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Teemischungen, Liköre, Gewürzmischungen und Tropfen: Als Kräuterfrau ist sie auf dem Kräuter- und Märchentag in Alsfeld unterwegsKräuterfrau Tanja Adam über das uralte Wissen rund um Kräuter

ALSFELD (akr). In wenigen Tagen ist es soweit, der Alsfelder Kräuter-und Märchentag steht vor der Tür. Wie der Name schon sagt, dreht sich auch einiges um Kräuter. Und wer kennt sich besser mit Beifuß, Hauhechel, Lavendel und anderen Kräutern aus, als die Kräuterfrauen, die auch in diesem Jahr wieder nicht fehlen dürfen. Eine dieser Frauen ist Tanja Adam.

Vor 16 Jahren hat Tanja Adam aus Schotten eine Ausbildung zur Phytotherapeutin gemacht. Seitdem gibt sie ihr Wissen nicht nur innerhalb der Familie weiter. Die 49-jährige Mutter von drei Kindern hat auch einen kleinen Laden. „Alchemilla Kräuterladen“, der auf Anfrage gerne seine Türen öffnet. Der Name Alchemilla kommt von „Alchemilla vulgaris“, was auch übersetzt „die kleine Alchemistin“ heißt. Es ist die lateinische Bezeichnung des Frauenmantels, einer Heilpflanze mit grün-gelben Blüten und mantelförmigen Blättern.

Bevor Tanja Adam am Sonntag durch Alsfelds historische Innenstadt zieht und dort ihr Wissen über Kräuter preis gibt, hat sie sich den Fragen von Oberhessen-live gestellt. Was Kräuterfrauen eigentlich so machen, wie man eine Kräuterexperte und welches Kraut sich perfekt für den Sommer eignet, das erzählt Tanja Adam im Interview und gibt gleichzeitig schon einen kleinen Einblick in das, was die Besucher am Wochenende erwartet.

Interview mit Kräuterfrau Tanja Adam

Oberhessen-live: Als Kräuterfrau ist Ihr Essen wahrscheinlich immer besonders schmackhaft oder?

Tanja Adam: (lacht) Das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, das ist Geschmackssache. Ich verwende häufig andere Kräuter als andere Familien. Weniger Standartkräuter wie Petersilie, Schnittlauch oder so. Eher Wildkräuter wie Brennnessel oder Knoblauchsrauke. Das ist aber nur eine kleine Auswahl.

Kräuterfrau. Eine nicht allzu häufige Bezeichnung. Was kann man sich darunter vorstellen?

Ich stelle beispielsweise Teemischungen, Tröpfchen und Liköre her. Ich veranstalte regelmäßig Kräuterwanderungen, halte Vorträge oder leite Kräuterkurse.

Wie genau kamen Sie dazu Kräuterfrau zu werden?

Das ich Sachen weitergebe und Kräutertees herstelle, mache ich schon seit 16 Jahren. Das liegt aber in der Familie. Mein Großvater und meine Mutter haben mir schon früh viel über Kräuter erzählt. Als Teenager habe ich auch oft Bücher über Kräuter gelesen. Vor 16 Jahren habe ich aber eine Ausbildung zur Phytotherapeutin, also Pflanzenheilkunde, gemacht. Vorher habe ich meine Kenntnisse nur im Rahmen der Familie genutzt.

Ist das dann quasi Ihr Hauptberuf?

Nein, ich bin teilberuflich Kräuterfrau. Teils arbeite ich noch in der Apotheke, ich bin ja gelernte Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte.

Dann dürfte Ihnen Ihr Wissen im täglichen Beruf zugutekommen. 

Ja, auf jeden Fall. Viele wollen ja auch auf Pflanzliches zurückgreifen. Dann ist das natürlich gut, wenn man was empfehlen kann. Dabei kann es sich um Fertigpräparate aber auch um Tees oder ähnliches handeln.

Nur in Notfällen werden keine Kräuter verwendet

Wenn Sie also selbst krank sind, haben Sie sicherlich immer das passende Kraut bereit? Oder ist es so, dass Sie selbst überhaupt nicht mehr krank werden?

Natürlich wird man auch mal krank. Aber das geht relativ schnell vorbei. Da habe ich schon die passenden Kräuter parat. Zu 99 Prozent kann ich mich, einschließlich meiner Familie, heilen.

Braucht es dann überhaupt noch die „herkömmliche Schulmedizin“?

Außer in Notfällen verwende ich nur Kräuter. Wenn natürlich jemand eine Lungenentzündung oder so hat, dann bekommt er auch Antibiotika. Da sträube ich mich nicht gegen. Aber bei gewöhnlichen Erkrankungen reichen Kräuter aus. Auch bei schweren Krankheiten wie Krebs kann man beispielsweise auch zusätzlich Pflanzen einsetzen, zur Kräftigung des Organismus und zur Stärkung des Immunsystems. Da ist die Kombination mit pflanzlichen Medikamenten schon sehr gut.

Momentan ist es sehr warm draußen. Was würde denn beispielsweise gegen das Schwitzen helfen?

Speziell gegen Schwitzen hilft der Salbei. Den kann man sowohl innerlich als auch äußerlich anwenden. Als Tee hemmt er übermäßige Schweißproduktion. Bei äußerlichen Anwendungen als Sut hilft er, dass sich die Schweißdrüsen zusammen ziehen.

Können Sie ein Kraut für die warmen Tage empfehlen?

Ich würde sagen die Minze und ihr erfrischender Geschmack. Man kann sie zum Beispiel als Tee trinken, dann kühlt sie von innen. Wildrosen haben auch einen kühlenden Effekt, sei es im Essen oder in Getränken. Und natürlich auch der Giersch, der sich auch gut als Gewürz beim Grillen eignet, wie in Soßen.

Jetzt haben wir schon viele verschiedene Kräuter gehört. Wie viele gibt es denn eigentlich insgesamt?

Zu viele. Das kann man nicht in einer Zahl zusammenfassen.

Liköre, Gewürzmischungen, Teemischungen, exotische Kräuter und vieles mehr

Das dachten wir uns fast. Wie schafft man es dann, sich alle diese Kräuter zu merken?

Man kann sich nicht alle merken. Es kommen immer wieder neue Kräuter dazu, man merkt sich das nach und nach. Auf Kräuterwanderung lernt man viele kennen. Man beschäftigt sich einfach eine Zeit lang mit einer Pflanze. Danach kennt man sie. Es ist nicht so, als nehme man sich vor, man müsse im Sommer jetzt 100 neue Kräuter lernen – das ist nicht wie Vokabeln lernen.

Was sind denn Ihre Lieblingskräuter?

In der Küche benutzte ich gerne Giersch, weil er so vielseitig ist. Viele Gärtner hassen ihn, weil er einfach überall wächst. Dabei ist er sehr pflegeleicht und man kann ihn für alles mögliche einsetzen. Geschmacklich ist er quasi eine Mischung aus Petersilie, Sellerie und Möhrengrün.

Am 10. Juni sind Sie auf dem Alsfelder Kräutermarkt. Auf was dürfen sich die Besucher denn freuen?

Auf ganz viele verschiedene Teemischungen aus heimischen aber auch exotischen Kräutern, selbst hergestellte Kräutertropfen, Liköre und Gewürzmischungen. Der Schwerpunkt liegt natürlich – wie soll es auch anders sein – auf den Kräutern.

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