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Bio, regional und zu fairen Preisen: Melchiorsgrund eröffnet Café „Wilde Kuh“ in RenzendorfMelchiorsgrund eröffnet „Wilde Kuh“

ALSFELD (ls). Eine Mischung aus modern und rustikal. Ein dunkler Holzboden, ausgefallene Deckenleuchten, leuchtende Farben, aufwendige Außenmalereien und eine gemütliche Holztheke – und natürlich alles: Made by Melchiorsgrund. Am Donnerstag eröffnet die „Wilde Kuh“ in Renzendorf und schließt damit wieder die Lücke in Sachen Café in Schwalmtal.

In sich geschlossen, eigenständig und ziemlich weit ab vom Schuss liegt das kleine Dorf zwischen Wald und Wiese ein paar Kilometer und einen holprigen Feldweg von Hopfgarten entfernt. Viel von innen dringt dabei nicht nach außen – wie eine eigene, kleine Welt mit alten Fachwerkhäusern und kleinen Holzhäusern und genau darauf hatte es die Therapieeinrichtung Melchiorsgrund bei ihrer Entstehung abgesehen. Doch damit soll schon seit längerem Schluss sein.

Etwas abgelegen, aber in sich geschlossen: Der Melchiorsgrund verfolgt ein Konzept, dass auch im neuen Laden entscheidend ist. Fotos: ls

Aus diesem Grund eröffnet die Einrichtung schon in dieser Woche einen kleinen Laden in Renzendorf, wo es neben Bio-Kaffee der Rösterei „Kaffeekultur“ aus Fulda weitere Backwaren von Antoniusheim, belegte Brötchen mit dem berühmten Rohmilchkäse aus dem Melchiorsgrund und mit Wurst von Hephata geben wird. Seit einem Jahr hat die kleine Bäckerei in der ehemaligen Tankstelle in Renzendorf geschlossen. Der Melchiorsgrund haucht dem kleinen Laden endlich wieder leben ein und schließt damit die seit dem entstandene Lücke. Auch kalte Getränke von „Getränke Kratz“ und Käse am Stück wird es dort gleich zu Anfang zu erstehen geben.

Menschennähe als neues Grundkonzept

„Wir wurden oft von den Menschen gefragt, wo es denn unsere Produkte zu kaufen gibt. Die Leute fragen danach und wir haben einfach gemerkt, dass der Melchiorsgrund immer beliebter wird. Früher galten wir hier im Melchiorsgrund oft als autark und die Menschen hatten Berührungsängste. Das wollen wir ändern und haben die Gelegenheit genutzt um alle Menschen an unserem Leben teilnehmen zu lassen“, erklärt Nicola Sczersputowski, die Kunsttherapeutin und Leiterin der Theaterwerkstatt im Melchiorsgrund. Man wolle mehr von sich zeigen und eine neue Willkommenskultur einführen, bei der man sich den Menschen gegenüber öffnet und sich gegen die Stigmatisierung der seelisch Kranken einsetzen, bestätigte auch Vorstandsmitglied und Geschäftsführerin Malgorzata Schiller. Einfach menschennah sein.

Malgorzata Schiller, das Vorstandsmitglied und die Geschäftsführerin des Melchiorsgrundes (mitte) zusammen mit Anja Wessel, die die Leitung des Ladens übernehmen wird, Christoph Ruppel dem Leiter der Personalabteilung und den fleißigen Helfern, die dem Laden noch den letzten Feinschliff verpassen.

Und dazu eigne sich die Eröffnung eines kleinen Ladens besonders gut für. Schon im August des letzten Jahres fingen sie mit der Planung an. Mit über 20 Leuten arbeiteten sie an der Idee und dem Konzept dahinter. „Es war sehr schön zu sehen, dass jeder Bewohner gerne einen Beitrag am neuen Laden leisten wollte“, so Sczersputowski. Schnell war klar: bio, regional und zu fairen Preisen soll es sein – und außerdem den Melchiorsgrund und seine Projekte an den Menschen bringen. Damit war es allerdings nicht getan: Ein komplettes künstlerisches Konzept musste erstellt werden, das sich der Inneneinrichtung und dem Lebensgefühl angleicht und auch ein Name müsste her.

Von der Inneneinrichtung bis zum Namen: Made by Melchiorsgrund

„Die Namensfindung war eine etwas längere Geschichte. Wir haben im Vorfeld alle Ideen gesammelt und hatten dann eine riesige Liste. Danach haben wir abgestimmt“, erklärt Schiller. Der Gewinner: „Wilde Kuh“, dessen Schriftzug die ehemalige Renzendorfer Tankstelle ziert. Aber nicht nur das: Auch Porträtbilder der Kühe verschönern den neuen Laden von außen und bilden den künstlerischen Zusammenhang zwischen dem Lebensgefühl des Melchiorsgrundes und dem neuen Café mit dem typischen Touch.

Porträtbilder der Melchiorsgrunder Kühe zieren den Laden von außen.

Auch das Außenschild und die Wandfarbe von innen wurden passend abgestimmt. „Wir verkaufen dort biologische Produkte und natürlich auch ein Lebensgefühl. Diese Besonderheit haben wir gemeinsam versucht zu visualisieren“, stellt die Kunsttherapeutin heraus. Diese Entschleunigung und Rückbesinnung auf sich selbst war bereits vor der Eröffnung im Laden zu spüren – auch wenn noch nicht alles fertig war. Das Innendesign des Ladens trägt deutlich einen Stempel: Made by Melchiorsgrund.

In der Kunsttherapie wurden zusammen mit Nicola Sczersputowski alle möglichen Ideen und Konzepte für den Laden konzipiert.

Vom Boden über die Regale zu Theke und Tischen bis hin zu den besonderen Lampen wurde hier alles eigens angefertigt. Schreinerarbeiten, Elektroarbeiten und Dekoelemente – alles organisierten die Bewohner selbst und in aufwendiger Eigenarbeit. Ein modernes und rustikales Café. „Zu modern ging natürlich nicht, das passt einfach nicht zum Melchiorsgrund und auch nicht in die Location. Aber zu rustikal ging auch nicht, weil es sonst sehr altbacken wirkt – also haben wir uns für diese Mischung entschieden“, so Schiller. Und dabei stimmten sie alles aufeinander ab.

Das macht neugierig: Lesungen, Eventküche und co.

Zur Eröffnung selbst wird es zehn verschiedene Stückchen und Brötchen zur Auswahl geben – natürlich belegt mit den fast 15 verschiedenen Käsesorten – hergestellt aus der Milch der etwa 100 eigenen Kühe, die im Übrigen alle einen Namen haben – vom Melchiorsgrund und der selbst gemachten Wurst aus Hephata. Anja Wessel wird die Leitung des Ladens übernehmen und zusammen mit den Bewohnern der Therapieeinrichtung führen. Damit ist das Projekt aber noch lange nicht abgeschlossen.

Der Teufel steckt im Detail: Auf wirklich alles achteten die Bewohner bei der Gestaltung des Ladens und schafften damit einen neuen Wohlfühlort.

Noch einige Ideen schlummern in den Köpfen der Geschäftsführung: „Wir haben uns schon viele Sachen überlegt. Sei es die Eventküche mit Raclettekäse-Sandwiches, Lesungen, kleine Theaterstücke, Flammkuchen oder Sonstiges. Wir stehen hier erst am Anfang und da wird noch einiges kommen. Wenn man erst einmal weiß, wie gut diese Produkte sind, dann will man sie auch verbreiten“, verspricht Schiller abschließend. Auch ein Außenbereich sei für die Zukunft bereits anvisiert. Das macht neugierig darauf, was der Melchiorsgrund als nächstes für Ideen hat.

Weitere Eindrücke aus dem Melchiorsgrund und aus dem neuen Laden:

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