat kommunizieren. „Wir können sogar kleine Erklärvideos hochladen. Das kann sowohl für Kinder, als auch für Eltern nützlich sein, wenn man ihnen erklärt, wie sie es den Kindern am besten beibringen“, zeigt sich Schepp begeistert. Besonders die älteren Kinder würden das gut annehmen, und auch die Resonanz der Eltern zeige, dass man mit diesem mediengestützen Homeschooling einen guten Weg gefunden habe, auch wenn das den Präsenzunterricht nicht ersetzen werde.

Neben der „schul.cloud“ bleibe aber auch weiterhin der klassische Weg: Bücher, Arbeitsblätter und Hefte. Gleiches gelte auch für die Kommunikation zu den Eltern: handgeschriebene Briefe, E-Mails, Telefonate oder Materialausgabe per Briefkasten-Einwurf – die App sei einfach ein zeitgerechter neuer Weg, der durch die positive Resonanz nochmal unterstützt wurde.

„Den Präsenzunterricht kann sie nicht ersetzen, mit der App sind wir aber einen Weg gegangen, der uns gelassen in die nächsten Monate mit Corona blicken lässt. Wir wissen, dass wir hier etwas Gutes haben, was uns alle weiterbringt und wir tun unser Bestes und sehen darin eine besondere Chance, Eltern und Kinder durch die Zeit zu begleiten. Wir freuen uns natürlich die Kinder wieder alle hier zu haben, aber der Schutz der Gesundheit geht weiterhin vor“, sagt die Schulleiterin.

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