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Kooperation des Gesundheitsamtes mit der Hochschule FuldaMultiresistente Erreger in Vogelsberger Einrichtungen sollen Landesdurchschnitt enstsprechen

VOGELSBERGKREIS (ol). Im vergangenen Sommer hat sich eine Studentin der Hochschule Fulda im Rahmen ihrer Masterarbeit mit dem Thema „Multiresistente Erreger“ (MRE), also Erreger, die unempfindlich gegenüber vieler Antibiotika sind, in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen des Vogelsbergkreises befasst. Zu welchem Ergebnis Sie gekommen ist, das erfahren Sie hier. 

„Auch wenn aus methodischen Gründen die Ergebnisse nicht vollständig generalisierbar sind, weil die Antwortquote nur bei knapp 50 Prozent lag, kann gesagt werden, dass die MRE-Häufigkeit dem Landesdurchschnitt entspricht und die Hygienemaßnahmen in den Einrichtungen des Vogelsbergkreises den allgemeinen Standards der MRE-Netzwerke entsprechen“, lautet das Fazit der Studentin Maren Vehling laut Pressemitteilung des Vogelsbergkreis. Begleitet wurde ihr Projekt von Prof. Dr. Thilo Schlott aus dem Fachbereich Pflege und Gesundheit der Hochschule Fulda.

Experten aus der Region würden die MRE-Situation dennoch als stetige Herausforderung für das medizinische Fach- und Pflegepersonal sehen. Dr. Henrik Reygers, kommissarischer Leiter des Vogelsberger Gesundheitsamts, plädiere schon seit langem für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika: „Seit Jahren schon führen zu häufige und wenig umsichtige Einnahmen dazu, dass Bakterien mit klassischen Antibiotika nicht mehr auszumerzen sind, sich also Resistenzen entwickeln. Sie stellen ein ernstzunehmendes Problem für die öffentliche Gesundheit dar.“

Er setze gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Dr. Elisa Stickler und den Mitgliedern des MRE-Netzwerks Mittelhessen auch auf Patientenaufklärung, denn: „Schon einfache Maßnahmen wie zum Beispiel eine konsequente Händehygiene kann dabei helfen, einer weiteren Ausbreitung von MRE vorzubeugen.“

Das MRE-Netzwerk Mittelhessen wurde 2012 gegründet. Ihm gehören die Uniklinik Gießen, das Regierungspräsidium und seine fünf zugehörigen Landkreise an. Aufgabe des MRE-Netzwerk ist es, das Fachwissen verschiedener medizinischer und pflegerischer Einrichtungen der Region Mittelhessen für die Bekämpfung der multiresistenten Erreger zu bündeln.

Zum Hintergrund:

Laut einer Hochrechnung im Rahmen einer Studie zur Entwicklung multiresistenter Keime, veröffentlicht im Fachblatt „The Lancet Infectious Diseases“ im November 2018, sollen sich 2015 europaweit mehr als 670.000 Patienten mit multiresistenten Erregern infiziert haben, für 33.000 Patienten soll die Infektion tödlich geendet haben.

Besonders gefährdet seien Kleinkinder unter einem Jahr und ältere Menschen über 65 Jahre. Für Deutschland würden die Forscher statistisch mit fast 55.000 Infektionen mit multiresistenten Keimen und mehr als 2300 Todesfällen rechnen. Gemessen an der Bevölkerungszahl landet Deutschland damit im unteren Mittelfeld.

Etwa drei Viertel der Erkrankungen mit antibiotikaresistenten Keimen entstünden in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitssystems, berichten die Forscher weiter. In 39 Prozent der betrachteten Fälle seien die Patienten mit einem Keim infiziert, gegen den auch Reserve-Antibiotika nichts mehr ausrichten können. Die Behandlung einer Infektion ist dann nur noch schwer, teils gar nicht mehr möglich.

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