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Theatergruppe Hopfmannsfeld sorgt für unterhaltsamen TheaterabendWo die Liebe hinfällt, da muss Geld liegen

HOPFMANNSFELD (tsz). „Das ist so ein Abend, den darf man in Hopfmannsfeld nicht verpassen“, hieß es von den Theaterfans im Dorfgemeinschaftshaus in Hopfmannsfeld. Das verwandelte sich kürzlich in eine Theaterbühne und zeigte Erich Kochs witzreichen Schwank „Nix Geld, nix Liebe“.

Eigentlich wollte Willi Mammut nichts weiter, als einen ruhigen Abend Zuhause zu verbringen. Zur Ruhe kommt er aber nicht, schließlich laufen nebenan im „Ochsen“ die Proben für ein in die Neuzeit versetztes Drama, bei dem Willis Familie ein Großteil der Rollen übernimmt. Immer wieder wird sein entspannter Abend von seinen Familienmitgliedern gestört, die ihm in abstrakten Kostümen von ihren Leiden und Wünschen erzählen.

Mehr Geld, höhere Einsätze

Eine Wendung nimmt der Abend, als Willis guter Freund Georg mit guten Nachrichten bei ihm vorbei schaut. Sechs Richtige mit der Superzahl. Georg und Willi haben den Lottojackpot mit 26 Millionen geknackt. Aus Angst, dass sie das ganze Geld für ihre Frauen und ihre Familie ausgeben müssen, entscheiden die beiden sich aber so zu tun, als hätten sie den Schein nicht abgegeben. Die Freude der Ehefrauen schlägt schnell um in Wut und Enttäuschung und es dauert nicht lange, bis Georg alle zwei Stunden die Bratpfanne winkt.

Aber nicht nur die Ehefrauen haben auf den Gewinn von Manni und Georg gepokert. Auch der Bürgermeister Dieter, der sich mit der russischen Wellnessexpertin Tamara Molotow eingelassen hat, hatte auf eine Geldspende gehofft. Und nicht zu vergessen ist da auch Willis naturschöne Schwägerin Hedwig, die nach einigen Operationen gerne aussehen würde wie Claudia Schiffer.

Ein Tisch, drei Damen und eine Flasche Sekt. Da lässt das Geläster über die Ehemänner nicht lange auf sich warten. Fotos: tsz

Den Geldwahn machen sich Willi und Georg zu Nutze und spielen die anderen gegeneinander aus. So verlobt sich der Bürgermeister unter dem Glauben sie habe den Jackpot geknackt, ganz schnell mit der Schwägerin Hedwig. Und auch Willis Sohn Gerd, der am Anfang noch im Tütü eine Tanzschule eröffnen wollte, soll gegen eine kleine Summe von Tamara zum „Stier gemacht werden“. Als sich die Ehefrauen Julia und Ruth gerade scheiden lassen wollen, lassen die beiden die Scharade fallen. Da nehmen die Ehefrauen das mit der Scheidung aber wieder ganz schnell zurück, bekommen aber von den neureichen Herren noch die ein oder andere Auflage, damit das mit der Ehe in Zukunft besser funktioniert.

Hexen, Göttinnen, Dominas und Hoppelhäschen

Das 12 Personen starke Ensamble schafft es dabei nicht nur die Charaktere in ihrem individuellen Stil auf die Bühne zu bringen, sondern auch mit Überraschungseffekten das Publikum mit unerwarteten komödiantischen Einsätzen zu begeistern. Einen besonderen Teil leisten dabei die Kostüm, die sind nämlich so verwirrend-lustig wie das in die Neuzeit versetzte Stück, das nebenan im Ochsen aufgeführt wird. Der Sohn im Tütü, der Opa als Domina und die Ehefrau als Häschen sind dabei nur einige der Knaller-Auftritte, bei denen sich das Publikum allein schon durch die Kostümierung kaum auf den Stühlen halten konnte.

Aber auch neben den Kostümen konnte das Stück mit viel Wortwitz überzeugen. Zwar konnte man politisch und gesellschaftlich über einige der Witze schmunzeln, beispielsweise wenn der Ballett-Begeisterte Sohn von der Wellnessexpertin „zum Stier gemacht“ werden muss, das tut aber der reinen Komik kein Abriss. Die Hopfmannsfelder Theatergruppe spielt also gekonnt mit Klischees und Rollenbildern und macht damit auch vor den Nachbarregionen nicht halt. Da sind alle Lanzenhainer auch mal verrückt und Fulda zählt als fernes Ausland.

Eine Lüge, die Prügel fordert: Die Damen verhören Willi und Georg zum „vergessenen Lottoschein“.

Trotz aller gesellschaftlicher Possen stellt sich das Stück an der ein oder anderen Stelle aber auch eine sehr wichtige Frage: Ist Liebe käuflich und wenn ja, was passiert, wenn kein Geld mehr da ist? „Was ist schon Liebe, wenn sie nicht durch Geld am Leben erhalten wird“, fragt sich Georgs Frau Julia im Stück. Und die Frage ist berechtigt: In der heutigen Zeit, in der die Qualität der Instagram-Bilder den Ruf einer Person formen, inwiefern sind wir dann noch an der Person selbst und nicht nur an dem, was sie umgibt, interessiert? Eine Antwort auf diese Frage findet sich auf der Bühne leider nicht, dafür aber am Ende der Vorstellung ein anhaltender Applaus für das Ensemble.

Ein stimmiges Ensamble

Peter Sukdolak und Dieter Gundrum als Willi Mammut und Georg Würmer schaffen es deutlich, ihre Spielkollegen um den Finger zu wickeln und auch in schwierigen Situationen die Fassade ihrer Lüge aufrecht zu erhalten. Andrea Gundrum und Ute Kister spielen überzeugend die von ihrer Ehe geplagten Hausfrauen, die sich gerne etwas mehr Geld in der Ehe wünschen. Passend im Hexenkostüm verkörpert auch Wilma Köhler glaubhaft das von der Männerwelt gestrafte Schwiegermonster, während Daniel Peppler als Gerd Mammut ein breites Repertoire zeigt – von der Ballerina bis hin zum Merkel-Imitator.

Für besondere Momente sorgten auch Dietmar Schultze und Anne Prenzel, die als Opa Rudi und Oma Rosi mehr auf Bauchnabel-Küsse, als auf einen großen Geld-Gewinn aus waren. Extra-Applaus am Schluss gab es für Alexander Wahl und Diana Kimm als Bürgermeister Dieter und Tamara Molotow. Letztere sorgte besonders mit ihrem schon fast freudschen Missverständnis der deutschen Sprache für viel Gelächter. Regie führte der sonst auch auf der Bühne zu sehende Dieter Diering, als Souffleuse unterstützte Christel Stroh die Schauspieler.

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