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Claudia Ravensburg besuchte die Kindertageseinrichtung Tabaluga in EulerdorfHohe Anforderungen und Kosten für Kindergärten

GREBENAU (cdl). „Solche Kletterhäuschen wie hier habe ich in noch keiner Kita gesehen“, zeigte sich Claudia Ravensburg MdL, Vorsitzende des Ausschusses für Soziales und Integration im Hessischen Landtag beim Rundgang in der Kindertageseinrichtung Tabaluga in Eulersdorf sichtlich angetan.

Auf Initiative von Kurt Wiegel MdL war der Besuch der Sprecherin der hessischen CDU-Landtagsfraktion für Frauen- und Kinderpolitik zustande gekommen. Bürgermeister Lars Wicke (Freie Wähler) empfing gemeinsam mit Martin und Jens Heddrich (beide CDU) sowie Renate Herrmann (Freie Wähler) die Landtagsabgeordneten Claudia Ravensburg und Kurt Wiegel sowie den Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Jens Mischak im Rathaus.

Stellvertretend für die Kindergärten im Vogelsbergkreis und auch in ganz Hessen wurde über Bedeutung der Kinderbetreuung, deren Kosten und Umfang diskutiert. Aus den Kindergärten von einst sind längst Kindertageseinrichtungen geworden, die ganz anderen Ansprüchen gerecht werden müssen.

Trotz sinkender Einwohnerzahlen ist die Anzahl von Kindern in der Kindertageseinrichtung Tabaluga deutlich angestiegen und das Betreuungsangebot ist in den letzten Jahren umfangreicher geworden. Grund dafür ist ein gesellschaftlicher Wandel bei der Kinderbetreuung. In Eulersdorf werden bereits einjährige Kinder ganztags bis 17 Uhr betreut. Dadurch sind in den vergangenen Jahren die Kosten für Personal und Ausstattung immens gestiegen.

Kindertageseinrichtung Tabaluga teuer aber alternativlos

Wicke nutzte die Gelegenheit, um kurz die Region und im Anschluss den „Vorzeigekindergarten“ in Eulersdorf vorzustellen. Seit 1973 existiert der Kindergarten am Standort und betreut derzeit 45 Kinder. „Für vier einjährige braucht es eine Vollzeitstelle. Wir haben in diesem Jahr Personalkosten von 408.000 Euro“, berichtete Wicke. Im Haushaltsplan 2016 weise der Kindergarten ein Defizit von 308.000 Euro aus. Daher wünsche es sich Unterstützung des Landes bei der Kinderbetreuung. Aufgrund der hohen Kosten gebe es leider nur befristete Verträge für die Kindergärtnerinnen und das Personal werde stetig an die Menge der Kinder angepasst.

„Ich lerne heute einen neuen Teil Hessens kennen. Trotzdem kommt mir vieles bekannt vor“, so Ravensburg. Sie selbst stamme aus Waldeck Frankenberg und dort gebe es exakt die gleichen strukturellen Probleme wie im Vogelsberg. Früher sei die Anzahl der Kindergartenplätze nie ein Problem gewesen. Das habe sich überall in Hessen geändert, seit die Eltern für ihre Kinder die Betreuung deutlich früher in Anspruch nehmen.

Heutzutage wollten Mütter nur noch für ein Jahr aus dem Beruf aussteigen. Manche Familien seien dringend auf das doppelte Einkommen angewiesen. Außerdem sei der Wiedereinstieg in den Beruf, wie Ravensburg ihn selbst erlebt habe, nach drei Jahren unheimlich schwierig gewesen. Alle Computerprogramme hätten sich in der Zeit geändert und auch die Kunden wären andere geworden. Wicke forderte die Arbeitgeber zu flexibleren Arbeitszeitmodellen auf. Manche Mütter dürften lediglich ihren alten Job in einer Vollzeitbeschäftigung wieder aufnehmen und nicht in Teilzeit. Bei Behörden wie der Kreisverwaltung sei der Wiedereinstieg in Teilzeit möglich, aber eben nicht bei vielen Arbeitgebern, beklagte der Rathauschef.

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Kurt Wiegel und Claudia Ravensburg waren vom Rundgang durch die Kindertageseinrichtung Tabaluga in Eulersdorf angetan.

Kita Gebühren und deren Abschaffung sind überall ein Thema

„Wir müssen uns vom Vormittagskindergarten verabschieden“, bekräftigte Ravensburg. Jens Heddrich pflichtete der Landtagsabgeordneten bei und berichtete über den Kraftakt, der notwendig geworden sei, um den Kindergarten bis 17 Uhr zu öffnen. Hier sei allerdings die Grenze erreicht, auch wenn alleinerziehenden Müttern im Schichtdienst oder Müttern an der Kasse des Supermarktes nicht vollends geholfen sei. Dr. Mischak wies auf die Möglichkeit von Tagespflegemüttern hin. In Landenhausen sei sogar eine Tagespflegemutter, die Übernachtungsplätze anbiete. Ravensburg brachte in diesem Zusammenhang ein Beispiel in Marburg ein. Dort nutzen Tagespflegemütter die Infrastruktur der Kindergärten für ihr zusätzliches Betreuungsangebot.

Beim Thema Kita Gebühren der Eltern bekundete die Landtagsabgeordnete, dass es zwar wünschenswert sei, die Eltern von den Kindergartenbeiträgen freizustellen. „Mir ist jedoch die hoch qualifizierte Betreuung wichtiger“, bezog Ravensburg Position. Erst im zweiten Schritt sollte man über eine Freistellung nachdenken. Für Familien knapp über der Einkommensgrenze sei es natürlich eine Belastung und sozial schwache Familien würden sowieso von der Beitragspflicht freigestellt. Durch das kommunale Investitionsprogramm (KIP) biete sich für viele Städte und Gemeinden die Möglichkeit auch in die Kindergärten zu investieren.

Kindertageseinrichtungen im Vogelsbergkreis gut aufgestellt

In seiner neuen Funktion als Kreisjugenddezernent nutzte Dr. Mischak die Gelegenheit, für den Vogelsberg als Wohnstandort zu werben. Gerade für junge Familien, die in den Oberzentren Gießen und Fulda arbeiten, sei bezahlbares Wohnen verbunden mit guter Kinderbetreuung attraktiv. Was Kinderbetreuung allgemein angeht, sind wir im Vogelsbergkreis auf einem guten Weg.“ Bestrebungen, wie sie in Nordhessen aufgekommen seien, dass der Kreis die Kinderbetreuung übernehmen soll, erteilte er allerdings eine Absage: „Das wird nicht hinhauen. Wir sind mit unseren finanziellen Mitteln am Anschlag. Die Freistellung der Eltern wird nicht funktionieren.“

Weiterhin diskutierten die Politiker über den Übergang von Kindergarten zur Grundschule. Ravensburg war es wichtig zu betonen, wie wichtig die Verknüpfung der beiden Einrichtungen ist. In Grebenau gibt es seit 40 Jahren eine Besonderheit. Die Kinder verlassen mit fünf Jahren den Kindergarten und gehen in die Vorschule, informierte Wicke. „Sozusagen dauert bei uns die Grundschule fünf Jahre“, erklärte Jens Heddrich.

Kindertageseinrichtung Tabaluga

Eine gesunde und bewusste Ernährung steht in der Kindertageseinrichtung fest auf dem Plan.

In Eulersdorf in der Kindertageseinrichtung Tabaluga zu Besuch

Im Anschluss begrüßte die Leiterin des Kindertageseinrichtung Tabaluga Juliane Frantz die Politiker im Kindergarten und erklärte die Besonderheiten der Einrichtung. Im Gegensatz zu vielen Kindergärten gibt es dort keine Altersgruppen und die Kinder können morgens an einer Magnettafel entscheiden, in welchem Raum sie den Tag verbringen möchten. „Das funktioniert bereits bei den meisten Dreijährigen“, berichtete Frantz, „wir haben keine Gruppenräume, sondern Funktionsräume.“

Ähnlich wie in der Diskussionsrunde zuvor ging sie auf die gestiegenen Anforderungen der Einrichtung durch die Kleinkinder ab einem Jahr ein. Ein extra Schlafraum für die Jüngsten musste eingerichtet und dafür eine eigene Betreuungskraft eingestellt werden. „Anfangs haben wir es mit einem Babyfone versucht.“ Aber in dem Lärm habe man das leicht überhören können. Deshalb sei eine zusätzlich Kraft notwendig geworden.

Über die pädagogische Arbeit hatte sie ebenfalls viel zu berichten. Ob ein gemeinsames gesundes Frühstücksbuffet, ganz ohne Milchschnitte und Fruchtzwerge, oder die Anerkennung des Mathematikums in Gießen zum „Haus der kleinen Forscher“. Sowohl gesunde Ernährung als auch spielerisches Lernen im Bereich der Naturwissenschaften stehen im Kindergarten Tabaluga fest auf dem Programm.

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Am Eingang ist die Plakette für „Kleine Forscher“ angebracht.

Bewegungsmangel bei den Kindern brauchen die Eltern ebenfalls nicht zu befürchten. Im Gebäude hat ein Grebenauer Schreiner Spiel- und Kletterhäuschen errichtet, die insbesondere die Aufmerksamkeit von Ravensburg auf sich zogen. Außerdem steht der Kindertageseinrichtung ein weitläufiges Außengelände mit einem kleinen Bachlauf in der Mitte zur Verfügung.

Den Politikern gab Frantz mit nach Wiesbaden auf den Weg, dass es sich nicht lohnt, am falschen Ende zu sparen. Alles, was man den Kindergärten wegnimmt, muss dann in späteren Jahren das Jugendamt zahlen, so ihre feste Überzeugung. Den Grebenauer Lokalpolitikern ist die Bedeutung ihrer Kindertageseinrichtung trotz immenser Kosten schon lange bewusst. Sie sind stolz auf die Einrichtung und unterstützen sie, so gut es geht.

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu “Hohe Anforderungen und Kosten für Kindergärten

  1. Wie viel Geld wird für Flüchtlinge ausgegeben? Oder für nicht Deutsche? Ein Kindergartenplatz kein Problem. Für Einheimnische und Kinderreiche arbeitende schon! Wer arbeitet muss bezahlen.
    Und das ist sie Wahrheit. Die Dummen sind die die arbeiten und viele Kinder haben. Bitte sagt mir wer von unseren Neubürgern ……………….! Lohnt sich ja nicht. Bekommen doch alles.

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