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Jahresbilanz: 189 Wohnungen neu gebaut – das Baujahr im VogelsbergkreisBauherren investieren „nur“ 63,7 Millionen Euro

VOGELSBERG (ol). Vom Single-Apartment bis zum Bungalow: Im Vogelsbergkreis sind im vergangenen Jahr 189 Neubauwohnungen entstanden – 105 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. 2017 wurden damit zwei Prozent weniger neue Wohnungen gebaut als noch im Vorjahr.

Darauf hat das Verbändebündnis Wohnen hingewiesen, in dem sich Baugewerkschaft IG BAU und Bauwirtschaft zusammengeschlossen haben. Das Bündnis beruft sich bei den Zahlen, laut ihrer Pressemeldung, auf die aktuelle Bau-Bilanz der fertiggestellten Wohngebäude vom Statistischen Bundesamt. Insgesamt haben die Bauherren im Vogelsbergkreis demnach im vergangenen Jahr 63,7 Millionen Euro in den Neubau von Wohnungen investiert. „Das klingt viel. Tatsächlich müsste es aber mehr sein, wenn der Vogelsbergkreis seinen Beitrag zur Wohnraum-Offensive der Bundesregierung leisten will. Denn der Neubau von bezahlbaren Wohnungen ist die einzige effektive Antwort auf steigende Mieten und hohe Immobilienpreise, von denen auch Hessen betroffen ist“, sagte der Regionalleiter der IG BAU in Hessen, Hans-Joachim Rosenbaum vom Verbändebündnis Wohnen.

Mehr tun für bezahlbaren Wohnraum

Insgesamt seien bundesweit im vergangenen Jahr lediglich nicht einmal 285.000 Wohnungen neu gebaut worden. Dabei habe die Große Koalition von CDU/CSU und SPD eine ganz andere Messlatte gelegt: 1,5 Millionen Neubauwohnungen bundesweit bis 2021 – also 375.000 pro Jahr. „Das bedeutet, dass der Wohnungsneubau schon in diesem Jahr um satte 32 Prozent zulegen müsste. Danach sieht es allerdings bislang weder in Hessen noch bundesweit aus“, sagte Rosenbaum.

Das Verbändebündnis Wohnen fordere daher jetzt den Bund, das Land Hessen und auch die Kommunen auf, mehr für den Wohnungsbau zu tun. Vor allem für den bezahlbaren Wohnraum. Also für Menschen ohne „extra dickes Miet-Portemonnaie“: „Gerade für den sozialen Wohnungsbau muss deutlich mehr getan werden. Ebenso für den Neubau von Wohnungen, bei denen sich die Menschen die Miete auch leisten können“, sagte Rosenbaum.

Auch das Wohneigentum im Vogelsbergkreis müsse endlich wieder effektiv gefördert werden. „Es müssen sich wieder mehr Menschen die eigenen vier Wände leisten können – vom Maurer bis zur Industriekauffrau. Handwerker, die Wohnungen bauen, sollten auch in der Lage sein, sich eine eigene Wohnung anzuschaffen“, teilte das Bündnis Wohnen mit.

Wohneigentum sei eine wichtige Altersvorsorge. „Die eigenen vier Wände sind da und haben Bestand – unabhängig davon, wie die Rentenhöhe im Alter schwankt. Sie bieten die Sicherheit eines dauerhaften ‚Daches über dem Kopf‘ – ohne Angst vor Mieterhöhungen oder vor einer Kündigung“, sagte Rosenbaum.

Versprochenes Geld der Kanzlerin wird nicht ausreichen

An die heimischen Bundestagsabgeordneten appelliere das Wohn-Bündnis, dem Wohnungsbau jetzt die „politische Power“ zu geben, die der Bau brauche. „Es kommt darauf an, dass die Bundestagsabgeordneten aus dem Vogelsbergkreis und ganz Hessen in Berlin Farbe bekennen. Sie müssen sich für ein deutlich dickeres Baupaket im nächsten Bundeshaushalt stark machen, von dem dann auch die Menschen im Vogelsbergkreis mehr profitieren“, sagte der Regionalleiter. Die Kanzlerin habe angekündigt, sechs Milliarden Euro für den Wohnungsbau bis 2021 bereitzustellen – also 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Tatsächlich benötigt würden aber mindestens vier Milliarden Euro jährlich.

„Denn im Wohnungsmangel und in steigenden Mieten steckt sozialer Sprengstoff. Gerade beim Neubau von Sozialwohnungen droht ein Desaster, wenn der Bund hier nicht ordentlich Geld in die Hand nimmt und investiert. Tag für Tag fallen Sozialmietwohnungen aus der Bindung. Der Bestand an Wohnungen für Menschen, die einen Wohnberechtigungsschein haben, schmilzt kontinuierlich ab“, warnte Rosenbaum. Eine „Goodwill-Wohnungsbaupolitik“ der Länder, bei der die Zahl der Sozialwohnungen von der Kassenlage abhänge, sei fatal. Auch die geplante Förderung für den altersgerechten Umbau lasse „jede Hoffnung auf einen Sanierungsschub für mehr Seniorenwohnungen gegen Null laufen“. Aber der Vogelsberg brauche gerade auch altersgerechte Wohnungen.

Der Bund müsse dem Wohnungsneubau jetzt „Turbo-Impulse“ geben: Dazu gehören, so das Verbändebündnis Wohnen, zusätzliches Fördergeld und mehr steuerliche Anreize. Wirksam sei insbesondere eine bessere steuerliche Abschreibung – konkret die Erhöhung der AfA von zwei auf dauerhaft drei Prozent. Denn der Bau brauche vor allem verlässliche Rahmenbedingungen, um Fachkräfte und technische Kapazitäten aufbauen zu können. Ebenso müssten alle engagierten und im Kern guten Punkte, die Union und SPD zum Wohnungsbau im GroKo-Koalitionsvertrag vereinbart haben, schnell angepackt werden.

Im Verbändebündnis Wohnen setzten sich die IG Bauen-Agrar-Umwelt, kurz IG BAU, der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel, BDB abgekürzt, und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau, kurz DGfM, gemeinsam für bessere Rahmenbedingungen beim Wohnungsbau ein.

Ein Gedanke zu “Bauherren investieren „nur“ 63,7 Millionen Euro

  1. >> Wohneigentum sei eine wichtige Altersvorsorge. „Die eigenen vier Wände sind da und haben Bestand – unabhängig davon, wie die Rentenhöhe im Alter schwankt. Sie bieten die Sicherheit eines dauerhaften ‚Daches über dem Kopf‘ – ohne Angst vor Mieterhöhungen oder vor einer Kündigung“, sagte Rosenbaum.<<
    Sehr verkürzte Sichtweise! Gerade Menschen mit relativ geringem Einkommen können nur Wohneigentum erwerben, wenn sie früh bauen und langfristig finanzieren bzw. bei späterem Immobilienerwerb auf ein älteres Gebrauchtobjekt zugreifen. Wenn das Wohneigentum dann abbezahlt ist, beginnen die großen Reparaturen. Die Grundstückpflege kann nicht mehr selbst ausgeführt werden, doch für entsprechende Dienstleistungen reicht die Rente nicht. Oft muss die Heizung erneuert und das Leitungssystem ausgetauscht werden. Seniorengerechte Umbauten kommen hinzu.
    Wer hilfsbedürftig wird und gar in die Hände von "rechtlichen Betreuern" fällt, ist sein Eigentum ganz schnell los, notfalls zum Schleuderpreis. Was mit hohen Zinsen finanziert wurde, gerät mit hohem Wertverlust unter den Hammer (Zwangsversteigerung). Und dann kommen u.U. noch die Kommunen mit Straßenbeiträgen oder Herstellungsbeiträgen für Wasser und Abwasser.
    Wohneigentum als Altersvorsorge würde ich also mal mit vielen großen Fragezeichen versehen!
    Also nicht so ein hohles Zeug daherreden, sondern sich einmal wirklich mit der Situation der älteren Immobilienbesitzer auseinandersetzen! Zentrale Fragen müssten sein:
    – Wie kann das Immobilien-Eigentum von Senioren erhalten werden, vor allem wenn das Einkommen sich drastisch verringert (Witwen!) oder hohe Instandhaltungskosten anfallen (Hierunter fallen auch diejenigen für seniorengerechten Umbau!)?
    – Wie können Senioren so lange wie möglich selbständig in ihren Immobilien wohnen bleiben, eventuell durch Wohnpartnerschaften (Hilfe gegen Wohnen, Teilung der Immobilie)?
    Jede Gemeinde braucht ein qualifiziertes Immobilien-Management, das diese Probleme löst!

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