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Viele Bilder und Video - Demonstrationen in Alsfeld, Lauterbach und Homberg (Ohm)„Lebhafter Protest“ für mehr Klimaschutz auch im Vogelsberg

VOGELSBERGKREIS (akr/jal/sd). In mehr als 2000 Städten weltweit gingen Demonstranten an diesem Freitag auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Auch in Alsfeld, Lauterbach und Homberg Ohm gab es Aktionen der „Fridays for Future“-Aktivisten. Eindrücke vom oberhessischen Klimaprotest. 

Noch ist es relativ ruhig rund um den Schwälmer Brunnen in Alsfeld. Die Menschen, die gekommen sind, haben Schilder mitgebracht. „Make love not cars“, steht darauf zu lesen. Oder „Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit“. Die Demonstranten unterhalten sich, tauschen sich aus, lauschen der Musik, die aus dem großem Ghettoblaster auf dem Pflastersteinboden ertönt. Plötzlich wird es still. Yvonne Jordan, Mutter von zwei Kindern, nimmt das Mikrofon in die Hand. Sie nehme an diesem Protest teil, damit „die Lebensgrundlage für ihre Kinder gewährleistet wird“, sagt sie. Jordan vertritt Philipp Balles vom Naturschutzbund BUND, der krankheitsbedingt nicht an der Demonstration teilnehmen kann.

„Wir stehen heute hier, weil wir die Auswirkungen des Klimawandels für uns alle auf einem erträglichem Niveau halten möchten“, spricht sie in das an den Ghettoblaster angeschlossene Mikrofon. Sie ist schwer zu verstehen, die Technik versagt. Dennoch lässt sie sich nicht aufhalten, ihre Botschaft zu verbreiten. Sie macht auf extreme Wetterereignisse aufmerksam, auf den Klimawandel, der ihrer Aussage nach für uns alle spürbar geworden ist. „Wir sind heute hier, um klarzumachen, dass wir einfordern, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen“, versucht sie gegen das Kratzen des Mikrofons anzukommen.

Von der großen Politik wechselt Jordan ins Lokale. Ihr Thema bleibt dasselbe. „Wir sind überrascht, dass die Mehrheit im Vogelsberger Kreistag der Meinung ist, ein Klimanotstand sei im Vogelsberg nicht nötig“. Der Klimawandel sei eine große Herausforderung für alle von uns. „Wir fordern, dass der Vogelsbergkreis hier seiner Pflicht nachkommt, der jungen Generation eine lebenswerte Welt zu bewahren“, sagt sie und bekommt dafür tosenden Applaus von der Menge. Die Aktivisten starten eine Unterschriftenaktion, um das Kreisparlament doch noch dazu bewegen, den Notstand auszurufen. Ein Unterstützer nach dem anderen setzt seine Unterschrift unter die Forderung.

Bilder der Demo in Alsfeld

Rund 150 Demonstranten, so schätzt die Polizei, haben sich in Alsfeld versammelt. Die Veranstalter schätzen die Teilnehmeranzahl später hingegen auf mehr als 300, sagen auch mit Blick auf den Protest in Lauterbach, ihre Erwartungen seien übertroffen worden.

Die Menschen, die sich am Schwälmer Brunnen versammelt haben, stammen aber nicht alle aus Alsfeld. Sie kommen teilweise aus dem ganzen Vogelsbergkreis und aus Nachbarkreisen. Da ist zum Beispiel Jörg aus der Nähe von Gießen, ein Mann mit längerem Haar aus Schrecksbach, Michaela aus Groß-Felda oder Barbara Schlemmer aus Homberg (Ohm), obwohl dort eine eigene Klimademo stattfand.

Auch Schlemmer hat eine Rede vorbereitet. Sie nimmt das kleine, blaue Megafon in die Hand und brüllt voller Elan hinein. „In Homberg Ohm durften wir nicht sprechen“ ruft sie in die Menge. Mit „Wir“ meint sie das Aktionsbündnis „Keine A 49“. Die Schülervereinigung Homberg, die dort die Demonstration organisiert, habe der Gruppe kurzfristig abgesagt. Jemand anderes habe demnach an ihrer Stelle reden dürfen. Aus Homberg heißt es dennoch, dass man sich über das Anliegen der Gruppe informieren konnte.

Eine 27 Meter breite Asphaltstraße in einem Trinkwasserschutzgebiet zu bauen, das ist unverantwortlich.Barbara Schlemmer

Schlemmer spricht sich mit Vehemenz gegen den Bau der A 49 im Gleental aus. 110 Hektar bester Mischwald würde dadurch zerstört. „Eine 27 Meter breite Asphaltstraße in einem Trinkwasserschutzgebiet zu bauen, das ist unverantwortlich“, wird die Hombergerin immer lauter. „Kein Eingriff in das Trinkwasserschutgebiet, keine Autobahn im Artenschutzgebiet im Gleental“. Ihre Forderungen sind klar und deutlich.

Es sind aber nicht nur Erwachsene, sondern auch viele junge Leute, die den Platz um den Schwälmer Brunnen und Teile der Obergasse füllen. Die meisten haben nach eigenen Angaben schulfrei oder keinen Nachmittagsunterricht. „Ich habe aber auch schon für einen Klimastreik die Schule geschwänzt“, gibt sie 17-jährige Schülerin Jasmin offen zu. Im März war sie bereits in Fulda bei der Demonstration, weil eine geplante in Alsfeld schlussendlich nicht zustande gekommen war.

Konkrete Forderungen hat sie, wie auch einige andere an diesem Tag, nicht parat. Doch sie weiß ganz genau, dass etwas gegen den Klimawandel getan werden muss. Plastik stört sie, die vielen Verpackungen hält sie für ein Problem. Sie und ihre Freundin Ina, ebenfalls 17 Jahre alt und Schülerin an der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld, wünschen sich mehr Aufklärung. Sie wollen erfahren, was man auch als einzelner tun kann, um sich gegen den Klimawandel einzusetzen.

Um 13 Uhr startet auch der Protest auf dem Lauterbacher Marktplatz. Im Vergleich zu Alsfeld ist in der Kreisstadt allerdings weniger los. Mehr als 150 Teilnehmer sind es nach Angaben der Veranstalter. Doch in Alsfeld wie in Lauterbach spricht der BUND später von einem „sehr kreativen und lebhaften Protest“.

Anna Schienterm ist eine derjenigen, die in Lauterbach aus der Menge heraus zu den Teilnehmern spricht. Sie sei der Meinung, dass die Politik den Mut haben müsse, mehr Verbote auszusprechen, sagt die Frau mit dem roten Halstuch und der Jeansjacke. Die Gesellschaft sei zu bequem, selbst nehme sie sich da nicht aus. Wasser, Strom und Flugreisen sollten für jedermann begrenzt werden. Da würde auch sie erst einmal sagen „das ist aber blöd“. Dennoch seien solche Verbote ok, man dürfte nicht nur auf Freiwilligkeit setzen.

Bilder der Demo in Lauterbach

In Lauterbach ist auch der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak. Der CDU-Politiker verteidigt gegenüber Oberhessen-live die Entscheidung der Kreispolitik, nicht „ohne konkrete Maßnahmen“ wie er sagte den Klimanotstand auszurufen, signalisiert jedoch Gesprächsbereitschaft.

Mit Bezug auf das von den Koalitionsspitzen in Berlin an diesem Freitag beschlossene Klimapaket, welches unter anderem höhere Preise für Benzin und Heizöl vorsieht, sagt Mischak, die Maßnahmen würden den ländlichen Raum besonders hart treffen. Er nehme die Teilnehmer der Demonstration daher genauso ernst wie die Menschen auf den Dörfern, die sagten, sie müssten weiter von A nach B kommen und forderten, bei den geplanten Änderungen mitgenommen zu werden. „Das ist die Herausforderung, vor der wir gerade im ländlichen Raum stehen“, sagt Mischak.

In Homberg zählen die Veranstalter 135 Teilnehmer der Demo, etwa 100 davon sollen Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren sein. Dort bedankt man sich unter anderem beim Ordnungsamt und der Polizei für die gute Zusammenarbeit bei der Demonstration.

So sah der Protest in Homberg aus. Foto: Holger Schäddel

5 Gedanken zu “„Lebhafter Protest“ für mehr Klimaschutz auch im Vogelsberg

  1. Wer kennt nicht den alten Spruch von dem Indianer ? Das mann Geld nicht Essen kann.Wir fahren alle in einem Zug ohne Bremsen.

  2. Der Bürgermeister hat euch nicht auf den Marktplatz gelassen, aber was in dem Bericht nicht erwähnt wird: „Die Aktivisten stehen direkt am Pranger (ehem. Gaststätte)“. Das ist genau der richtige Ort, um die unmögliche Politik anzuprangern. Denn die Vogelbergbahn bräuchte eine Elektrifizierung, damit der Anschluß an Fulda und Gießen noch besser wird. Das noch eine riesige Autobahn und noch mehr Parkplätze in Alsfeld gebaut werden, zeigt, wie der PKW Platzverbrauch noch steigen wird im Vogelsberg.

  3. Leute Öko ist okay. Aber muss da so ein getöns
    gemacht werden.
    Außerdem diese kleine okotussi wird doch von den Medien nur hoch gelobt.

  4. Mich würde mal Intressieren wie viele von den Auswärtigen Demonstranten die aus den umliegenden Nachbarkreisen angereist sind mit dem Fahrrad bzw mit dem Elektroauto da ware????????

  5. Sehr schöne Aktion. Gute und praktische maßnahmen wurden vorgeschlagen. Der ausruf eines klimanotstands im vogelsberg ist der obligatorische schritt. Gerade für die arbeitenden und älteren Menschen müssen gute alternativen für die mobilität angeboten werden.

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