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Faschingszeit ist Kreppelzeit: Ein Besuch in der Backstube von Birgit GüntherIn der Faschingszeit sind sie gefragter denn je

ALSFELD (akr). Krapfen, Berliner, Pfannkuchen oder Kreppel – die süße Faschingsspezialität gehört zur fünften Jahreszeit einfach dazu. Und genau so unterschiedlich wie die Bezeichnungen für das runde Gebäck sind, mindestens genauso vielfältig sind auch die Sorten. Doch wie wird die fluffige Leckerei eigentlich gebacken? Ein Besuch in der Backstube von Birgit Günther.

In der Backstube von Birgit Günther riecht es nach frisch gebackenen Brötchen und Kuchen. Der Geruch wird aber gleich überdeckt, denn als nächstes sind die Kreppel an der Reihe. Die Teigkugeln liegen bereits auf einem Blech und warten darauf im heißen Fett goldgelb gebacken zu werden. „Der Teig wurde bereits heute morgen um 4 Uhr gemacht, seitdem ruht er“, erklärt Backstuben-Chefin Birgit Günther. Mittlerweile herrscht kein Hochbetrieb mehr, es ist etwas Ruhe eingekehrt.

Mehl, Eier, Zucker, Butter, Hefe, Milch und eine Prise Salz – mehr kommt in den Kreppelteig der Bäcker- und Konditormeisterin nicht rein. Nach dem Ruhen kommt er in die sogenannte Teig-Teil-Maschine und mit einem Griff entstehen zehn gleichgroße Kugeln. Das muss jetzt aber nicht mehr gemacht werden. Jetzt geht es für die faustgroßen Butterhefeteigkugeln ans Fettbad in den Kreppel-Siedeofen mit dem Namen „Magic Baker“.

Ab ins Fettbad

Während Günther die Rohteigkugeln mit einem Handgriff sanft in das siedende Fett plumpsen lässt, piept neben dran der Ofen, in dem gerade drei Kuchen vor sich hin backen. Die Chefin öffnet die Klappe. Ein gekonnter Blick und Günther weiß: noch wenige Minuten und die Kuchen können aus dem Ofen genommen werden. Ein paar Schritte weiter knetet einer ihrer Mitarbeiter gerade den Mürbeteig. „Das gibt später unter anderem Nusssecken“, erklärt sie.

40 Kreppel nehmen ein Bad.

Mittlerweile hat der Magic-Baker die Kreppel gewendet, der Wende-Automatik sei dank, 40 Stück auf einen Schlag. Nach dem Wenden fährt das Sieb mit den Kugeln wieder herunter in das Fettbad und der Deckel schließt sich.“Zwei bis drei Minuten werden sie von jeder Seite gebacken. Früher wurden sie noch per Hand gewendet“, erklärt die Backstubenchefin, die seit 3 Uhr morgens auf den Beinen ist.

Wieder piepst es. Der Kuchen ist fertig. Schnell wird er von Günther aus dem Ofen geholt und zum Abkühlen an die Seite gestellt. Für kurze Zeit wird der Geruch des brutzelnden Fettes von dem des frisch gebackenen Kuchens überdeckt. Dann sind auch schon die Kreppel fertig. Während die goldbraunen Kugeln noch ein wenig Zeit zum Auskühlen bekommen, schnappt sich Günther ein anderes Kreppel-Blech – jetzt geht es nämlich an die Füllung.

Fehlt noch die Füllung. Volontärin Alina Roth hat mitgeholfen.

„Die werden jetzt mit einer Himbeer-Johannesbeer-Marmelade gefüllt“, lächelt Günther.   Nach und nach werden die Kreppel auf die Füllmaschine gesteckt: zwei Pumpstöße auf der einen Seite, einen auf der anderen – und fast ist die Faschingsleckerei auch schon fertig. „Der weiße Rand“, sagt sie und nimmt einen Kreppel in die Hand, „je breiter er ist, desto fluffiger ist der Teig“.

Klassiker und ausgefallene Kreationen

Eine Sache fehlt aber noch: Der Mantel aus Zucker – und den sollte der Kreppel bekommen, wenn er noch warm ist, damit der süße Überzug auch hält. „Zuckerverschmierte Gesichter und Marmelade in den Mundwinkeln, das gehört einfach dazu“, lacht Günther. Der klassische Kreppel mit Marmelade, den mag sie am liebsten.

Aber es sind nicht nur die klassischen Erdbeer- , Himbeermarmeladen oder Pflaumenmus Kreppel, die Birgit Günther und ihr Team in der Backstube zaubern. In der Faschingszeit dürfen es gerne mal ein paar Hundert Kreppel am Tag sein. Es gibt sie mit den unterschiedlichsten Füllungen. Vom Mozartkreppel, überzogen mit einer Vollmilchschokolade, betreut mit Pistazien und gefüllt mit einer Nuss-Nougat Creme, über den Kreppel des Jahres, die Neuheit, mit einem Kern aus Orangen-Ingwer-Gelee bis hin zu einem Exoten im Sortiment: dem Tussi-Kreppel mit einer rosafarbenen Glasur und einer Wodka-Waldmeister-Füllung.

Der Exot im Sortiment: Der Tussi-Kreppel.

„Wir versuchen jedes Jahr mindestens einen neue Sorte zu kreieren. Im vergangenen Jahr war es der Hugo-Kreppel“, erklärt die Frau vom Fach, die seit mittlerweile sechs Stunden auf den Beinen ist. Jetzt ist aber erstmal Zeit für eine Pause. „Ich brauche erstmal Kaffee und Brötchen“, lächelt sie, putzt sich die Hände an der Schürze ab, schnappt sich ein Blech ungefüllte Kreppel und verlässt die Backstube. Ihr Tag ist damit aber noch lang nicht vorbei – „Bis Aschermittwoch wird jeden Tag gebacken“, Faschingszeit ist schließlich Kreppelzeit.

Ein Gedanke zu “In der Faschingszeit sind sie gefragter denn je

  1. Ja, was wär der Kreppel ohne Füllung. Eine Frage, die sich gerade zur Weiberfastnacht förmlich aufdrängt und die jeder verstehen kann, wie er will. Aber wieso eigentlich „gefragter denn je“? Kreppelsaison ist „alle Jahre wieder“. Und nach dem Fasching bzw. am Ende der Wintersaison gibt’s dann wieder Obsttörtchen und Sahnestücke.

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