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Vogelsberger Bäcker stellten sich StollenprüfungNote „sehr gut“ für Stollen heimischer Bäcker

ALSFELD (akr). Wenn es in der ganzen VR Bank in Alsfeld nach leckeren Stollen riecht, dann kann es nur eines bedeuten: Die jährliche Stollenprüfung stand mal wieder an. Von Nuss-, Mohn-, Rotkäppchen -, Champagner- oder Cranberrystollen, Stollenliebhaber wären hier ganz sicher auf ihre Kosten gekommen. Fünf Vogelsberger Bäckereien stellten ihre Stollenkreationen dem Qualitätsprüfer Michael Isensee vom Deutschen Brotinstitut vor, um die Qualität überprüfen zu lassen.

Am Nikolaustag war es wieder so weit: Die jährliche Stollenprüfung stand auf dem Programm, traditionell im Foyer der VR Bank in Alsfeld. Während Michael Isensee vom Deutschen Brotinstitut seit 8.30 Uhr Stollen überprüfte, dekorierten die Kindergartenkinder der Kita am Lieden ein Hexenhaus aus Lebkuchen mit allerhand Leckereien. Der Nikolaus wartete nämlich, dass er das Haus in die Kita bringen kann.

Gemeinsam mit Birgit Günther wurde das Lebkuchenhaus dekoriert. Fotos: akr

Seit rund 27 Jahren bewertet Michael Isensee bereits Brote und Brötchen in Nord- und Mitteldeutschland. Das jüngste Kind, das geprüft wird, sind die weihnachtlichen Stollen. Die Teilnahme an der Prüfung ist freiwillig und dieser stellten sich die Bäckermeister Birgit Günther und Udo Rahn aus Alsfeld, Michael Karl aus Storndorf, Franz-Joseph Selzer aus Ruhlkirchen und Markus Lind aus Romrod. „Es macht einfach Spaß, wir sind eine Gemeinschaft und das präsentieren wir“, begründet Selzer seine Teilnahme. Bäckermeister Karl sieht die Teilnahme auch als Ansporn, als Hilfe, was man besser machen könnte.

Wie viele Stollen jede Bäckerei mitbringen wollte, war ihnen selbst überlassen. Insgesamt kamen 20 zusammen, die von Isensee unter die Lupe genommen wurden. Neben dem traditionellen Butterstollen, den jeder zur Prüfung mitbringen musste, gab es aber auch außergewöhnliche Kreationen wie Champagnerstollen, Rotkäppchenstollen, Cranberry -, oder 1001-Nacht-Stollen.

Auch Landrat Manfred Görig probierte die Stollenkreationen.

Ein klassischer Wettbewerb ist die Stollenprüfung allerdings nicht. Jeder Stollen bekommt entweder die Beurteilung „Sehr gut“, „gut“ oder „nicht prämiert“, wenn das Gebäck weniger als 90 Punkt erreicht. „Jeder Stollen startet mit 100 Punkten und je nach ‚Fehler‘ werden Punkte abgezogen“, erklärte Isensee. Nach sechs Kriterien nimmt der Prüfer die Bewertung vor: Zunächst betrachtet er das Aussehen und die Form, dann die Oberfläche und die Krusteneigenschaften. „Der perfekte Stollen hat eine dünne Kruste und helle Bräunung“, erklärt Isensee.

Zehn verschiedene Sorten Stollen gab es zum probieren.

Auch die Lockerung und das Krumenbild – also das Innere des Stollens – hat er unter die Lupe genommen. Er sollte nämlich weder zu hart noch zu schwach gebacken sein. Weitere Kriterien waren auch die Struktur und Elastizität, wie saftig das weihnachtliche Gebäck also ist, sowie der Geruch und das Aroma. „Ein klassischer Butterstollen sollte nicht nach Gewürzen riechen und auch nicht zu stark nach Gewürzen schmecken“, erklärte der Qualitätsprüfer.

Und dann war es endlich so weit: Zehn von 20 Stollen schnitten mit der Note „sehr gut“ und zehn mit der Note „gut“. Konkret heißt das: Alle 20 Stollen wurden prämiert, jede Bäckerei hatte mindestens einen „sehr guten“ Stollen. Fünf Stollen haben sogar zum dritten Mal hintereinander mit „sehr gut“ abgeschnitten und dafür eine goldene Urkunde erhalten. Das Fazit: Die Vogelsberger Stollen sind alle den Genuss wert.

Weitere Eindrücke:

2 Gedanken zu “Note „sehr gut“ für Stollen heimischer Bäcker

  1. Kein Weihnachtsfest ohne Christstollen! Kaum ein Gebäck steht so sehr für den festlichen Anlass. Doch erinnere ich mich so mancher selbst gebackener Varianten, die den Schneidezähnen über bekamen und den Backenzähnen viel Arbeit machten. Hutzelbrot meets Stollenrezept. Aber ist wirklich der Rindertalg-lastige „Original Dresdner Stollen“ das Maß aller Dinge? Da ist es doch beruhigend, dass das heimische Bäckerhandwerk durchaus in der Lage ist, zeitgemäßere (leichtere!) und trotzdem geschmacklich typisch „stollige“ Varianten herzustellen, die hohen handwerklichen Maßstäben entsprechen.

    1. Also für mich gibt es nur einen Stollen: den gute „Dresdner“ aus dem DDR-Nostalgie-Shop. Egal, was der Landrat sich da mal wieder kostenlos auf der Zunge zergehen lässt, um mit aufs „Krumenbild“ zu kommen, – diese „Varianten“ verstoßen doch alle gegen das Deutsche Reinheitsgebot. Anderswo gibt es auch Smoothie-Bier mit den Zutaten Knackwurst, Spiegelei und Pommes (siehe https://www.youtube.com/watch?v=mtg70jYw53o), aber ist das Bier? Oder überhaupt ein Getränk? Und was soll der geneigte Gebäckverkoster demnach mit Nuss-, Mohn-, Rotkäppchen -, Champagner- oder Cranberrystollen? Was mag wohl der namensgebende Hauptbestandteil des Rotkäppchen-Stollens sein? Ein toter Schäferhund?
      Und dann diese mittelalterlichen Backgebote: „Bezogen auf die Mehlmenge, müssen mindestens 65 Prozent Rosinen im Stollen sein.“ Das klingt ja wie Studentenfutter ohne Nüsse.
      Immerhin nehmen wir diesen Qualitätsprüfer-Spruch mit auf den diesjährigen Festtagsparcours: „Ein klassischer Butterstollen sollte nicht nach Gewürzen riechen und auch nicht zu stark nach Gewürzen schmecken.“ Und auch nicht nach Gewürzgurken, ihr P…nelken!
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      P.S.: Der Watz aus der FAZ (frisch geklaut):
      „Treffen sich zwei Rosinen, eine hat einen Helm auf. Fragt die andere: Warum trägst Du denn einen Helm? – Ich muss gleich noch in’n Stollen!“

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