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Stadt Alsfeld weist Vorwürfe zurück: "Es sieht nicht schön aus, das wissen wir"Illegale Mülldeponie in der Alsfelder Ernst-Arnold-Straße?

ALSFELD (ls). Gibt es in einem Wohngebiet in der Alsfelder Ernst-Arnold-Straße eine illegale Mülldeponie? Das jedenfalls behautet ein anonymer Briefe-Schreiber. Mehr noch: Dort laufe eine „umweltgefährdende Abfallbeseitigung mit Duldung der Stadt Alsfeld“. Die Stadt weist die Vorwürfe zurück. Man habe ein Auge darauf und prüfe die Angelegenheit. Das allerdings, sei gar nicht so einfach.

Der Betreff ist eindeutig: „Illegale Mülldeponie im Wohngebiet Ernst-Arnold-Str. in Alsfeld. Aufforderung zur Räumung und Ahndung“, ist dort in dicken Buchstaben zu lesen. Dieser Brief ohne erkennbaren Absender erreichte an diesem Donnerstag die OL-Redaktion. Zu lesen ist darin, dass bereits seit Längerem eine nicht genehmigte Mülldeponie in einem Wohngebiet der Straße betrieben werde. Hausmüll sei dort zu finden, Sperrmüll, abgemeldete Fahrzeuge, Elektroschrott und Flüssigkeiten aller Art.

Angefügt ist auch ein ausgedrucktes Foto der vermeintlichen „Deponie“, auf der allerdings auf den ersten Blick lediglich ein Altkleider-Container und ein hoher, brauner Gartenzaun zu sehen sind, hinter dem sich das Dach eines Gartenhauses ansatzweise erkennen lässt. Vor Ort selbst lässt ein genauerer Blick mehr zu. Durch den teils kaputten Zaun lassen sich tatsächlich einige der im Brief aufgeführten Müllansammlungen entdecken – und auch ein Auto steht dazwischen.

Der anonyme Brief samt Bild, der am Donnerstag die OL-Redaktion erreichte. Foto: ls

„Sehenden Auges nimmt die Stadt Alsfeld dies hin“, heißt es in dem Brief und weiter: „Da hier eine umweltgefährdende Abfallbeseitigung mit Duldung der Stadt Alsfeld erfolgt, regen wir an, die Ermittlungen aufzunehmen und für Abhilfe zu sorgen.“ Gerichtet ist der anonyme Brief an die Staatsanwaltschaft Gießen, Abteilung 2, die zuständig für Umweltschutzsachen ist. „Bitte sorgen Sie dafür, dass Recht und Ordnung gilt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, heißt es weiter. Außerdem verrät der anonyme Brief, dass es in diesem Bereich noch weitere Müllsammelstellen gebe. Überwiegend würden die sich in einer Kleingartenanlage befinden.

Auch die Stadt Alsfeld hat den Brief erhalten, wie Bürgermeister Stephan Paule auf Anfrage von Oberhessen-live bestätigte. „Den Vorwurf weise ich zurück: Dulden tun wir das nicht und schauen auch nicht ’sehenden Auges‘ zu“, sagt er. Solche Anzeigen würden stets überprüft. So auch in diesem Fall.

Ganz einfach sei das allerdings nicht. „Es handelt sich erst einmal um ein Privatgelände und da können wir nur begrenzt tätig werden. Uns ist das Problem durchaus bekannt. Wir wissen, dass es nicht schön aussieht und dulden das auch nicht, aber es gibt in diesem Fall hohe Hürden, die man erst einmal meistern muss“, sagt der Rathauschef. Solange dort nichts gefährliches gelagert werde, könne man keine Vorschriften machen. „Wir sind dabei alles zu prüfen und lassen auch eine Gefahrenbewertung prüfen“, sagt Paule. Ob es sich um eine Mülldeponie handele, könne so einfach nicht bewertet werden.

„Wir wissen, dass es nicht schön aussieht“, erklärte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule. Hier ein Blick auf das Grundstück von außen. Foto: ls

Im Ordnungsamt ist man also schon tätig geworden. „Nach Eingang des Briefes war der Leiter des Ordnungsamts vor Ort und hat sich die Situation angesehen. Man kann durchaus sagen, dass das Grundstück – von außen als auch von näherer Betrachtung – in einem nicht so schönen Zustand ist“, erklärte Monika Kauer vom Ordnungsamt. Allerdings könne man nach dem ersten Eindruck nicht bestätigen, ob davon auch eine Gefahr ausgehe. „Wenn direkt ersichtlich wird, dass eine Gefährdung, besonders für die Umwelt, vorliegt, dann liegt die weitere Prüfung nicht mehr in unserer Hand. Wir schalten dann direkt das Regierungspräsidium ein, aber manche Sachen sieht man nicht von Anfang an.“

Doch auch Kauer sagt: Die Möglichkeit zu handeln sei für die Stadt in einem solchen Fall begrenzt. Der Eigentümer werde angeschrieben und seitens der Kommune aufgefordert, sein Grundstück in Ordnung zu halten – bei einer möglichen Gefährdung seien allerdings andere Behörden zuständig. „Klar ist aber: Eine solche Entwicklung wollen wir nicht für die Stadt. Wir können und wollen sowas nicht dulden“, sagt Kauer. Sie versprach, dass das Ordnungsamt weiter an dem Fall dran bleibe.

Weitere Briefe, so steht es in dem anonymen Schreiben weiter, seien an den Kreisausschuss des Vogelberges und an das RP Gießen gegangen. Bei der Gießener Staatsanwaltschaft selbst war bis Donnerstagvormittag noch kein Brief eingegangen. „Diesbezüglich ist uns noch nichts bekannt“, kommentierte Staatsanwalt Rouven Spieler.

2 Gedanken zu “Illegale Mülldeponie in der Alsfelder Ernst-Arnold-Straße?

  1. Die Verfolgung dieser Angelegenheit ist definitiv die Aufgabe der Stadt Alsfeld. Bei Ablagerung von Müll besteht die Gefahr durch Ratten.
    (Gefahr für die Sicherheit und Ordnung und somit ein Handeln vom Ordnungsamt möglich)
    Auch die Ablagerung von Altfahrzeugen als Müll birgt eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung wegen der Gefahr durch auslaufende Betriebsstoffe. Auch hier ist ein Einschreiten der Stadt Alsfeld und des Ordnungsamts möglich.
    Dieser Text stammt von einem Leser aus einer anderen Region, welcher selber beim Ordnungsamt tätig ist und daher auch unerkannt bleiben möchte.
    Ich möchte noch ergänzen, das der Besitzer dieser Müllablagerung auch weitere vermüllte Immobilien in der Altstadt besitz.
    Ferner gibt es weitere völlig vermüllte wilde Deponien, schaut doch mal hinter dem Wohnmobilstellplatz Richtung Sportplatz/Autobahn in den Gartenanlagen nach, da fehlen einem die Worte was da alles abgelagert wurde!
    (auch auf den öffentlichen Wegen)

    1. …und Erwachsene ebenso. Die Bestimmungen für die Ablagerung von Müll sind das eine. Die Kontrolle, dass diese auch eingehalten werden, ist das andere. Und wo die Kontrollen ersichtlich nicht ausreichen, mehren sich die Ordnungswidrigkeiten und der Umweltfrevel. Jeder weiß das. Trotzdem hat sich kaum Protest erhoben, als Bund, Länder und Gemeinden einen radikalen Sparkurs einschlugen. Schalten Sie mal nachts eine Stunde lang die Straßenbeleuchtung aus. Und schon wimmelt es von lichtscheuem Gesindel, das die Geschäfte plündert und den Frauen an die Wäsche geht.
      ______
      P.S.: Für sein Inkognito muss sich niemand entschuldigen. Es ist zwar äußerst populär, in den sozialen Medien Klarnamen zu fordern und mutig den eigenen unter seinen Kommentar zu schreiben. Doch inzwischen ist wissenschaftlich eindeutig erwiesen, dass dies keineswegs zu weniger Hass und Hetze im Internet beiträgt.
      Siehe: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/tagesgespraech/tg-zweiter-august-104.html. Der Grund: Ermittlungen in diesem Bereich sind sehr aufwendig, das Personal bei Staatsanwaltschaften und Polizei reicht bei weitem nicht aus. Kein Täter muss fürchten, für Beleidigungen oder Volksverhetzung zur Rechenschaft gezogen zu werden. Also wird der Gedankenmüll im Netz weiterhin genauso skrupellos abgeladen wie Hausmüll, Bauschutt oder alte Autos im Naturschutzgebiet.

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