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Ein Vormittag bei der Familie Rühl im Hofladen und auf dem Bauernhof„Vogelsberger Entdeckungen“ im Hofladen vorgestellt

ZELL (cdl). „Es ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal unserer Region“, so Wirtschaftsdezernent Dr. Jens Mischak am Donnerstagvormittag in Zell bei der Vorstellung der ‚Vogelsberger Entdeckungen‘ beim Hofladen Rühl. Insgesamt 85 Vogelsberger Direktvermarkter präsentieren sich in der neuen Broschüre.

Dicht gedrängt stehen fast 20 Menschen im kleinen Hofladen in Zell. Denn der Kreis hatte sich überlegt, die Vorstellung bei einem der vielen Direktvermarkter zu veranstalten. Die Familie Rühl gehöre zu den Betrieben mit der längsten Tradition der bäuerlichen Direktvermarktung im Vogelsberg. Zudem leiste der Betrieb mit dem Hofladen einen wichtigen Beitrag zur Grundversorgung auf dem Dorf. Seit 21 Jahren vermarktet die Familie ihre landwirtschaftlich selbst erzeugten Fleisch- und Wurstprodukte im eigenen Hofladen. Bereits seit 28 Jahren hat sie ihren eigenen Stand auf der Konstabler Wache in Frankfurt.

Die Idee hinter der Broschüre ist, die regionalen Anbieter von heimischen Produkten vorzustellen. Denn dort wissen die Verbraucher, woher die Nahrung stammt und wie sie produziert wird. „Es ist eine Leistungsschau geworden, die den ganzen Vogelsbergkreis mit seinen 19 Städten und Gemeinden abbildet“, bekräftigte Mischak. In jeder Stadt oder Gemeinde gebe es mindestens ein Betrieb, der in der Broschüre vertreten sei. Natürlich richte sich die Broschüre auch an Gäste, die in die Region kommen, und somit einen Eindruck über die Vielfalt im Vogelsberg gewinnen könnten. Ein weiteres Ziel sei durch die Bewerbung von Produkten und Bezugsquellen einen Beitrag zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe zu leisten.

Direktvermarkter

Im Hofladen H. & B. Rühl wurde die neue Broschüre vorgestellt.

Großes Interesse der Direktvermarkter an der Broschüre

Die Auflage liege jedoch ganz bewusst bei lediglich 5.000 Exemplaren und sei bei den Gemeinden, Vogelsberg Touristik, beim Verein Natur und Lebensraum, Geipark Vulkanregion Vogelsberg, der Vereinigung Hessischer Direktvermarkter und bei einigen Teilnehmern kostenlos erhältlich. Jedoch kann sie auch online abgerufen werden. Außerdem gebe es bereits Überlegungen eine weitere Broschüre vorzulegen. Schließlich gebe es auch einige Direktvermarkter, die nicht aus dem ‚Foodbereich‘ stammen. Diese solle dann den Fokus auf Kunst und Kultur sowie weiteres Gewerbe richten. Ansprechpartner ist Lorenz Kock vom Amt für Wirtschaft und ländlichen Raum, der federführend bei der Umsetzung der „Vogelsberger Entdeckungen“ gewesen sei.

Als die Idee im Herbst letzten Jahres entstand, habe man sich das ambitionierte Ziel gesteckt, noch bis Ende 2016 fertig zu sein. „Wir waren überwältigt. Innerhalb von acht Wochen haben sich 85 Direktvermarkter bei uns gemeldet“, so Mischak. Gerechnet habe man lediglich mit um die 50. Mit der Broschüre wolle man auch das Image der Region aufpolieren, weil eben die Landwirtschaft und die Landschaftspflege in die Region gehörten. „Was hier produziert wird, kann direkt an den Verbraucher gebracht werden“, so Mischak. Die Bevölkerung wisse oft gar nicht, was man alles im Vogelsbergkreis direkt bei den Vermarktern erwerben kann. Außerdem habe man auch versucht, das Drumherum in der Broschüre abzubilden. Beispielsweise den ‚Tag des Schafes‘ oder das Bergmähwiesenfest.

Vom Besuch ließen sich die Tiere nur ein wenig stören.

Der Hofladen H.& B. Rühl stellt sich vor

Zur Vorstellung der Broschüre hatte sich die Familie die Zeit genommen ihren Betrieb vorzustellen und die Stallungen bei einem Imbiss zu besichtigen. Die Familie produziere zu hundert Prozent eigenes Rindfleisch, bei den Schweinen müsse man jedoch in etwa 20 Prozent zukaufen, berichtete Familienoberhaupt Berhold Rühl. Insgesamt habe der Betrieb fünf Mitarbeiter, zwei Metzger und drei Verkäuferinnen, so Berthold Rühl. Im Hofladen selbst gibt es noch ein kleines Trockensortiment sowie Käse aus dem Melchiors Grund, damit gerade ältere Menschen vor Ort Nahrungsmittel kaufen können.

Dabei habe die Familile Rühl eigentlich gleich drei Betriebe. Sohn Julian hat die Landwirtschaft übernommen. Seine Eltern betreiben die Metzgerei und die Schweinemast, erzählte Julian Rühl. Alle Nahrungsmittel, die er produziere, seien ausschließlich zur Fütterung der Tiere am Hof der Eltern vorgesehen. Dabei habe man in etwa 120 Mastschweine und im Schnitt 45 Mutterkühe plus die gesamte Nachzucht. Das seien derzeit in etwa 150 Großvieh, so Julian Rühl.

„Es ist ein Paradebeispiel eines landwirtschaftlichen Betriebes, alles das, was der Verbraucher will“, lobte die Leiterin des Amts für Wirtschaft und ländlichen Raum Anja Püchner. Beispielsweise die kurzen Wege für die Tiere zum Tansport zum Schlachthof. Auch die 80 Hektar Grünland der Familie könne sie nur bewirtschaften, weil sie die entsprechende Anzahl an Tieren habe. „Wir haben hier eine sehr sehr gute Veredlung der Naturlandschaft“, stellte Püchner heraus.

Infrastruktur im ländlichen Raum erhalten

Berthold Rühl nutzte aber auch die Gelegenheit, um ein wenig Kritik an der Infrastruktur im Vogelsbergkreis zu äußern. Beispielsweise hätten die Schlachthäuser zu kämpfen und somit gebe es immer weniger Möglichkeiten selbst zu schlachten. Daher gab er Mischak mit auf den Weg, sich für den Erhalt des kleinen Schlachthauses in Romrod einzusetzen. Viele Rinder und Bullen müsse er mittlerweile nach Ziegenhain zum Schlachten bringen. Dabei schlachte der Betrieb zweimal in der Woche Schweine und einmal die Woche Großtiere. Das seien pro Woche acht Schweine und ein Stück Großvieh. Zu Anlässen wie Ostern oder Weihnachten, wenn die Nachfrage höher sei, schlachte man auch schon mal zwei Rinder die Woche. Außerdem werde von Mai bis August kein Großvieh geschlachtet. Ebenso gehe die Infrastruktur bei den Molkereiprodukten zurück und diesen Trend gelte es entgegenzuwirken.

Bei der Familie Rühl hat man bewusst auf die Bio-Vermarktung verzichtet. Das habe man versucht, aber der Kontrollaufwand sei zu hoch gewesen. Bei der Vermarktung setze man dagegen ganz auf den eigenen Namen und das komme gut an. Außerdem könne man jederzeit den Hof besichtigen und sich die Haltungsbedingungen und Aufzucht anschauen. Fleisch und Wurst würden im Anschluss ausschließlich an Privatkunden verkauft. Zwei Drittel des Umsatzes mache die Familie dabei mit ihren Verkaufsständen in Frankfurt. Vogelsberger Fleisch und Wurst hätten dort einen guten Namen. Außerdem sei es interessant zu sehen, dass in Frankfurt andere Produkte nachgefragt würden.

Julian Rühl bewirtschaftet bereits seinen eigenen Hof.

Julian Rühl ist Hessens Jahrgangsbester Landwirtschaftsmeister

Dem Nachwuchs ist zu verdanken, dass man noch einmal kräftig in die Außenstallung investiert hat. Einen modernen Stall für die Großviehaufzucht hat die Familie vor wenigen Jahren am Ortsrand von Zell gebaut. Dort haben die Tiere viel Platz und Auslauf. Berthold Rühl sagt, dass man ohne den Sohn sicherlich nicht mehr investiert hätte. Darüber hinaus ist er stolz auf seinen Filius, dass er in so jungen Jahren viel Verantwortung übernimmt. Dass heute noch junge Leute Landwirtschaft machen wollen, sei eben keine Selbstverständlichkeit mehr.

Aber nicht nur in der Praxis hat Julian einiges vorzuweisen. Im letzten Jahr war er Jahrgangsbester bei der Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister. Außerdem hat er sich in den vergangenen Jahren bei der Landjugend engagiert und gehörte schon in der Max-Eyth-Schule zu den besten. Daher muss sich die Familie wohl keine Sorgen um den Fortbestand des Familienbetriebs machen, der somit dann schon in die vierte Generation übergeht.

2 Gedanken zu “„Vogelsberger Entdeckungen“ im Hofladen vorgestellt

  1. Kann man den armen Tieren (meist Jungtiere wie Kälbchen, Ferkel und Lämmer) nicht das schmerzhafte „Durchtackern“ der Ohren für diese vom Staat vorgeschriebenen Deklarationen ersparen? Was sagt der Tierschutz da eigentlich?

  2. Sind bei Rühls schn über Jahre Kunde. Absolut zufrieden mit Qualität und Service.
    Nehme dafür die Anfahrt von 8km
    gerne in Kauf
    Schmidt, Alsfeld

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