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Ausstellung "Die Hälfte des Himmels – 55 Frauen & Du" in der Volkshochschule AlsfeldDer Statistik ein Gesicht geben

Alsfeld (tsz). Gewalt an Frauen ist ein Thema, das selten angesprochen wird. Sei es aus Scham, aus Respekt, oder aus Angst. Wie wichtig es jedoch ist, eben nicht weg zu schauen, das zeigt Annette Schiffmanns Ausstellung „Die Hälfte des Himmels – 55 Frauen & Du“, deren Eröffnung am Donnerstagabend in der Volkshochschule in Alsfeld stattfand.

Ein kleiner Sektempfang. Ein Saal voller Menschen, ungefähr 50 an der Zahl. Zum Auftakt ein Musikstück, vorgetragen von zwei Schülerinnen der Alsfelder Musikschule. So begann die erste Vernissage in der Volkshochschule in Alsfeld.

Zur Eröffnung ergreift Dr. Jens Mischak das Wort. „Gewalt an Frauen ist ein Thema, das uns alle angeht und ein Thema, welches nicht nur in Großstädten, sondern auch in ländlichen Regionen wie dem Vogelsbergkreis eine Rolle spielt“, sagt Mischak. Es sei wichtig, sich dabei nicht nur mit den Tätern zu befassen, sondern auch mit den Opfern – ein Klima zum Hinsehen fördern, statt wegzuschauen. Dass sich im vergangenen Jahr etwa 100 Frauen und 60 Kinder an Stellen der Fachstelle für Frauen und Kinder in Not wandten – diese Zahl solle und könne man nicht missachten und müsse den Betroffenen mit mehr Hilfsangeboten entgegenkommen.

Kuratorin Annette Schiffmann über die Beweggründe für ihre Ausstellung „Die Hälfte des Himmels – 55 Frauen & Du“. Fotos: tsz

Auch Stadtrat Heinrich Muhl und auch die Leiterin der Volkshochschule Monika Schenker schließen sich den Worten Mischaks an und betonen die Wichtigkeit des Themas. In Zukunft sollen viele weitere, auch externe Ausstellungen in den neuen Räumlichkeiten der VHS stattfinden. Die Ausstellung „Die Hälfte des Himmels – 55 Frauen & Du“ soll dabei Raum für Dialog geben, um über ein Thema zu sprechen, was heutzutage teilweise noch ein Tabu ist.

Die Beweggründe für die Ausstellung schilderte Kuratorin Annette Schiffmann selbst: Sie wollte den Statistiken von Frauen, die Gewalterfahrungen erlebt haben, ein Gesicht geben. Deswegen machte sie sich auf den Weg und sucht 99 Frauen, welche sie zu ihrer Lebensgeschichte interviewte. Mit fünf Fragen stellt sie diese Frauen in kurzen Portraits dar, dabei achtete sie darauf, die Frauen nicht in der Opferrolle dazustellen. „Ich wollte etwas Schönes über ein grässliches Thema, wie eben das Thema Gewalt, machen“, erklärt Schiffmann ihre Ambitionen. Mit der Ausstellung wandert sie durch Deutschland, teilweise mit der kleineren Ausstellung mit nur 55 Frauen. Die Interviews von Schiffmann können auch in der Ausstellung angehört werden.

55 Portaits von 55 Frauen mit 55 Geschichten – die Gesichter einer Statistik.

Das 100. Portrait ist ein Spiegel. Dieser soll den Besucher zum Teil der Ausstellung werden lassen und ihm Zeit geben, über ein eigenes Leben nachzudenken: Was man erlebt hat, worauf man stolz ist, was einen verletzt hat. Die Besucher scheinen sichtlich bewegt von der Ausstellung. „Aus einer Ausstellung über Frauen und Gewalt wurde so viel mehr. Es ist zu einer Ausstellung über Respekt geworden, darüber wieder aufzustehen, wenn man gefallen ist oder geschubst wurde“, so beschreibt Schiffmann die Entstehung der Ausstellung.

Die Ausstellung „Die Hälfte des Himmels – 55 Frauen & Du“ kann noch bis zum 28. März in der VHS in Alsfeld besucht werden.

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