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Vorstellung der Direktkandidaten zur BundestagswahlStart der Wahlserie „6 Kandidaten, 6 Fragen“

REGION (jal). Der Vogelsberg und der Rest der Republik wählen am 24. September einen neuen Bundestag. Sechs Parteien wird eine gute Chance eingeräumt, im neuen Parlament vertreten zu sein. In unserer neuen Serie „6 Kandidaten, 6 Fragen“ möchten wir die Direktkandidaten der großen Parteien für den Gießener Wahlkreis vorstellen und ihnen die Gelegenheit geben, zu sechs wichtigen Themenfeldern Stellung zu beziehen. Los geht es mit der Agrarpolitik.

Die sechs Teile der Serie werden in den kommenden Tagen jeweils um 18 Uhr erscheinen. Die Antworten, welche die Kandidaten uns geschickt haben, geben wir im Wortlaut wieder. In Einzelfällen wurden die Aussagen gekürzt, damit die Texte nicht zu lang werden. Am Ende des Artikels finden Sie Fotos der jeweiligen Kandidaten und einen kurzen Lebenslauf.

Wir haben versucht, bei unseren Fragen sechs Themengebiete abzudecken, von denen wir glauben, dass sie die Wählerinnen und Wähler unserer Region als wichtig und interessant betrachten. Da der Vogelsberg ländlich geprägt ist, starten wir mit einer Frage zur Agrarpolitik. In den kommenden Tagen werden die Kandidaten außerdem zu Themen der Asylpolitik, der Inneren Sicherheit, des Gesundheitswesens und der Arbeitswelt ihren Standpunkt klar mahen. Als letztes bekommen die Kandidaten die Gelegenheit zu erläutern, für welche Projekte, die konkret den Vogelsberg bertreffen, sie sich in Berlin einsetzen möchten.

Tipp: Wenn Sie sich darüber hinaus informieren möchten, welche Partei am Besten zu Ihnen passt, empfehlen wir Ihnen den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung. Hier finden Sie ihn.

Frage 1: Ökologische Landwirtschaft sollte stärker gefördert werden als konventionelle. Wie stehen Sie dazu?

Ali Al-Dailami, Die Linke: „Das finde ich richtig. Der Ökolandbau hat viele positive Wirkungen auf Natur, Mensch und Tier. Neben dem Klimaschutz leistet die ökologische Bewirtschaftungsform auch einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Umso wichtiger ist es, dass der Anteil des Öko-Landbaus steigt.“

Uwe Schulz, AfD: „Die AfD setzt sich für die Stärkung der lokalen Landwirtschaft und von Familienbetrieben ein. Wir wollen regionale Lebensmittelerzeugung und Direktvermarktung fördern. Gentechnik lehnen wir ebenso ab wie Massentierhaltung nach konventionellem Muster. Der Verbraucher muss aber auch akzeptieren, dass er diese Leistung nicht für „Aldi-Preise“ erhält. Unsere Lebensmittel müssen die Preise haben, die sie wert sind, unsere Bauern müssen von dem leben können, was sie erzeugen.“

Eva Goldbach, die Grünen: Der ökologische Landbau bleibt unser Leitbild. Wir GRÜNE wollen dafür sorgen, dass der Ökolandbau in den nächsten sieben Jahren mit einer Milliarde Euro gefördert wird. Aber auch für die konventionelle Landwirtschaft gilt: Die landwirtschaftliche Produktion muss auf der gesamten Fläche umweltverträglicher werden. Wir wollen Bäuerinnen und Bauern den Weg ebnen, dass auch die Landwirtschaft ihre Klimaverpflichtungen erfüllt und bis 2050 von der industriellen Landwirtschaft auf eine klimaneutrale, ökologische Landwirtschaft umstellt. Wir werden bäuerliche Betriebe unterstützen und Existenzgründer*innen fördern, die im Einklang mit der Natur produzieren und unsere gewachsenen Kulturlandschaften bewahren.“

Dr. Helge Braun, CDU: „Ich finde, ökologische und konventionelle Landwirtschaft sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Landwirtschaft insgesamt verdient unsere Unterstützung. Wer jeden Tag hart arbeitet, gesunde Nahrungsmittel produziert und einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege leistet, muss davon auch gut leben können.“

Dr. Hermann Otto Solms, FDP: „Die FDP will die Eigenverantwortlichkeit der Landwirte stärken, kennen sie doch selbst am ehesten die vorgegebenen Standortfaktoren und die beste Produktionstechnologie, um die Nachhaltigkeit der Produktion zu gewährleisten. Dazu gehört auch, dass der Einsatz von chemischen Mitteln auf das geringstmögliche Maß reduziert wird. Gesetzliche Regulierungen, die überproportional und einseitig die Land- und Forstwirtschaft belasten, lehnen wir ab. Bei den zahlreichen Milcherzeugern in der Grünlandwirtschaft im Vogelsberg wird es darauf ankommen, dass die Milchpreise auf einem höheren Niveau stabilisiert werden. Sonst ist deren Existenz gefährdet und damit die Pflege der Kulturlandschaft in dieser auch für den Tourismus höchst attraktiven Region.“

Matthias Körner, SPD: „Gerade unsere heimischen Betriebe – ob konventionell oder mit Öko-Zertifizierung – leisten Großartiges bei der sicheren Versorgung der Bevölkerung mit preisgünstigen und hochwertigen Lebensmitteln. Klar ist: Regionale Produkte zu kaufen schützt die Umwelt und unterstützt die heimischen Betriebe. Initiativen wie beispielsweise der Feierabend-Markt in Groß-Felda sind ein beispielhaftes Vorbild dörflichen Gemeinsinns und fördern die regionalen Wirtschaftskreisläufe.“

Die Kandidaten im Überblick

Foto: Al-Dailami

Ali Al-Dailami, Die LInke: Ali Al-Dailami wurde 1981 in Sana/a, der Hauptstadt des Jemens geboren. Anfang der 90er Jahre ist er als Sohn politischer Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Ab dem 13. Lebensjahr ist er in Kinder- und Jugendheimen großgeworden. Er absolvierte eine Lehre als Restaurantfachmann und hat, wie er selbst sagt, eigene Erfahrungen mit Hartz IV und Leiharbeit gemacht. Zurzeit ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter. 2006 trat Al-Dailami in Die Linke ein. Von 2008 bis 2016 war er Mitglied des Bundesvorstands, seit 2013 ist er der Vorsitzende der Partei in Gießen.

Foto: Schulz

Uwe Schulz, AfD: Uwe Schulz wurde 1961 in Gießen geboren und ist dort aufgewachsen. Seit 1998 ist er verheiratet. 1981 machte er sein Abitur, danach leistete er seinen Wehrdienst in Wetzlar. Von 1982 bis 1988 studierte er in Gießen Jura, jedoch ohne das Studium abzuschließen. Seit 20 Jahren ist er Leitender Angestellter in einem Dax-Konzern. Bis Mitte der 90er Jahre war Schulz gut 13 Jahre lang Mitglied der CDU, für die er auch ins Stadtparlament von Pohlheim einzog. Seit 2016 sitzt er für die AfD im Gießener Kreistag.

Eva Goldbach, Die Grünen: Eva Goldbach wurde 1965 in Lauterbach/Frischborn geboren. Nach ihrem Abitur ließ sich sie zur staatlich geprüften Landschaftsgärtnerin ausbilden. Es folgte ein Studium der Betriebswirtschaft, welches sie mit einem Diplom abschloss. Von 2011 bis 2016 war sie Kreistagsabgeordnete im Vogelsbergkreis. Seit 2016 ist die Stadtverordnete in Lauterbach, seit 2013 sitzt sie zudem für die Grünen im Hessischen Landtag.

Foto: CDU Alsfeld

Dr. Helge Braun, CDU: Dr. Helge Braun ist 44 Jahre alt und verheiratet. Sein erlernter Beruf ist Arzt. Von 2002 bis 2005 war und von 2009 bis heute ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 2009 bis 2013 war er Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung. Seit 2013 ist er Staatsminister bei der Bundeskanzlerin.

Foto: Solms

Dr. Hermann Otto Solms, FDP: Dr. Hermann Otto Solms ist 76 Jahre alt und stammt aus Lich. Er ist verheiratet und hat drei Töchter. Bevor er seine politische Karriere startete, arbeitete er als Bankkaufmann. Solms war von 1980 bis 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1991 bis 1998 Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion und von 1998 bis 2013 Vizepräsident des Bundestages.

Foto: Körner

Matthias Körner, SPD: Matthias Körner wurde 1969 in Kassel geboren, heute lebt er in Gießen. Nach dem Realschulabschluss absolvierte er 1985 eine Ausbildung zum Maschinenschlosser im Bundesbahnausbesserungswerk Kassel. Nach einer Weiterbildung arbeitete er als Rangierarbeiter. In seiner Zeit bei der Bah wurde er mehrfach in Jugendvertretungen gewählt. In der Alexander-Schmorell-Schule für Körperbehinderte leistete er seinen Zivildienst. Später engagierte er sich beim DGB. Für die SPD sitzt der Unterbezirksvorsitzende im Gießener Kreistag. Körner ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter.

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