Rund 80 Besucher engagierten sich am Tag der Arbeit für bessere ArbeitnehmerrechteMaikundgebung: „Das muss uns Sorgen machen“
ALSFELD (cdl). Ein besseres Rentenniveau, der Wandel der Arbeitswelt in Zeiten der Digitalisierung, Fachkräftemangel, aber auch ein Blick auf den weltweiten politischen Wandel waren die zentralen Themen der Maikundgebung auf dem Alsfelder Marktplatz.
Informationsstände der einzelnen Gewerkschaften und der gewerkschaftsnahen Parteien sowie musikalische Umrahmung bestimmten traditionell das Bild des Alsfelder Marktplatzes am Tag der Arbeit auf der Maikundgebung. Die Mairede hielt in diesem Jahr der Geschäftsführer des DGB Mittelhessen Matthias Körner. Außerdem kamen einzelne Gewerkschafts- und Parteivertreter zu Wort, um sich für Abreitnehmergerechtigkeit getreu dem Motto der diesjährigen Kundgebungen „Wir sind viele. Wir sind eins.“, einzusetzen.
Seit Jahrtausenden sei die Menschheit davon überzeugt, dass die nachkommende Generation die Zukunft nicht gestalten könne. Dabei habe das doch immer geklappt. „Unsere junge Generation ist gar nicht so schlecht“, eröffnete Körner seine Mairede. Seit der Nachkriegszeit sei Europa immer weiter zusammengewachsen und alle hätten gedacht, dass das so weiter gehe. Diese Zeiten seien jetzt aber vorbei. Schon in wenigen Jahren könnte der UN-Sicherheitsrat aus einer französischen Faschistin, einer englischen Europafeindlichen, einem amerikanischen Chauvinisten, einer chinesischen Parteiendiktatur und einem russischen Autokraten bestehen. „Das muss uns Sorgen machen“, so Körner. Der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen trete in den Hintergrund, wenn der weltweite Frieden in Gefahr gerate. „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts“, bekräftigte der Gewerkschafter.
„50 Prozent von einem Scheiß Einkommen sind immer noch eine Scheiß Rente“
Gewerkschaften würden oft als ewig gestrige beschimpft, jedoch hätten sie seit 150 Jahren für den sozialen Fortschritt gekämpft. Den acht Stunden Tag, Erholungsurlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Abschaffung der Kinderarbeit, das habe alles erkämpft und erstritten werden müssen. Man müsse sich weiterhin intensiv Gedanken um die Zukunft machen.
Heute gehe es den Rentnern noch gut, aber nicht den Menschen, die in 25 oder 30 Jahren in Rente gehen wollten. Derzeit rechne man mit etwa 43 Prozent des Nettolohns und gerade Frauen mit unterbrochenen Arbeitsverhältnissen hätten es besonders schwierig. Es gebe zwei Stellschrauben, um dem entgegenzuwirken. Man müsse das Rentenniveau mindestens wieder auf 50 Prozent des Nettolohns anheben, sei eine zentrale Forderung des DGB. Dabei müsse man auch über Beitragserhöhungen reden, auch wenn das niemand hören wolle. Auf der anderen Seite müsse man aber auch über die Nettoeinkommen reden. „50 Prozent von einem Scheiß Einkommen sind immer noch eine Scheiß Rente“, so Körner.
Neue Arbeitsregeln in Zeiten der Digitalisierung
Die Digitalisierung der Arbeitswelt schaffe viele neue Herausforderungen. Arbeitnehmer seien heute über ihr Smartphone rund um die Uhr verfügbar. Was früher eine Ausnahme gewesen sei, sei heute für viele Arbeitnehmer normal. Da würden im Urlaub Mails geschrieben und gearbeitet. Mittlerweile gebe es viele Arbeitnehmer unter 30 Jahren mit Burn-out-Syndrom. Die Digitalisierung werde trotz ihrer Möglichkeiten schief gehen, wenn man keine entsprechenden Regeln finde.
Flexibilisierung habe bisher geheißen, dass Arbeitnehmer immer verfügbarer würden. „Wir müssen zu Regeln kommen, die Zeitsouveränität bedeuten“, forderte Körner. Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit müsse vor dem Hintergrund der Digitalisierung besser gestaltet werden. Es dürfe keine Arbeitswelt in der Zukunft geben, die die Leute nur verbrauche und ausstoße. Jetzt müsse man sich intensiv mit der Frage der Digitalisierung und der Veränderung der Arbeitswelt auseinandersetzen, um schlechten Entwicklungen entgegenzuwirken.
Bessere Arbeitsverhältnisse und Ausbildungsbedingungen gegen den Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel wachse, obwohl 20 Prozent der Auzubildenden sich nach ihrer Ausbildung arbeitslos melden müssten. Unter 30-Jährige hätten oft nur befristete Jobs und Teilzeitstellen. Wer den Fachkräftemangel beseitigen wolle, müsse bessere Arbeitsverhältnisse und Ausbildungsbedingungen schaffen.
Hier spiele auch die Integration von Flüchtlingen eine Rolle, die man in Arbeit bringen müsse. Daher habe man die „3+2“ auf den Weg gebracht. Drei Jahre Ausbildung und zwei weitere Jahre beim Unternehmen wären den Auszubildenden und den Unternehmen zugesichert worden. Trotz dieser Zusage würden diese Jugendlichen aus den Betrieben abgeholt und abgeschoben. Das sei nicht nur schlimm für die Jugendlichen, sondern auch nicht gut für die Betriebe. Generell müsse man jedem ermöglichen, einen Beitrag an der Gesellschaft zu leisten. Er dürfe nicht an seiner Hautfarbe, Religion oder an einer sexuellen Neigung gemessen werden.
Es gebe nicht nur viel Erreichtes zu verteidigen, sondern in Zukunft auch viel Neues zu erstreiten. Die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft sei nicht einfach irgendetwas. „Es gibt historisch und international kein besseres Vorgehen gegen kapitalistische Abzocke als eine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft“, schloss Körner.
Die weiteren Redebeiträge auf den Punkt
Der Vorsitzende des DGB Vogelsberg Bernhard Bender
Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule
Winfried Weber – ver.di
Ferdinand Hareter – IG Metall
Ralf Fei – GEW
Birgit Theis – NGG
Jens Noll – IG Bau
Landtagsabgeordnete Eva Goldbach – Die Grünen
Dr. Christoph Stüber – Fraktionsvorsitzender der SPD Alsfeld
Dietmar Schnell – Kreisvorsitzender Die Linke
Ein paar weitere Eindrücke von der Maikundgebung
Zitat aus dem Text von Herrn Schnell:
„Hunderttausende müssen mit einem Burn-out zum Arzt, während Hunderttausende ohne Arbeit sind. Arbeit muss anders verteilt werden mit einer 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich“
Herr Schnell gibt auf seiner Facebook-Seite als Beruf an: Hausmann
…ohne Kommentar…!
Kein AfD-Redner? Naja, was soll auch eine so eine gute Partei bei den Proletariern, die sind ja eh alle linksgrünversifft!
Richtig aber last mich in Ruhe ist das Motto.Ich sehe potenzielle Bürgen auf jedem Foto. Richtig @ Martin Groß
Fachkräftemangel dürfte es nicht mehr geben! 2015 kamen laut damaliger Aussage von A, Merkel und Gabriel fast nur Fachkräfte zu uns.Wer kein Bleiberecht,nach Deutschem Gesetz,hat muss natürlich abgeschoben werde. Es kann ja jeder eine Bürgschaft übernehmen. Also wo ist das Problem?So nach dem Motto: Wasch mich, aber mach mich nicht nass!
Maikundgebungen sind ein Fass ohne Boden. Es ändert sich im großen und ganzen nichts. Da können Lokalpolitiker noch so sehr Reden schwingen. Vor allen die Gewerkschaften sollen den Mund halten. Deren Bosse sanieren sich doch auf Kosten der Mitglieder. Letztlich wird auch bei Kundgebungen alles vom Blatt abgelesen und somit wird nichts gesagt. Alles reine Show.