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Strahlung, Standort, Sicherheit: Emotionale Diskussion in der BürgerversammlungUnmut über Mobilfunkausbau in Antrifftal

RUHLKIRCHEN (tsz). Es soll künftig eine Antenne geben, die in neun Metern Höhe auf dem Dorfgemeinschaftshaus in Bernsburg für Mobilfunkempfang sorgt. In einer Bürgerversammlung wollte die Gemeindevertretung über das Thema informieren – und stieß bei vielen Teilnehmern auf heftige Kritik.

Dass der Handyempfang in Antrifttal miserabel ist, ist kein Geheimnis. In der Gemeinde geht das bereits so weit, dass manche der „weißen Flecken“, also der Ecken ohne Empfang, als Tal der Ahnungslosen bezeichnet werden. Die Telekom will das jetzt anpacken und diese „weißen Flecken“ schließen. Für Bernsburg könnte das bedeuten, dass auf dem Dach des Dorfgemeinschaftshauses eine Antenne errichtet wird. So sieht zumindest der aktuelle Plan der Telekom aus.

In einer Bürgerversammlung am vergangenen Mittwoch sollten Fragen dazu erörtert werden. Anwesend war dabei das Gemeindeoberhaupt Dietmar Krist samt dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Winfried Konle. Als Experte zum Thema Strahlung und Sicherheit war Dirk Meuser vom Regierungspräsidium Gießen gekommen, Matthias Zieg als Vertreter der Deutschen Telekom AG.

Mit dem 43 Meter hohen Mast versorgt Vodafone die Haushalte in Vockenrod, Seibelsdorf und Angenrod mit besserem Mobilfunk. Foto: archiv/akr

Zuerst sprach sich Bürgermeister Krist klar für den Fortschritt aus. „Wir befinden uns im digitalen Zeitalter“, eröffnete Krist die Versammlung, zu der über 40 Bürger gekommen waren. Zwar habe es in letzter Zeit Fortschritte in den Bereichen schnelles Internet und Mobilfunk gegeben, weiße Flecken in der Gemeinde existierten aber immer noch. „Breitband und Mobilfunk dominieren im Moment das Alltagsleben“, sagte Krist. Bedenken gegenüber etwas Neuem gebe es immer, aber aus diesem Grund gebe es eben jene Versammlung.

Standort im Dorf sei physikalisch sinnvoll

Um erste Zweifel aus dem Weg zu räumen, ergriff der Vertreter der Telekom, Matthias Zieg, vor der Diskussion das Wort. Er erklärte dabei kurz und oberflächlich, wie ein Mobilfunkmast funktioniert und welche Kriterien, wie zum Beispiel Sicherheitsabstände, beachtet werden, wenn ein solcher Mast aufgebaut wird. Die Kritik, warum die Antenne in Bernsburg nicht außerhalb des Dorfes platziert werden könne, konterte Zieg mit dem Verweis auf die Kapazität des Mastes.

Eine Mobilfunkmast sende mit drei Antennen in drei Richtungen Signale aus. Würde man sie außerhalb bauen, dann könne man nur mit zwei auf das Dorf gerichteten Antennen arbeiten. Die Sendeleistung sei also geringer, denn diese nehme exponentiellüber die Stecke der Verbindung ab. Die Zuhörer nahmen die Äußerungen des Telekom-Mitarbeiters mit Unmut zur Kenntnis und verwiesen auf Ruhlkirchen und Ohmes, wo sich die Masten schließlich auch vor den Ortschaften befänden.

Die von den Bürgern bevorzugte Idee, den Mast am Sportplatz in Bernsburg aufzubauen, hielt Zieg die Geografie entgegen. Die Landschaft dort reduziere die Leistung der Antenne.

Wenige Erkenntnisse über das Thema Strahlung

Neben der Frage nach dem Standort ging es an dem Abend auch um die vieldiskutierte Frage, wie schädlich die Strahlung von Handymasten eigentlich ist. Aus der Runde der Zuhörer wurde eingeworfen, dass die Strahlung ein einem „Kesselgebiet“ wie Bernsburg rund 14-Mal höher sei, als normal. Eine klare Antwort seitens des Regierungspräsidiums darauf blieb aus. „Per se kann man das nicht so sagen“, entgegnete Meuser vom PR auf die Frage aus dem Plenum. Telekommitarbeiter Zieg wurde da deutlicher: „Elektromagnetische Wellen werden durch Reflexion nicht verstärkt. Das mit der 14-fachen Strahlung ist definitiv nicht richtig“, betonte der Techniker. Trotz der Antwort blieben auf Seiten der Bürger weiter Skepsis und Angst zurück.

Sie standen den Fragen der Bürger gegenüber: v.l.n.r.: Dirk Meuser vom RP Gießen, Vorsteher der Gemeindevertretung Winfried Konle, Bürgermeister Dietmar Krist und der Vertreter der Telekom Matthias Zieg. Foto: tsz

Die Realisierungszeit einer Antenne auf dem Dorfgemeinschaftshaus in Bernsburg beträgt nach Krist und Zieg etwa zwei Jahre. Danach könne Bernsburg mit LTE ausgestattet sein. Eine Aufrüstung auf 5G sehe man allerdings nicht in absehbarer Zeit. „5G ist etwas, was noch in der Zukunft liegt. Ich denke, das ist für Bernsburg utopisch, zumindest für absehbare Zeit. LTE reicht hier erstmal vollkommen aus“, erklärte Zieg.

Der Unmut in der Bevölkerung, so ist zumindest der Eindruck, bleibt trotz der teils hitzigen Diskussion im Gemeindezentrum in Ruhlkirchen vorsterst bestehen. „Hier kommt nichts Klares dabei raus“, hieß es aus den Zuschauerreihen. Am meisten Unverständnis herrschte am Ende über den Standort und die Frage, warum die Antenne in Mitten des Ortes aufgestellt werden soll, statt außerhalb – trotz der Erklärungsversuche des Telekom-Technikers.

Die Entscheidung, ob ein Mast in Bernsburg auf dem Dorfgemeinschaftshaus errichtet werden soll, liegt bei der Gemeindevertretung. Inwiefern diese die Kritiken und Wünsche der Bürger mit in die Entscheidung einfließen lässt, das bleibt abzuwarten.

6 Gedanken zu “Unmut über Mobilfunkausbau in Antrifftal

  1. Die Telekom errichtet einen Mobilfunkmast
    plötzlich klagte eine Frau über Kopfschmerzen.
    Sie sammelte über 500 Unterschriften gegen
    den Mast.
    Ein Telekomsprecher:
    „Wie schlimm muss das werden,wenn wir den
    Mast nächsten Monat in Betrieb nehmen.“

  2. Wenn man sich mit Strahlung auskennt würde man das so nicht schreiben! Es gibt auch Leute die ständig der Strahlung ausgesetzt sind (beruflich) und froh sind zu Hause in idyllischer Landschaft zu leben.
    Langzeitstudien über die Auswirkungen gibt es leider noch nicht, somit auch keine Erkenntnisse, was wir damit unseren Kindern antun die 24/7 unter dem Masten mitten im Ort aufwachsen!
    Ich würde es befürworten wenn sich „Total Gaga“ als Versuchsobjekt bereiterklärt.

    Ich selbst arbeite regelmäßig aus dem HO in Bernsburg, (schon seit ca. 5 Jahren!!!) telefoniere mit dem Smartphone und das Internet läuft besser als bei manchen Kollegen aus der Großstadt!
    Warum dann mitten im Ort so ein Schandfleck aufstellen?

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  3. Die Bernsburger sollten bei der nächsten Kommunalwahl besser aufpassen. Kaul, Schwarzburg und Korell verweigern sich dem Fortschritt und gehören schnellstmöglich abgewählt.

    Der Dame aus ruhlkirchen haben die Funkstrahlen wohl schon etwas zugesetzt, sonst würde sie sich nicht so äußern.
    Oh Mann!!!

  4. Alle Welt weiß wie dringend Mobilfunk benötigt wird, nur in bernsburg ist man sich darüber nicht bewusst. Wissen die Gegner eigentlich, was sie sich und vor allen Dingen ihren Kindern da für ein Bein stellen? Die Arbeitsplätze von morgen werden ohne Handy und Internet nicht mehr auskommen.

    Der Ortsvorsteher Matthias Kaul soll sich mal anschauen wo er arbeitet. Wenn man sich das Dach der Polizeistation Alsfeld anschaut, weiß man dass er dort ständiger Funkstrahlung ausgesetzt ist. Ebenso andere Kritiker , die sich eine Pv Anlage auf das Dach montieren und glauben die wäre ganz ohne Strahlung zu haben.

    Einfach nur lächerlich diese Gemeindevertreter!

    Am besten ist allerdings eine Dame aus dem Ortsteil Ruhlkirchen. Die schießt den Vogel ab, indem sie einen Sendeanlage für einen Internetanbieter am Dach montiert hat, den sie gut bezahlt bekommt, aber sich vor einem Funkmast für Mobilfunk 500 Meter vom Haus entfernt, fürchtet.
    Sorry, aber das ist einfach nur krank.

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