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Diskussion zur ärztlichen Versorgung im VogelsbergSozialminister Grüttner stellt weitere Gemeindeschwester in Aussicht

MÜCKE (ol). Das Thema der ärztlichen – insbesondere der hausärztlichen –Versorgung und deren Sicherstellung im ländlichen Raum beschäftigt die Menschen im Vogelsberg in jeder Alterskategorie und steht seit Jahren ganz oben auf der Liste der wichtigen Aufgaben in Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik. Auf Einladung des CDU-Landtagskandidaten Michael Ruhl diskutierten zu diesem Thema neben dem Hessischen Minister für Soziales und Gesundheit, Stefan Grüttner auch die Ärztinnen Susanne Sommer und Iris Brunn.

Im seiner Begrüßung zeigte sich Michael Ruhl laut Pressemitteilung der CDU Vogelsberg sehr erfreut, dass neben sehr vielen interessierten Mitbürgern aus der näheren und weiteren Umgebung auch mehrere Hausärzte aus dem westlichen Kreisgebiet und eine Kinderärztin anwesend waren, sowie der CDU-Landtagsabgeordnete Kurt Wiegel und der für das Gesundheitswesen zuständige 1. Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak. Aus heutiger Sicht sei die hausärztliche Versorgung in den meisten Städten und Gemeinden des Vogelsbergkreises noch zufriedenstellend, sagte Ruhl, obwohl es vereinzelt schon Lücken gebe, die hoffentlich geschlossen werden könnten.

Angehende Ärzte mit einem Stipendium Unterstützen

Weil das Durchschnittsalter aller 70 Hausärzte im VB-Kreis derzeit aber bei 57 Jahre liege, müsse man sich um die künftige ärztliche Versorgung nicht nur Sorgen machen, sondern bereits jetzt aktiv etwas gegen einen drohenden Ärztemangel tun. Hierzu berichtete Gesundheitsdezernent und erster Kreisbeigeordneter Dr. Mischak, dass diese Problematik in der Kreisverwaltung schon vor Jahren erkannt wurde und massiv gegen gesteuert werde. So habe man beschlossen, angehende Ärzte mit einem Stipendium finanziell zu unterstützen, weiter organisiere man mit der Universität Marburg Kontakte, dass bereits Medizinstudenten die Möglichkeit bekommen, im Rahmen eines Praktikums alle Facetten des täglichen Arbeitslebens von Landärzten kennen zu lernen.

Sozialminister Grüttner beleuchtete zunächst allgemein die ärztliche Versorgung im Lande Hessen und stellte fest, dass die Organisation der ärztlichen Versorgung (Hausärzte und Fachärzte) in die Zuständigkeit der Kassenärztlichen Vereinigung falle, mit der er als zuständiger Minister deswegen in ständigem Kontakt stehe. So habe man in langen Verhandlungen erreicht, dass die Problematik von Regressforderungen gegen einzelne Ärzte wegen angeblich zu vieler Hausbesuche in einem Quartal deutlich entschärft werden konnte. Auch über die Ausgewogenheit des ärztlichen Honorars bei den unterschiedlichen Fachärzten stehe man im Gespräch. Grüttner habe zudem erläutert, dass die hessische Landesregierung ein besonderes Programm für die Beschäftigung von Gemeindeschwestern aufgelegt habe.

Hier lobte er den Vogelsbergkreis, der beim Land Hessen die Bewilligung von vier Gemeindeschwestern beantragt habe (je eine für jeden Teilraum der ärztlichen Versorgung), von denen leider bisher nur eine Gemeindeschwester bewilligt werden konnte, weil für jeden Landkreis zunächst nur Eine vorgesehen sei. Weil aber mehrere Landkreise in Hessen keinen solchen Antrag gestellt hätten, stellte er dem VB-Kreis eine weitere Gemeindeschwester in Aussicht, die vom Land finanziert werde. Die Gemeindeschwestern könnten unter anderem Hausbesuche erledigen, einfache Behandlungen bei Patienten vornehmen und so die Ärzte spürbar entlasten.

Berichte der Ärztinnen zum Abschluss

Abschluss und Abrundung der Veranstaltung waren die Berichte aus der Praxis der beiden anwesenden Ärztinnen. Susanne Sommer berichtete über ihre Arbeit aus dem Projekt der ärztlichen Versorgung an der Uni Marburg, durch das man gezielt junge Medizinstudenten im Weiterbildungsverbund in den Vogelsberg hole, damit diese den Beruf des Hausarztes direkt erleben könnten und ihrer seit Jahren ausgeübten praktischen Arbeit in einer großen Mücker Hausarztpraxis, die sie in Kürze mit zwei Kollegen übernehmen werde. Iris Brunn gewährte einen Blick in das „Innenleben und den Alltag“ einer jungen Ärztin mit Familie und Kindern.

Bemerkenswert sei, dass 70 Prozent der heutigen Medizinstudenten weiblichen Geschlechts seien. Das werde sich bereits in wenigen Jahren deutlich auswirken auf den Umfang der ärztlichen Berufstätigkeit und die Patienten müssten auch zur Kenntnis nehmen, dass der Arzt bzw. die Ärztin nicht – wie vor Jahren – rund um die Uhr im Einsatz sein könne. Dies alles könne man aber organisieren, damit die herausragend gute ärztliche Versorgung in Deutschland auf dem hohen heutigen Niveau gehalten werden könne. Sie freue sich darauf, ebenfalls in absehbare Zeit in eine bestehende Hausarztpraxis einsteigen zu können.

6 Gedanken zu “Sozialminister Grüttner stellt weitere Gemeindeschwester in Aussicht

  1. Demnächst sollen ja weitere Pfarrstellen im Vogelsbergkreis gestrichen werden (https://www.lauterbacher-anzeiger.de/lokales/vogelsbergkreis/landkreis/streichung-von-pfarrstellen-im-vogelsberg-heikles-thema_19054845). Das können die 1,5 genehmigten Gemeindeschwester dann ja auch noch ausgleichen. Mein großes Vorbild: Gemeindeschwester Agnes aus dem DDR-Fernsehen. Die brachte sogar ein eigenes Mobilitätskonzept mit (https://vimeo.com/64193560) – ganz ohne 350.000 Euro für den Mobilitäts-und-Versorgungs-Forschungsfake „MoDaVo“ zu verbrennen.

  2. @ Verschämte Anmut
    Was da so anmutig verschämt mit abgeschnittenen Köpfen in die Kamera lächelt, versinnbildlicht m.E. einen kritischen Akzent, den die OL-Bildredaktion setzen wollte. Besser lässt sich eine halbherzige Sozialpolitik und die Aussicht auf eine zweite Gemeindeschwester doch auch wirklich kaum ins Bild setzen.
    Aber ist das nicht typisch, dass man uns nun die Gemeindeschwester als „Modellprojekt“ anpreist? (Siehe: https://soziales.hessen.de/presse/pressemitteilung/modellprojekt-wird-weiter-gefoerdert-0)
    Noch 2013 drohte dieser bewährten Institution das „Aus“ (https://www.evangelisch.de/inhalte/90558/30-12-2013/den-gemeindeschwestern-droht-das-aus). Warum? Nur wieder viele Jahre im Kreis gelaufen und dann glücklich da angekommen, wo man gleich hätte bleiben können. Mal sehen, wann man uns angesichts der Finanzierungsprobleme von Kläranlagen das „Modellprojekt Plumpsklo“ vorstellt. Bei der Auftaktveranstaltung mit Priska Hinz auf dem Donnerbalken kann man wegen mir die Köpfe ruhig abschneiden. Horido!

  3. >> Hier lobte er den Vogelsbergkreis, der beim Land Hessen die Bewilligung von vier Gemeindeschwestern beantragt habe (je eine für jeden Teilraum der ärztlichen Versorgung), von denen leider bisher nur eine Gemeindeschwester bewilligt werden konnte, weil für jeden Landkreis zunächst nur Eine vorgesehen sei.<<
    Na, das ist ja mal wieder absurd! Aber typisch für die offizielle Belobigungspraxis. Also hiermit beantrage ich jetzt mal so ca. 186 Gemeindeschwestern (für jede Ortschaft im Vogelsbergkreis eine, wie sich das gehört!) und zieh mir schon mal 'ne saubere Unnerhos an, weil ja gleich der Minister Grüttner vorbei kommt, um mich für meinen unerhörten Beantragungs-Elan zu belobigen, aber mir allerdings auch mitzuteilen, dass die Stelle für die Eine leider schon besetzt sei. Na, ja. Hauptsache gelobt werden. Zur Gestaltung einer angemessenen Feierstunde werde ich dann gleich mal das Blitzenröder Holzbläser-Ensemble zum Einüben der musikalischen Umrahmung bestellen. Geboten werden: Almklausi's Smash-Hit "Du bist die Eine, die ich will" (https://youtu.be/nsTOypAJ2Qo?t=28) und der Biene-Maja-Song (https://youtu.be/2WMJEGpo6NM?t=20) in leicht veränderter Textfassung ("Du bist die eine, die ich meine, kleine Gemeindeschwester Maja…" usw.). Dazu führt das Kompressionsstrumpf-Ballett aus Bösgesäß einen äußerst komprimierten Biene-Maja-Tanz auf (https://youtu.be/P8oreJXGI_U?t=39) und zur Stärkung gibt es Pflaumenkuchen auf die Hand. Mit Wespen. Und Fassbrause. Mit noch mehr Wespen.

  4. @ Hans-Jügen Zimmer
    „Aus heutiger Sicht sei die hausärztliche Versorgung in den meisten Städten und Gemeinden des Vogelsbergkreises noch zufriedenstellend, sagte Ruhl, obwohl es vereinzelt schon Lücken gebe, die hoffentlich geschlossen werden könnten.“
    Eine dürftige oder sogar lückenhafte hausärztliche Versorgung ist nun mal kein Ruhmesblatt für die Lokalpolitik. Daher möchten die Kandidaten nicht, dass ihr Konterfei mit diesem Thema in Verbindung gebracht wird. Da wirkt so ein Blumenstrauß doch viel neutraler. Sie kennen doch den bösen Spruch (Poesiealbum!!!):
    Rosen, Tulpen, Nelken,
    alle Blumen welken,
    nur des Politikers Gesicht
    vergisst der Wähler leider nicht.
    Bis neulich, spätestens zum Wahlsonntag. Bringt Blumen mit. Ein Quantum Trost wird notwendig sein!

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