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5. Unternehmertag in Alsfeld: Bürgermeister Paule über eine belebte Stadt - Gastredner über mögliche ZukunftsperspektivenZukunftsvisionen und der Weg dahin

ALSFELD (ls). Den Saal der Alsfelder Stadthalle in den den Farben der Stadt getaucht, eine gemütliche Atmosphäre, ein Rückblick in ein belebtes vergangenes Jahr und ein Ausblick in eine spannende Zukunft: Es war ein spannender Abend für die Alsfelder Unternehmer, die von der Stadt zum mittlerweile fünften Unternehmertag geladen wurden. Ein zwangloses Beisammensein unter gut 130 Gleichgesinnten, die dem Bürgermeister zuhörten, wie die Alsfelder Wirtschaft sich im vergangenen Jahr entwickelt hat – und von Gastredner Dr. Stefan Carsten, was für die Zukunft neu durchdacht werden muss.

Es hat sich viel getan in der Alsfelder Wirtschaft – und dafür wolle man weiter arbeiten, wenn auch die Unternehmer dabei mehr gefragt sind. Das war die Botschaft von Bürgermeister Stephan Paule, der als Gastgeber zur mittlerweile schon fünften Auflage des Unternehmertags auf das vergangene Jahr einging und Ziele der Wirtschaftsförderung für das kommende Jahr erklärte. Unter dem Motto „Alsfeld, das Beste aus Land und Metropole“ sollte es an diesem Abend um die Zukunft des Stadt gehen.

Einen Rückblick auf das vergangene Jahr bot Bürgermeister Stephan Paule gleich am Anfang. Fotos: ls

„Die Stadt bewirkt nicht nur nach innen etwas, besonders stolz bin ich darauf, dass die Stadt auch nach außen wirkt“, resümierte Paule. Gemeint war damit die positive Außenwerbung durch die Nominierung der Stadt im Geo-Magazin, diverse Fernsehberichte durch den Hr und auch die positive Außenwirkung durch Bewertung auf dem Youtube-Kanal von „Leni und Toni“, die mittlerweile eine eigene Sendung auf dem Fernsehsender Vox bekommen haben. „Vielleicht haben wir ja sogar das Glück, dass wir auch dort nochmal vorkommen“, blickte der Bürgermeister optimistisch in die Zukunft.

Musikalisch umrahmt wurden die Vorträge von der Alsfelder Musikschule.

Aber auch sonst gab es einiges Positives aus dem vergangenen Jahr zu verzeichnen: Das ins Leben gerufene Standortprojekt BID, bei dem es sich um ein Programm zur Attraktivitätssteigerung der Stadt handelt, bei dem Ladeninhaber und Vermieter gemeinsam arbeiten, das mietfreie Startquartal, das von jungen Gründern in Anspruch genommen wird und die Förderung durch „Fachwerkstadt Alsfeld“, bei dem sich einige Alsfelder um Fördergelder zur Verschönerung ihrer Häuser bewarben. Die Ergebnisse einer in Auftrag gegebenen Chancenstudie stehen noch aus und auch das Projekt „Alsfeld.Digital“, steht noch in den Startlöchern. Genaueres zu beidem wolle allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt geben, das gebe es erst, sobald es „spruchreif“ sei.

Paules Appell: Unternehmerischer Mut zahlt sich aus

Auch in Sachen Geschäftswelt gab es einige interessante und positive Aspekte: Das Casino Carré eröffnete im vergangenen Jahr, Bell Equipment eröffnete, auch die Firma Gorsler expandierte innerhalb der Stadt und sowohl im Dirsröder Feld als auch im Industriegebiet Ost rollen die Bagger fleißig. „In Alsfeld zeigt sich: Wenn das Angebot da ist, dann lässt auch die Nachfrage nicht lange auf sich warten“, erklärte Paule und forderte gleichzeitig die Unternehmer auf, Mut zu zeigen und zu investieren. Paules Paradebeispiel: Das Alte Postamt, das vom Alsfelder Geschäftsmann Torsten Schneider gekauft und saniert wurde. Dafür sprach das Stadtoberhaupt ein großes Lob für den unternehmerischen Mut aus.

Die Eröffnung des Casino Carré war nur ein positives Ereignis im vergangenen Jahr. Aber auch an der Villa Raab tut sich einiges.

Doch auch im kommenden Jahr soll sich noch so einiges tun: Ein Gründerzentrum soll entstehen, die Vr Bank Hessenland plane langfristig auf dem Bückinggelände, AEM Service siedele sich in Alsfeld an und die Akademie für Pflegeberufe und Management ziehe in das Gebäude der Commerzbank. Außerdem sei die Zahl der Beschäftigten in Alsfeld im vergangenen Jahre wieder gewachsen: auf 6736 Beschäftigte – 256 mehr als noch im letzten Jahr. Die Erkenntnis und gleichzeitig der Appell: Unternehmerischer Mut zahle sich aus und dafür müsse man neu- oder umdenken.

Vortrag: Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten „Alsfeld 2050“

Darauf lief es auch im Vortrag des Gastredners Dr. Stefan Carsten hinaus: Der Zukunftsforscher und Stadtgeograph arbeitete bei dem Autohersteller Daimler und machte sich vor einigen Jahren als Berater selbstständig. Er malte ähnlich wie Paule selbst, ein positives Bild der Zukunft. „Um in die Zukunft zu sehen, muss man immer ein bisschen über den eigenen Tellerrand hinaus schauen“, stellte er gleich am Anfang fest. Und das zeigte sich auch im weiteren Verlauf seines Vortrags. Wenn man von Zukunft spreche, dann gebe es, wie er erklärte, nur den Plural. Es gebe immer mehrere Visionen, man müsse nur umdenken. Und mehrere Visionen hatte der Zukunftsforscher auch in petto.

Carsten: Für die Zukunft muss man über den Tellerrand schauen.

Das Ziel: Den ländlichen Raum in eine starke Zukunft begleiten. Möglichkeiten gebe es dabei einige: Moderne Wohn- und Bauprojekte, die nicht nur die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, sondern auch potentieller Neubürger auf sich ziehen, mit modernen Technologien Treffpunkte schaffen und den Leerstand nutzen oder aber den öffentlichen Verkehr ausbauen, dessen Bedeutung man gar nicht hoch genug ansetzen könne. „Die Mobilität ist ein zentraler Unterschied zwischen dem ländlichen Raum und den Großstädten. Auf dem Land ist man viel zu abhängig von seinem Auto“, erklärte er und schlug gleichzeitig einen ungewöhnlichen Versuch vor: Den öffentlichen Verkehr für eine kurze Zeit kostenlos zu Verfügung stellen und schauen wie sich die Nachfrage verändere. Das schone außerdem die Umwelt.

„Der ländliche Raum wird immer eine Zukunft haben“

Auch seine weiteren Zukunftsvisionen hingen direkt mit der Umwelt zusammen. Die Solarenergie sei außerdem ein wichtiger Faktor für die Zukunft des ländlichen Raums. „An dieser Stelle wird oft darauf hingewiesen, dass sich durch Solarenergie die Landschaft verändert. Das stimmt. Aber wir sind gerade erst am Anfang und ich denke trotzdem es ist der richtige Weg“, gab es zurück. Auch Passivhäuser und Recyclingkonzepte gehören in die Zukunft. Außerdem müsse sich jedes Unternehmen seiner sozialen Verantwortung bewusst werden. Das höchste Gut sehe er aber in der Kommunikation der Menschen einer kleineren Stadt: Treffpunkte müssen geschaffen werden, durch die die Menschen zusammen kommen. Er sei sich sicher, dass viele Konzepte auch im ländlichen Raum funktionieren können – davon hatte er einige parat.

„Der ländliche Raum hat immer eine Zukunft“, sagt jedenfalls der Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten.

Sein Fazit: „Die Stadt sind gut für das soziale Wohlbefinden, aber ohne den ländlichen Raum, hat die Gesellschaft keine Zukunft“. Je mehr Leute in die Stadt ziehen, desto mehr Leute sehnen sich nach dem Land. Oder wie Carsten zusammenfasste: Der ländliche Raum wird immer eine Zukunft in den vielen verschiedenen Zukünften haben.

Knapp 130 Unternehmer zog der Unternehmertag in die Alsfelder Stadthalle.

Ein Gedanke zu “Zukunftsvisionen und der Weg dahin

  1. Von der Zukunft des ländlichen Raums müssen aber auch möglichst viele der dort schon Wohnenden und potenziell Zuziehenden durch nachvollziehbare Konzepte überzeugt werden. Wirtschaft 4.0 gibt es nur bei günstigen infrastrukturellen Bedingungen. Und die dürfen nicht zu lange auf sich warten lassen. Optimismus im Hinblick auf neue Strukturen des Handels und ein verändertes Verbraucherverhalten ist schön. Aber was heißt das alles konkret? Und wo funktionieren die neuen Konzepte schon?

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